Brennpunkt Mainzer City – Langzeitstudie zur Entwicklung der Innenstadt 2011

Teil VII: Wünsche zur Attraktivitätssteigerung der Innenstädte von Mainz und Wiesbaden

14.12.2011

Das Geographische Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) führt seit 2003 eine Langzeitstudie zur Entwicklung der Stadtzentren von Mainz und Wiesbaden durch. Im Abstand von 2 Jahren befragen Geographiestudierende unter Leitung von Prof. Dr. Günter Meyer in der Mainzer und Wiesbadener City jeweils mehr als 2.000 Passanten nach ihrem Einkaufsverhalten und ihrer Beurteilung der beiden Innenstädte. Im Rahmen von "Stadt der Wissenschaft" fand diese Untersuchung in Zusammenarbeit mit dem Amt für Stadtentwicklung im Juni 2011 bereits zum 5. Mal statt.

In der Mainzer und Wiesbadener City wurden die Passanten unter anderem gefragt: "Was sollte als Wichtigstes getan werden, damit die Mainzer/Wiesbadener Innenstadt für Sie persönlich noch attraktiver wird?" Die Frage wurde bewusst offen gestellt, das heißt ohne Antwortvorgaben, um so ein breites Spektrum der individuellen Meinungen zu erfassen. In der folgenden Auflistung werden die Ergebnisse der Befragungen miteinander verglichen, die jeweils in der Pfingstwoche im Juni 2009 und 2011 von Donnerstag bis Samstag in den beiden Städten durchgeführt wurden.

Was sollte getan werden, damit die Mainzer und Wiesbadener Innenstadt noch attraktiver wird?

In der folgenden Liste beziehen sich die roten Zahlen auf Mainz, die blauen auf Wiesbaden; vor dem Querstrich stehen die Angaben für 2011, dahinter für 2009. Die eingeklammerten Zahlen geben die Prozentanteile der befragten Passanten an, die den jeweiligen Vorschlag zur Attraktivitätssteigerung genannt hatten.

Rang 1/1 // 1/1: Verbesserung des Einzelhandelsangebots (23,9/24,7 // 20,5/31,9)

  • Mehr (Fach-)Geschäfte, besonders bei Bekleidung (9,3/8,9 // 12,4/13,1)
  • Neues Einkaufszentrum (4,5/0,8 // 1,3/0,4)
  • Bessere Qualität des Angebots (3,1/7,0 // 2,1/1,4)
  • Keine Ramschläden (1,5/2,5 // 1,4/4,4)
  • Einheitliche und längere Öffnungszeiten (1,5/1,3 // 0,5/0,2)
  • Weniger Filialisten und Kettenläden (1,2/1,2 // 2,0/6,9)

Rang 2/3 // 6/6: Verbesserung der Parkplatzsituation (12,9/10,4 // 4,4/4,2)

  • Senkung der Parkgebühren (7,3/3,9 // 1,2/1,9)
  • Mehr Parkplätze (4,8/4,1 // 2,4/1,9)

Rang 3/2 // 3/2: Stärkere Begrünung, mehr Bäume und Blumen (10,1/10,7 // 7,1/8,7)

Rang 4/5 // 8/10: Verbesserung der Verkehrssituation (7,0/6,0 // 3,8/3,0)

  • Verkehrsberuhigung der Innenstadt (2,3/1,5 // 1,2/1,1)
  • Mehr und bessere Radwege (1,5/1,5 // 1,1/0,6)

Rang 5/7 // 10/8: Mehr Sitzmöglichkeiten (5,3/5,1 // 3,5/3,7)

Rang 6/6 // 4/4: Verbesserung der Gastronomie (4,3/5,3 // 6,1/6,3)

  • Mehr (Straßen-, Eis-) Cafés (3,0/3,2 // 3,1/3,3)

Rang 7/9 // 5/9: Stärkung des Freizeitangebotes (4,0/3,4 // 5,7/3,2)

  • Mehr Veranstaltungen, Feste, Events (1,2/1,1 // 1,5/0,7)
  • Mehr Kinderspielmöglichkeiten und -betreuung (1,1/1,1 // 1,8/1,0)

Rang 8/8 // 2/3: Erhöhung der Sauberkeit (3,6/4,2 // 11,6/6,3)

Rang 9/4 // 7/7: Attraktivere bauliche Gestaltung (2,6/6,8 // 4,1/4,2)

Rang 10/11 // 9/5: Verbesserung der Atmosphäre (1,9/2,3 // 3,8/4,6)

  • Mehr Sicherheit, Polizeipräsenz (0,1/0,4 // 2,0/1,1)

Rang 11/10 // 13/13: Verbesserung der City-Struktur (1,3/2,8 // 0,7/0,8)

Rang 12/12 // 14/14: Verbesserung/Ausweitung der Fußgängerzone (1,2/1,4 // 0,4/0,3)

Rang 13/13 // 11/11: Reduzierung der Baustellen (0,4/1,0 // 2,5/2,3)

Rang 14/14 // 12/12: Angehörige sozialer Randgruppen entfernen (0,4/0,2 // 1,4/1,0)

Hauptforderung nach Verbesserung des Einzelhandelsangebots zur Attraktivitätssteigerung der Innenstadt

In Teil VI der Studie konnte bereits gezeigt werden, dass vor allem Mängel im City-Einzelhandel von den Innenstadtbesuchern kritisiert werden. Daraus resultiert, dass die Forderung nach einer Verbesserung des Einzelhandelsangebot mit weitem Abstand vor allen anderen Vorschlägen an der Spitze der Wünsche zur Attraktivitätssteigerung der Innenstadt steht. Fast jeder 4. in Mainz interviewte Passant (23,9 Prozent) sieht hier die wichtigste Möglichkeit, das Stadtzentrum attraktiver zu machen. Dies sollte insbesondere dadurch erreicht werden, dass mehr neue (Fach-)Geschäfte gerade in der Bekleidungsbranche eröffnet werden (9,3 Prozent), ein Einkaufszentrum errichtet wird (4,5 Prozent) und durch neue Läden mit hochwertigerem Angebot die Qualität des innerstädtischen Einzelhandels angehoben wird (3,1 Prozent). Fasst man die drei Vorschläge zusammen, die alle eine erhebliche Ausweitung der innerstädtischen Verkaufsflächen voraussetzen, so lässt sich dies als ein gewichtiges Votum von 16,9 Prozent der Innenstadtbesucher für den geplanten Bau eines Einkaufzentrums in der Ludwigstraße interpretieren. Dabei ist zu berücksichtigen, dass zum Zeitpunkt der Befragungen im Juni die Diskussion um das Für und Wider des Shopping-Centers gerade erst begonnen hatte.

Bei den weiteren Vorschlägen zur Verbesserung des Einzelhandelsangebots überrascht, dass nur wenige Passanten die Beseitigung der Ramsch- und Billigläden wünschen (1,5 Prozent), obwohl diese Geschäfte zuvor bei den Mängeln des Mainzer City-Einzelhandels am häufigsten kritisiert wurden (6,5 Prozent).

Vergleicht man die Ergebnisse mit der Situation in Wiesbaden, so fällt dort der erhebliche Rückgang bei den Verbesserungswünschen im Einzelhandel auf (Abnahme von 31,9 Prozent auf 20,5 Prozent) – ein klarer Beleg dafür, dass die Innenstadtbesucher positiv auf die beträchtliche Ausweitung der Verkaufsflächen durch das Einkaufszentrum Luisenforum und neuerdings die Dernschen Höfe reagiert haben.

Verbesserung der Parkplatzsituation wichtiger als mehr Grün

Bei den vier vorhergehenden Erhebungen rangierte der Wunsch nach stärkerer Begrünung sowie mehr Bäumen und Blumen in der Innenstadt immer auf dem 2. Platz der Vorschläge zur Attraktivitätssteigerung der Mainzer Innenstadt. Zwar wird dieser Wunsch immer noch von jedem 10. der dort interviewten Passanten genannt (10,1 Prozent); doch hat die Forderung nach einer Verbesserung der Parkplatzsituation jetzt so sehr an Bedeutung gewonnen (12,9 Prozent), dass die beiden Vorschläge ihren Rang getauscht haben. Das zunehmende Verlangen nach einer Senkung der Parkgebühren und kostenlosen Kurzparkplätzen (Anstieg von 3,9 Prozent auf 7,3 Prozent) sowie nach insg. mehr Parkplätzen (4,8 Prozent) ist in Mainz fast dreimal so stark ausgeprägt wie in Wiesbaden, wo nur 4,4 Prozent der Passanten eine Verbesserung der Parksituation fordern.

Weitere Vorschläge zur Steigerung der Attraktivität

Den 4. Platz in der Rangfolge der Wünsche zur Attraktivitätssteigerung der Mainzer Innenstadt nimmt der Vorschlag einer Verbesserung der Verkehrssituation ein (7,0 Prozent), gefolgt von der dringenden Bitte vor allem älterer Menschen mehr Bänke im Stadtzentrum aufzustellen (5,3 Prozent). Bei den Anregungen zur Verbesserung der Gastronomie (4,3 Prozent) wird in erster Linie auf den Bedarf an weiteren Straßen- und Eis-Cafés hingewiesen (3,0 Prozent). Das Freizeitangebot in der Innenstadt sollte durch mehr Veranstaltungen (1,2 Prozent) sowie mehr Spielmöglichkeiten und Betreuungsangebote für Kinder (1,1 Prozent) gestärkt werden.

Ab Rang 8 folgen als vorgeschlagene Verbesserungsmaßnahmen die Erhöhung der Sauberkeit (3,6 Prozent), eine attraktivere Gestaltung der Gebäude in der Innenstadt (2,6 Prozent), insbesondere in der Ludwigsstraße, sowie die Verbesserung der Atmosphäre im Stadtzentrum (1,9 Prozent). Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass in Mainz mehr Sicherheit und stärkere Polizeipräsenz fast gar nicht gefordert werden (0,1 Prozent), in Wiesbaden jedoch eine wesentlich größere Rolle spielt (2,0 Prozent).