Universitäten Freiburg und Mainz veröffentlichen weltweit einzigartiges Nachschlagewerk
11.12.2009
Der erste Band des Deutschen Familiennamenatlas (DFA) ist erschienen. Wissenschaftler der Universität Freiburg unter der Leitung von Prof. Dr. Konrad Kunze und der Johannes Gutenberg-Universität Mainz um Prof. Dr. Damaris Nübling nutzten dabei erstmals umfassend und systematisch digitale Telefonanschlussdaten, um die Verbreitung der Familiennamen in Deutschland zu erforschen. Germanisten wie Namenkundlern, Dialektforschern, Sprachhistorikern, aber auch Kulturhistorikern, Familienforschern und interessierten Laien steht mit dem Familiennamenatlas ein neuartiges und weltweit einzigartiges Nachschlagewerk zur Verfügung.
Der nun veröffentlichte erste Band widmet sich auf über 800 Seiten den Vokalen der Familiennamen. Beispielsweise wird dargestellt, wie weit sich bei Namen wie Meier, Baier, Seiler usw. die Schreibweisen ei, ey oder ai, ay erstrecken. Kommen etwa Baier und Bayer vorwiegend im Süden vor, so finden sich Beier und Beyer hauptsächlich im Osten der Republik. Während 363 Karten die Verbreitung der Namen und Namengruppen zeigen, kann sich der Leser im Kommentar unter anderem über die Herkunft und Bedeutung der Namen, über die Verbreitung einzelner Varianten und über historische Schreibweisen informieren.
Die Familiennamen sind der einzige Bereich der europäischen Sprachen, der in seiner - sehr ausgeprägten - räumlichen Vielfalt noch höchst unzureichend erfasst ist. Trotz zahlreicher Flucht- und Wanderbewegungen in den vergangenen Jahrhunderten und trotz der modernen Mobilität sind die geschichtlich gewachsenen Namenlandschaften erstaunlich stabil geblieben. Auch häufige Namen lassen sich oft regional exakt eingrenzen. So findet sich Baur fast ausschließlich im schwäbischen Sprachgebiet, Stoiber dicht gedrängt in Ostbayern, Petersen im äußersten Norden.
Dem ersten Band zum Vokalismus folgt in Kürze je ein Band zum Konsonantismus, zur Morphologie, zu den Familiennamen nach der Herkunft und der Wohnstätte, zu den Familiennamen aus Berufsbezeichnungen und den sogenannten Übernamen sowie zu den Familiennamen aus Rufnamen. Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Projekt läuft seit Anfang 2005 und soll bis Anfang 2012 abgeschlossen sein.