Brennpunkt Mainzer City – Langzeitstudie zur Entwicklung der Innenstadt 2011

Teil V: Parken in Mainz und Wiesbaden – (k)eine reine Freude?

07.12.2011

Das Geographische Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) führt seit 2003 eine Langzeitstudie zur Entwicklung der Stadtzentren von Mainz und Wiesbaden durch. Im Abstand von 2 Jahren befragen Geographiestudierende unter Leitung von Prof. Dr. Günter Meyer in der Mainzer und Wiesbadener City jeweils mehr als 2.000 Passanten nach ihrem Einkaufsverhalten und ihrer Beurteilung der beiden Innenstädte. Im Rahmen der "Stadt der Wissenschaft" fand diese Untersuchung in Zusammenarbeit mit dem Amt für Stadtentwicklung im Juni 2011 bereits zum 5. Mal statt. In der Mainzer und Wiesbadener City wurden die Passanten unter anderem nach ihrer Meinung über die Parksituation in der jeweiligen Innenstadt gefragt. Auch Einzelhändler im Mainzer Stadtzentrum wurden zu diesem Thema interviewt.

Beurteilung der Parkmöglichkeiten

Während des 8-jährigen Untersuchungszeitraums wurden die Passanten in den beiden Stadtzentren bei allen Erhebungen gefragt: "Wie beurteilen Sie das Angebot an Parkmöglichkeiten in der Innenstadt von Mainz beziehungsweise Wiesbaden? Als ausreichend, etwas zu gering oder viel zu gering?"


Tab.1: Beurteilung der Parkmöglichkeiten in der Innenstadt durch Passanten in den Hauptgeschäftsstraßen von Mainz und Wiesbaden

Das Urteil der in Mainz Interviewten fällt bei allen Umfragen deutlich schlechter aus als bei den Vergleichserhebungen in Wiesbaden (Tab.1). Bei der jüngsten Untersuchung stuften 42 Prozent der in Mainz Befragten die hiesigen Parkmöglichkeiten als "ausreichend" ein. Die gleiche positive Meinung zur Parkplatzsituation in der Nachbarstadt vertraten sogar 51 Prozent der dort Interviewten. Als "etwas zu gering" charakterisieren 26 Prozent der in Mainz und 22 Prozent der in Wiesbaden erfassten Personen die jeweiligen Parkmöglichkeiten, während 32 Prozent der Mainzer beziehungsweise 27 Prozent der Wiesbadener die Parkverhältnisse am Befragungsort als "viel zu gering" bezeichneten.

Positivere Beurteilung der Parksituation durch Pkw-Nutzer und Auswärtige

Die Innenstadtbesucher, die mit dem Auto in die City von Mainz gefahren sind, schätzen die Parkmöglichkeiten deutlich besser ein als der Durchschnitt aller Befragten: Immerhin 52 Prozent der Pkw-Nutzer beurteilen die Parksituation als ausreichend, nur 23 Prozent von ihnen vertreten die Ansicht, dass die Parkmöglichkeiten in Mainz viel zu gering sind. Dagegen halten nicht mehr als 39 Prozent der Radfahrer, 34 Prozent der Befragten, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln ins Stadtzentrum gekommen sind, und nur 31 Prozent derer, die zu Fuß die Innenstadt aufgesucht haben, die dortige Parksituation für ausreichend. Von dieser letzten Gruppe bezeichnen sogar 44 Prozent die Parkmöglichkeiten als viel zu gering. Die negative Einschätzung dürfte vor allem dadurch bedingt sein, dass die Fußgänger zum größten Teil in der Innenstadt oder in den unmittelbar angrenzenden Gebieten leben und als Anwohner immer wieder mit Parkproblemen konfrontiert werden.

Die gleiche Abfolge zwischen der Verkehrsmittelnutzung beim Besuch der Innenstadt und der Beurteilung der Parkplatzsituation lässt sich auch in Wiesbaden feststellen. Hier bezeichnen sogar 60 Prozent der Pkw-Nutzer die Parkmöglichkeiten in der Innenstadt als ausreichend.

Große Unterschiede sind bei der Einschätzung der Parksituation auch zwischen den einheimischen und auswärtigen Innenstadtbesuchern in Mainz festzustellen. Nur 36 Prozent der in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Wohnenden halten die Parkmöglichkeiten im Stadtzentrum für ausreichend – gegenüber einem weit höheren Vergleichswert von 51 Prozent der Auswärtigen, die diese positive Einschätzung teilen. Dementsprechend meinen nur 24 Prozent der außerhalb Wohnenden im Vergleich zu 38 Prozent der Mainzer, dass die innerstädtischen Parkmöglichkeiten viel zu gering sind.

Die meisten Autofahrer finden gleich einen freien Parkplatz

Entgegen der relativ schlechten Beurteilung der Parkmöglichkeiten haben bei der letzten Erhebung 83 Prozent beziehungsweise. 87 Prozent der Innenstadtbesucher, die mit dem Pkw ins Stadtzentrum gefahren sind, sowohl in Mainz als auch in Wiesbaden sofort einen freien Parkplatz gefunden. In Mainz hatten 7 Prozent gewartet bis ein Parkplatz frei wurde, 6 Prozent hatten vorher vergeblich an ein bis zwei Stellen nach einem Parkplatz gesucht und nur 4 Prozent mussten länger suchen. Bei der Dauer der Parkplatzsuche hat sich in beiden Städten während des 8-jährigen Untersuchungszeitraums kaum etwas geändert.

Zwei Drittel der Innenstadtbesucher halten Parkgebühren in Mainz für viel zu hoch

In den beiden Landeshauptstädten wurden die Passanten auch gefragt: "Wie beurteilen Sie die Parkgebühren in der Innenstadt von Mainz beziehungsweise Wiesbaden? Als angemessen, etwas zu hoch oder viel zu hoch?"


Tab. 2: Beurteilung der Parkgebühren in den Innenstädten von Mainz und Wiesbaden

Es kann kaum überraschen, dass die Parkgebühren in der City generell als zu hoch angesehen werden. Bemerkungswert ist jedoch, dass sich die Beurteilung der Parkgebühren in Mainz seit 2005 immer weiter verschlechtert hat. Der Anteil der Innenstadtbesucher, von denen die Parkgebühren als "viel zu hoch" eingestuft werden, ist in dieser Zeit von 43 Prozent auf 65 Prozent bei der letzten Erhebung angestiegen. Nur 11 Prozent halten die Mainzer Parkgebühren für "angemessen", 24 Prozent beurteilen sie als "etwas zu hoch".

Ein ganz anderes Bild zeigt sich in Wiesbaden. Dort hat sich die Beurteilung der Parkkosten seit 2007 erheblich verbessert. Statt 51 Prozent sind bei der aktuellen Erhebung nur noch 40 Prozent der Innenstadtbesucher der Ansicht, dass die Parkgebühren "viel zu hoch" sind. Mit einem Anteil von 21 Prozent meinen im Vergleich zu Mainz fast doppelt so viele Passanten, dass die Parkgebühren in Wiesbaden "angemessen" sind. Angesichts der geringen Distanz zwischen den beiden Stadtzentren, bedeutet diese unterschiedliche Einschätzung der Parkgebühren zweifellos einen Wettbewerbsnachteil für die Mainzer Innenstadt.

Sind Parkgebühren ein Problem für die Mainzer Innenstadtbesucher?

Nachdem 89 Prozent der Passanten die Parkgebühren in der City von Mainz für etwas oder viel zu hoch halten, stellt sich die Frage, für wie gravierend die Innenstadtbesucher dieses Problem ansehen. Einen Hinweis darauf liefern die Antworten auf die Frage "Was stört Sie am meisten in der Mainzer Innenstadt?" Über zu hohe Parkgebühren klagen nur 5 Prozent der Innenstadtbesucher. Berücksichtigt man alle Antworten, in denen die Parksituation als Störfaktor in der City genannt wird, so erhöht sich der Anteil auf insgesamt 10 Prozent.

Auch bei der Frage "Was sollte Ihrer Ansicht nach als Wichtigstes getan werden, damit die Mainzer Innenstadt für Sie persönlich noch attraktiver wird?", wünschen sich 7 Prozent eine Senkung der Parkgebühren oder kostenlose Kurzparkplätze. Fasst man alle Antworten zusammen, die sich auf eine Verbesserung der Parksituation in der Mainzer Innenstadt beziehen, so steigt der Anteil auf insgesamt 12 Prozent der Passanten, die hier den vordringlichsten Handlungsbedarf sehen.

Wie beurteilen die Einzelhändler die Parkgebühren in der Innenstadt?

Von 292 Einzelhändlern in der Mainzer City, die ebenfalls im Juni 2011 im Rahmen der Studie befragt wurden, gaben 15 Prozent an, dass sie in den zu teuren Parkplätzen eines der Hauptprobleme für die gegenwärtige Geschäftsentwicklung ihres Betriebs sähen. Fehlende Parkplätze nannte jeder zehnte Betriebsleiter als Hauptproblem.

Auf die Frage "Was sollte Ihrer Meinung nach als Wichtigstes getan werden, um die Attraktivität der Mainzer Innenstadt insgesamt zu erhöhen?", forderten sogar 23 Prozent eine Senkung der Parkgebühren, ebenso viele Einzelhändler sprachen sich für eine generelle Verbesserung der Parksituation aus.