Johannes Gutenberg-Universität Mainz geht mit Vollanträgen für eine Graduiertenschule, 3 Exzellenzcluster und für das Zukunftskonzept in die letzte Runde des Wettbewerbs
02.03.2011
Hervorragender Start in die 2. Phase der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder: Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) geht mit Vollanträgen für eine Graduiertenschule, drei Exzellenzcluster und für das Zukunftskonzept "The Gutenberg Spirit: Moving Minds – Crossing Boundaries" in die abschließende Auswahlrunde. "Wir freuen uns sehr, dass vier unserer Antragsskizzen die Anerkennung der Gutachterkommission gefunden haben. Zudem wird die Universität einen Folgeantrag für die Graduiertenschule der Exzellenz 'Materials Science in Mainz' einreichen. Gerade im Hinblick auf die starke Konkurrenz ist dies eine Bestätigung der internationalen Positionierung unserer Mainzer Materialwissenschaftler, Geowissenschaftler, Physiker und Chemiker", erklärt der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Prof. Dr. Georg Krausch. "Ein besonderer Erfolg ist vor allem auch, dass wir uns die Chancen im Wettbewerb um Aufnahme in den Kreis der 'Exzellenzuniversitäten' bewahrt haben. Wir werden daher in den kommenden Monaten gezielt und konzentriert unser Zukunftskonzept zum projektbezogenen Ausbau der universitären Spitzenforschung weiterentwickeln und alle Kräfte darauf richten, den endgültigen Zuschlag zu erhalten."
Die Gemeinsame Kommission der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und Wissenschaftsrat haben die Johannes Gutenberg-Universität Mainz aufgefordert, für folgende Projekte Vollanträge zu stellen:
Exzellenzcluster zur Förderung der Spitzenforschung
- Earth and the Anthropocene (ERA)
(Erdsystemwissenschaften) - Molecularly Controlled Non-Equilibrium (MCNE)
(Materialwissenschaften) - Precision Physics, Fundamental Interactions and Structure of Matter (PRISMA)
(Kern- und Teilchenphysik sowie Kernchemie)
Zukunftskonzept zum projektbezogenen Ausbau der universitären Spitzenforschung
- The Gutenberg Spirit: Moving Minds – Crossing Boundaries
Zudem wird die Universität einen Folgeantrag bzw. Vollantrag für die Graduiertenschule der Exzellenz "Materials Science in Mainz" (MAINZ) einreichen, die bereits in der 1. Phase der Exzellenzinitiative erfolgreich war. Darüber hinaus beteiligt sich die Johannes Gutenberg-Universität Mainz am Vollantrag für der Exzellenzcluster "Kaiserslautern Center for Advanced Spin Engineering" an der TU Kaiserslautern.
Insgesamt waren bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft Antragsskizzen für 98 Graduiertenschulen, 107 Exzellenzcluster und 22 für universitäre Zukunftskonzepte eingegangen. Davon kommen nach der heutigen Entscheidung 25 Anträge für Graduiertenschulen, 27 für Exzellenzcluster und sieben für Zukunftskonzepte in die engere Wahl. Die Entscheidung darüber, welche Projekte ab dem 1. November 2012 für fünf Jahre mit insgesamt rund 2,7 Milliarden Euro Fördergeld gefördert werden, fällt im Juni 2012 im sogenannten Bewilligungsausschuss aus der Gemeinsamen Kommission von DFG und Wissenschaftsrat sowie den für Wissenschaft und Forschung zuständigen Ministern aus Bund und Ländern.
Exzellenzorientierte Hochschulsteuerung
"Die jüngste Entwicklung der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist geprägt von einer Fokussierung auf exzellente Profilschwerpunkte in der Forschung und eine Bündelung der gesamtinstitutionellen Steuerung. Unsere Anträge für Graduiertenschulen der Exzellenz und Exzellenzcluster in den beiden ersten Förderlinien stellen die konsequente Fortsetzung dieser Profilbildungsstrategie dar", so Präsident Prof. Dr. Georg Krausch. "Unser Zukunftskonzept zielt auf eine exzellenzorientierte Hochschulsteuerung. Meilenstein in diese Richtung war 2007 die Einrichtung des Gutenberg Forschungskollegs als Beratungs- und Förderstruktur, die sich an Exzellenz als alleinigem Wegweiser orientiert; 2011 eröffnete die Universität mit der Einrichtung des Gutenberg Lehrkollegs als Expertengremium einen innovativen Weg zur Förderung der Lehre und der Lehrkompetenz. Diese Beispiele sollen in den kommenden Jahren konsequent gestärkt und auf alle Handlungsfelder unserer Universität ausgedehnt werden. Diese universitätsweite Kultur – aktive Gestaltung von Wandel – spiegelt sich im Motto 'Moving Minds – Crossing Boundaries' wider."
Als einzige Volluniversität des Landes Rheinland-Pfalz verfügt die Johannes Gutenberg-Universität Mainz über ein Fächerspektrum, das nahezu alle akademischen Disziplinen sowie Künste umfasst. Mit fast 36.000 Studierenden und etwa 480 Professorinnen und Professoren zählt sie zu den zehn größten deutschen Universitäten – und ist gemeinsam mit der Universitätsmedizin Mainz mit rund 9.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der zweitgrößte Arbeitgeber in Rheinland-Pfalz. Herausragende Positionen in nationalen und internationalen Rankings sowie erhaltene Preise und Auszeichnungen bestätigen den eingeschlagenen Weg. Beispielsweise wird die Qualität der Forschung im Shanghai-Ranking "Academic Ranking of World Universities" attestiert, in dem die JGU ihre Position innerhalb der letzten fünf Jahre kontinuierlich verbessern konnte und 2009 Platz 8 unter den deutschen Universitäten hielt. Auch im Leiden Ranking, das die Universitäten europa- und weltweit nach bibliometrischen Indikatoren wie Publikationsaktivität oder Zitationserfolg vergleicht, hat sich die Johannes Gutenberg-Universität Mainz unter den zehn führenden deutschen Universitäten etabliert. 2008 hat der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft die JGU als eine von zwei deutschen Universitäten für ihren besonderen systematischen Ansatz in der Qualitätssicherung nach dem sogenannten "Mainzer Modell" ausgezeichnet.
Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist mit folgenden Vollanträgen in der finalen Runde der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder:
Graduiertenschulen zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
* Graduiertenschule der Exzellenz "Materials Sciene in Mainz" (MAINZ)
Im Mittelpunkt der Graduiertenschule "Materials Science in Mainz (MAINZ)" steht das Design neuer funktionaler Materialien auf Basis von Polymeren und von Materialien mit neuen Eigenschaften. Von kleinsten Bausteinen der Materie bis zu angewandten Materialien, von grundlegender Theorie zu praktischer Entwicklung, von moderner Atomphysik bis zur Chemie – hochqualifizierte Nachwuchsforscher aus dem In- und Ausland können in MAINZ auf höchstem wissenschaftlichen Niveau mit interdisziplinärem Ansatz forschen und promovieren. Als einer der Gewinner der 1. Phase der Exzellenzinitiative wird die Graduiertenschule bereits seit 2007 für fünf Jahre mit rund 11 Millionen Euro von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert. Wissenschaftliches Ziel der Graduiertenschule ist es, Theorien zur Entwicklung neuer funktionaler Materialien aufzustellen. Die Grundlage dafür ist das Verständnis komplexer Materie und deren Funktionieren. Durch den interdisziplinären Ansatz und die wissenschaftliche Kooperation, insbesondere auch mit dem Max-Planck-Institut für Polymerforschung, können auf dem Gebiet der Materialwissenschaften neue zukunftsweisende Forschungsansätze und -felder aufgegriffen werden. Als gefördertes Projekt ist die Graduiertenschule bereits für die Vollantragstellung um die Fortsetzung der Förderung qualifiziert.
Exzellenzcluster zur Förderung der Spitzenforschung
* Earth and the Anthropocene (ERA) - Erdsystemwissenschaften
Die Urbanisierung und Industrialisierung der letzten 200 Jahre hat die natürlichen Prozesse auf unserem Planeten unumkehrbar verändert. In dieser Zeit hat sich die Weltbevölkerung versiebenfacht, wobei Wasser- und Energieverbrauch sowie die Luftverschmutzung exponentiell zunahmen. Das Artensterben verläuft heute um Zehnerpotenzen schneller als vor Homo sapiens und viele Böden sind derart ausgelaugt, dass die Ernährung einer weiter wachsenden Weltbevölkerung gefährdet scheint. Der Mainzer Nobelpreisträger Paul Crutzen hat für diese jüngste Epoche der geologischen Geschichte den Begriff Anthropozän geprägt. Um die Entwicklung im Anthropozän darzustellen und zu quantifizieren, vergleicht das Cluster natürliche Elementzyklen und geologische Prozesse mit und ohne die Einflussnahme des Menschen. In welchem Ausmaß beeinflusst die anthropogene Beschleunigung von natürlichen Zyklen und Prozessen das Funktionieren des Systems Erde? Wäre es möglich, dass kritische Umschlagpunkte erreicht werden, die dramatische Änderungen von Umwelt- oder Klimabedingungen auslösen?
* Molecularly Controlled Non-Equilibrium (Materialwissenschaften)
Die meisten Strukturen und Morphologien in Natur und Technik sind das Ergebnis von Nichtgleichgewichtsprozessen. Diese Prozesse grundlegend zu verstehen und dann zu steuern, um (neue) Eigenschaften zu erzielen, stellt eine große wissenschaftliche Herausforderung dar. Nichtgleichgewichtsprozesse werden schon seit langem aus makroskopischer thermodynamischer Sicht studiert. Mit unserem Vorhaben verfolgen wir einen komplementären Zugang, der an die materialwissenschaftliche Tradition in Mainz anknüpft und bei den Vorgängen auf molekularer Ebene ansetzt: Wie kann man gezielt bestimmte (meta-)stabile Strukturen und Funktionalitäten durch geeignetes Design und intelligente Versuchsführung erzeugen? Wie kann man durch kleine Modifikationen der Moleküle beziehungsweise des experimentellen Protokolls die Eigenschaften des resultierenden Materials kontrollieren? Als Materialbasis sollen weiche Materialien verwendet werden. Sie eignen sich besonders gut für grundlegende Untersuchungen, da sie auf molekularer Skala "langsam" sind und die Zeitskalen verschiedener Prozesse häufig systematisch und individuell variiert werden können, zum Beispiel durch leichte Modifizierung der Moleküle oder der Temperatur. Mainz ist als internationales Zentrum auf dem Gebiet der weichen Materie bereits gut etabliert. Im Zusammenhang mit der Einrichtung des Exzellenzclusters sollen die vielfältigen Mainzer Aktivitäten in diesem Gebiet in einem "Mainz Advanced Soft Matter Institute" (ASMI) gebündelt werden.
* Precision Physics, Fundamental Interactions and Structure of Matter (Kern- und Teilchenphysik sowie Kernchemie)
Der Exzellenzcluster "Precision Physics, Fundamental Interactions and Structure of Matter" (PRISMA) baut auf den besonderen Stärken in den Gebieten Teilchen-, Hadronen- und Atomphysik, Kernchemie und Mathematik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), dem GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung sowie dem neugegründeten Helmholtz-Institut Mainz (HIM) auf. Mehrere Forschungsinitiativen sowie neue Projekte bilden das Herzstück des Antrags. Neue Nachwuchsgruppen ("tenure track") und Professuren unterstützen diese Aktivitäten. PRISMA wird die existierenden Programme zur Graduiertenausbildung ergänzen und koordinieren und Doktorandenstellen schaffen. Besondere Maßnahmen sind zur Erhöhung der Zahl von Wissenschaftlerinnen und ausländischer Forscherinnen und Forschern sowie zur Schaffung eines attraktiven Arbeits- und Lebensumfelds vorgesehen. Diese Maßnahmen sind eng in das Zukunftskonzept der Universität integriert.