Dritter Band des Deutschen Familiennamenatlas erschienen

Merkel, Eberlein, Bäuerle: Wie Familiennamen gebildet werden

12.04.2012

Der dritte Band des Deutschen Familiennamenatlas (DFA) ist erschienen. Er behandelt die Morphologie, also die Bildungsweise, der Familiennamen. Die 365 Karten dokumentieren beispielsweise die beeindruckend klare Verteilung der verschiedenen Verkleinerungsendungen wie -el, -lein, -le, -l, -ken, -chen in Namen wie Merkel, Eberlein, Bäuerle, Seidl, Wilke, Schmidtchen. Familiennamen wie Schmidbauer oder Kochwagner, die aus zwei Berufsbezeichnungen zusammengesetzt sind, finden sich fast ausschließlich in Bayern. Bindestrich-Doppelnamen vom Typ Müller-Lüdenscheid beschränken sich noch weitgehend auf das Gebiet der alten Bundesländer (siehe Abbildung), denn das Familienrecht der DDR sah keine Doppelnamen vor.

Der neue Band zur Morphologie beschließt den grammatischen Teil des Atlas mit insgesamt rund 30.000 verschiedenen Namen auf 1.134 Farbkarten. Die ersten beiden Bände des DFA dokumentieren die unterschiedliche Verteilung der Vokale (Band 1) und Konsonanten (Band 2) in Namen, zum Beispiel die Verbreitung von Meier/Meyer/Maier/Mayer, Schmidt/Schmitt/Schmid/Schmied/Schmitz oder Walter/Walther. Die Kommentare zu den Karten informieren unter anderem über die Herkunft und Bedeutung der Namen, über die Verbreitung einzelner Varianten sowie über historische Schreibweisen. In den kommenden drei Jahren folgen drei weitere Bände, die sich mit der Bedeutung und Motivation der Familiennamen befassen: Band 4 gilt den Familiennamen nach der Herkunft und der Wohnstätte, Band 5 den Familiennamen aus Berufsbezeichnungen und aus sogenannten Übernamen, Band 6 den Familiennamen aus Rufnamen.

Der Atlas entsteht als Kooperationsprojekt der Universitäten Freiburg unter der Leitung von Prof. Dr. Konrad Kunze und Mainz unter der Leitung von Prof. Dr. Damaris Nübling und wird seit 2005 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Er bietet nicht nur der Namenforschung ein neues Fundament, indem er den Bestand und die Verbreitung der Familiennamen in der Bundesrepublik Deutschland auf dem Stand von 2005 festhält. Auch anderen Disziplinen von der Sozialgeschichte über die Siedlungs- und Migrationsforschung bis zur Genetik steht nun ein unverzichtbares hilfswissenschaftliches Instrument bereit. Trotz zahlreicher Flucht- und Wanderbewegungen in den vergangenen Jahrhunderten und trotz der modernen Mobilität sind die geschichtlich gewachsenen Namenlandschaften erstaunlich stabil geblieben.