Damaris Nübling erhält Akademiepreis des Landes Rheinland-Pfalz

Mainzer Sprachwissenschaftlerin als herausragende und hochqualifizierte Wissenschaftlerin von internationalem Rang gewürdigt

28.11.2013

Die Mainzer Sprachwissenschaftlerin Prof. Dr. Damaris Nübling hat den mit 25.000 Euro dotierten Akademiepreis des Landes Rheinland-Pfalz erhalten. Die Auszeichnung wird jährlich an Persönlichkeiten vergeben, die im Bereich der Hochschulen des Landes herausragende und vorbildhafte Leistungen in Lehre und Forschung erbracht und maßgebend den wissenschaftlichen Nachwuchs gefördert haben. Nübling, so heißt es in der Urkunde, sei eine herausragende und hochqualifizierte Wissenschaftlerin von internationalem Rang. Sie trete mit ihrer gesamten Persönlichkeit für die Einheit und gegenseitige Befruchtung von Forschung und Lehre ein.

"Wir freuen uns, dass wieder eine Geisteswissenschaftlerin unserer Universität diesen renommierten Preis für ihre herausragenden Leistungen in Forschung und Lehre erhalten hat", so Universitätspräsident Prof. Dr. Georg Krausch. Die Vergabe des Akademiepreises an Prof. Dr. Damaris Nübling sei insbesondere auch eine Anerkennung für ihr großes Engagement in der Nachwuchsförderung. Hierzu heißt es in der Urkunde, Nübling stelle durch ihre international anerkannte Forschung und Lehre Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern außergewöhnliche Möglichkeiten für ihre akademische und berufliche Qualifizierung zur Verfügung und fördere diese in ganz besonderem Maße.

Nübling hat an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg Romanistik und Deutsche Philologie studiert und 1991 mit einer Arbeit über Klitika im Deutschen promoviert. Nach ihrer Habilitation in germanischer und nordgermanischer Philologie 1998 nahm die Sprachwissenschaftlerin eine Stelle als Dozentin für germanische und skandinavische Linguistik in Freiburg an und hatte u.a. auch einen Lehrauftrag an der Universität Linköping, Schweden, inne. Im Jahr 2000 folgte ihre Berufung als Professorin für Historische Sprachwissenschaft des Deutschen an die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). 2002 wurde Nübling mit dem Lehrpreis der Universität ausgezeichnet. Sie ist stellvertretende Direktorin des Gutenberg Forschungskollegs (GFK) und in verschiedenen Fach- und Beratungsgremien vertreten.

Ihre Forschungsschwerpunkte sind vor allem die Namenforschung und die Historische Linguistik sowie Sprachwandel und Sprachwandeltheorien. In den Bereich Namenforschung fallen auch die beiden Großprojekte "Deutscher Familiennamenatlas" und "Digitales Familiennamenwörterbuch Deutschlands", die zusammen mit der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg bzw. der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz verfolgt werden.

In ihrem Vortrag im Rahmen der Verleihung des Akademiepreises hat sich Nübling mit der Existenz des Genus, des grammatischen Geschlechts, im Deutschen befasst. Früher wurden Substantive mit dem grammatischen Geschlecht quantifiziert: Maskulina bezeichneten einzelne Gegenstände oder Ereignisse (der Schrei), Feminina Kollektiva (die Schreierei) und Neutra Kontinuativa (das Schreien). "Der Löffel, die Gabel, das Messer – heute leistet das Genus keinen Bedeutungshinweis mehr. Interessant ist jedoch, was man aus diesem semantisch leeren Genussystem in jüngster Zeit gemacht hat", so Nübling. Sie unterscheidet dabei drei Wege der Refunktionalisierung, die alle die Eigennamen betreffen. So wird Genus heute oft genutzt, um einen Hinweis auf die Objektklasse zu geben. Beispielsweise ist "die Kaiser Wilhelm" mit großer Wahrscheinlichkeit ein Schiff und "der Corsa" ein Auto. Dann werden in vielen Dialekten die Vornamen von Mädchen und Frauen ins Neutrum gesetzt wie z.B. "dat Anna", was familiär und freundlich erscheint. Dagegen wirkt die Neutralisierung von Familiennamen, die ebenfalls nur Frauen betrifft, offen aggressiv und degradierend. Nübling zeigt dies am Beispiel von Angela Merkel und der Neutralisierung "das Merkel". Der scheinbare Widerspruch zwischen den kosenden Neutra bei den Rufnamen und den sexistischen bei Familiennamen seien dabei die zwei Seiten der gleichen Medaille, um Frauen auf ohnmächtige Plätze zu verweisen.

Der Akademiepreis wird vom Land Rheinland-Pfalz im Zusammenwirken mit der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz gestiftet. Er soll im Bereich der Hochschulen des Landes herausragende und vorbildhafte Leistungen in Lehre und Forschung auszeichnen. Zugleich soll durch diese Ehrung eine Persönlichkeit hervorgehoben werden, die durch ihr engagiertes Wirken maßgebend den wissenschaftlichen Nachwuchs gefördert hat. In den Jahren zuvor hatten an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz bereits der Atmosphärenphysiker Stephan Borrmann (2004), die Gesangsprofessorin Claudia Eder (2006), die Ägyptologin Ursula Verhoeven-van Elsbergen (2007) und der Mathematiker Manfred Lehn (2011) den Akademiepreis erhalten.