JGU stellt sich dem Wettbewerb der Universitäten in allen drei Förderlinien der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder

Johannes Gutenberg-Universität Mainz hat Vollanträge für eine Graduiertenschule, drei Exzellenzcluster und ihr Zukunftskonzept eingereicht

01.09.2011

Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) stellt sich in der zweiten Phase der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder dem bundesweiten Wettbewerb der Universitäten in allen drei Förderlinien. Unter dem Motto "The Gutenberg Spirit: Moving Minds – Crossing Boundaries" hat die JGU Vollanträge für eine Graduiertenschule, für drei Exzellenzcluster und für das gleichnamige Zukunftskonzept fristgerecht bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) eingereicht. Außerdem beteiligt sie sich an einem Exzellenzcluster der TU Kaiserslautern. "Im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder wollen wir die Johannes Gutenberg-Universität Mainz national und international unter den führenden Forschungsuniversitäten positionieren", erklärt der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Prof. Dr. Georg Krausch. "Wir freuen uns daher sehr, dass wir in allen drei Förderlinien Vollanträge einreichen können."

Exzellenzorientierte Hochschulsteuerung

Die jüngste Entwicklung der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist geprägt von einer Fokussierung auf exzellente Profilschwerpunkte in der Forschung und eine Professionalisierung der gesamtinstitutionellen Steuerung. "Unsere Anträge für Graduiertenschulen der Exzellenz und Exzellenzcluster in den beiden ersten Förderlinien stellen die konsequente Fortsetzung unserer Profilbildungsstrategie dar", so der Präsident. "Dass sich unsere Profilschwerpunkte im Exzellenzwettbewerb behauptet haben, ist gerade im Hinblick auf die starke Konkurrenz eine Bestätigung der internationalen Positionierung unserer Mainzer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler."

Das Zukunftskonzept der JGU zielt auf die Einbindung exzellenter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in die Hochschulsteuerung bei gleichzeitiger Professionalisierung und Stärkung der dezentralen Entscheidungsorgane. Dabei legt die JGU besonderen Wert auf eine breite Partizipation möglichst vieler ihrer Mitglieder an den bereits eingeleiteten Veränderungsprozessen. "Meilenstein in diese Richtung war 2007 die Einrichtung des 'Gutenberg Forschungskollegs' als Beratungs- und Förderstruktur, die sich an Exzellenz als alleinigem Wegweiser orientiert; 2011 eröffnete die Universität mit dem 'Gutenberg Lehrkolleg' eine entsprechende Einrichtung zur Förderung von Exzellenz in der Lehre und zur Entwicklung innovativer Lehrkonzepte", so der Präsident.

Parallel zur Einrichtung dieser Expertengremien setzt die JGU auf die konsequente Einbindung ihrer Mitglieder in dezentrale Entscheidungsprozesse und bietet vielfältige Angebote der Personalentwicklung. Flankiert werden diese Maßnahmen durch breit angelegte Strukturen zur Unterstützung des wissenschaftlichen Nachwuchses und eine konsequente Öffnung der Universität in andere Bereiche der Gesellschaft. In ihrem Motto nimmt die JGU Bezug auf die revolutionäre Innovation ihres Namensgebers als Grundlage der modernen Wissensgesellschaft und motiviert ihre Mitglieder, gemeinsam Grenzen zu überschreiten. "Diese universitätsweite Kultur der aktiven Gestaltung von Wandel spiegelt sich im Motto 'Moving Minds – Crossing Boundaries' wider", erläutert der Präsident.

Die zukünftige Entwicklung der JGU wird durch eine umfassende bauliche Erneuerung des Mainzer Universitätscampus und der Universitätsmedizin Mainz durch das Land Rheinland-Pfalz nachhaltig unterstützt. Zahlreiche Neubau- und Sanierungsmaßnahmen mit einem Gesamtvolumen von rund €600 Millionen wurden seit 2005 bereits in Angriff genommen; weitere Baumaßnahmen sind in Planung.

Herausragende Positionen in nationalen und internationalen Rankings sowie Preise und Auszeichnungen bestätigen den eingeschlagenen Weg. Beispielsweise wird die Qualität der Forschung im "Academic Ranking of World Universities", dem sog. Shanghai-Ranking, attestiert, das die Mainzer Physik zu den 75 forschungsstärksten Physikinstituten weltweit zählt. Unter den deutschen Universitäten ist die Johannes Gutenberg-Universität Mainz als Gesamtinstitution auf einem der Plätze 11 bis 14, im Bereich Naturwissenschaften und Mathematik sogar unter den besten acht. Auch im Leiden Ranking, das die Universitäten europa- und weltweit nach bibliometrischen Indikatoren wie Publikationsaktivität und Zitationserfolg vergleicht, hat sich die Johannes Gutenberg-Universität Mainz unter den sechs führenden deutschen Universitäten etabliert. 2008 hat der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft die JGU als eine von zwei deutschen Universitäten für ihren besonderen systematischen Ansatz in der Qualitätssicherung, das sog. "Mainzer Modell" ausgezeichnet. 2011 erhielt sie als erste und bislang einzige deutsche Hochschule das Siegel der "Systemakkreditierung" und kann ihre Studiengänge zukünftig ohne externe Agenturen eigenständig akkreditieren.

Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) zählt mit mehr als 36.000 Studierenden aus über 130 Nationen zu den zehn größten Universitäten Deutschlands – und ist gemeinsam mit der Universitätsmedizin Mainz mit rund 9.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der zweitgrößte Arbeitgeber in Rheinland-Pfalz. Als einzige Volluniversität des Landes Rheinland-Pfalz vereint sie nahezu alle akademischen Disziplinen inklusive der Universitätsmedizin Mainz und zwei künstlerische Hochschulen unter einem Dach – eine in der bundesdeutschen Hochschullandschaft einmalige Integration. Mit 145 Fächern, 119 Bachelor- und 96 Masterstudiengängen bietet sie eine außergewöhnlich breite Palette an Studienmöglichkeiten.

Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist mit folgenden Vollanträgen auf eine Graduiertenschule der Exzellenz und drei Exzellenzcluster in der finalen Runde der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder:

GRADUIERTENSCHULE ZUR FÖRDERUNG DES WISSENSCHAFTLICHEN NACHWUCHSES

  • Graduiertenschule der Exzellenz "Materials Science in Mainz" (MAINZ)

Die Graduiertenschule "MAterials Science IN MainZ" (MAINZ) widmet sich der Graduiertenausbildung auf dem Gebiet der Materialforschung. Sie basiert auf einem innovativen Programm, das exzellente wissenschaftliche und technische Ausbildung von Promovierenden, die Förderung von komplementären Kernkompetenzen sowie Materialforschung auf höchstem Niveau gleichermaßen umfasst. Die wissenschaftliche Vision von MAINZ ist die gezielte Herstellung und Optimierung von multifunktionalen Materialien, die einen interdisziplinären Ansatz erfordern und insbesondere von Synergien profitieren, die durch die Verbindung bisher disjunkter Forschungsfelder entstehen.

In der ersten Förderperiode hat sich MAINZ erfolgreich als eine herausragende Graduiertenschule im Bereich der Materialforschung etabliert. Bisher haben 71 Doktoranden in MAINZ promoviert, die von exzellenten Wissenschaftlern der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, des Max-Planck-Instituts für Polymerforschung und der Technischen Universität Kaiserslautern betreut wurden. Basierend auf dem Erfolg der ersten Förderperiode, hält MAINZ an der Ausbildungsstrategie fest, ein flexibles Trainingsprogramm zu bieten, das an den individuellen Bedürfnissen der Doktoranden ausgerichtet ist. Um dieses anspruchsvolle Ausbildungsziel zu erreichen, kombiniert MAINZ den Ansatz der Ausbildung durch Training through Research mit dem Programm Training for Life, um zukünftigen Führungskräften in Wissenschaft, Industrie und anderen wissenschaftsbasierten Bereichen eine umfassende Ausbildung zu bieten.

Ausgehend von dem Grundlagenverständnis der ersten Förderperiode wird sich MAINZ in der zweiten Förderperiode verstärkt der Anwendung dieses Verständnisses zur gezielten Herstellung von funktionalen Materialien widmen. Dieser Anwendungsfokus ist insbesondere durch intensive Industriekooperationen dokumentiert, die ein besonderes Markenzeichen von MAINZ darstellen. In der zweiten Förderperiode sollen die existierenden Ausbildungsfelder daher durch die anwendungsorientierten Bereiche Prozessierung und Methodenentwicklung sowie Förderung unternehmerischer Kernkompetenzen erweitert werden. MAINZ setzt somit das erfolgreich gelebte Konzept fort, durch die gezielte Verbindung bisher disjunkter Forschungsbereiche eine inspirierende Atmosphäre zu schaffen, die Kreativität und Innovation für neue bahnbrechende Erkenntnisse im Bereich der Materialforschung hervorbringt.

Sprecher: Prof. Dr. Mathias Kläui, Institut für Physik

EXZELLENZCLUSTER ZUR FÖRDERUNG DER SPITZENFORSCHUNG

  • Earth and the Anthropocene – ERA (Erdsystemwissenschaften)

Die letzten 200 Jahre waren geprägt durch exzessive Urbanisierung und Industrialisierung. Diese Entwicklung hat die natürlichen Prozesse auf unserem Planeten nachhaltig beeinflusst. Die Weltbevölkerung hat sich versiebenfacht, während Wasser- und Energieverbrauch sowie Umweltverschmutzung und Artensterben rapide zunahmen. Viele Böden sind geschädigt und die Ernährung einer wachsenden Bevölkerung ist nicht mehr gewährleistet. Dies ist das Anthropozän, ein Begriff geprägt vom Mainzer Nobelpreisträger Paul Crutzen und inzwischen weitgehend als jüngste geologische Epoche anerkannt.

Um Entwicklungen im Anthropozän zu quantifizieren, vergleicht ERA natürliche Elementzyklen und geologische Prozesse mit und ohne den Einfluss des Menschen. Inwieweit beschleunigt der Mensch natürliche Prozesse und somit die Funktionsweise des Erdsystems? Können kritische Wendepunkte erreicht werden, die zu dramatischen Änderungen von Umweltbedingungen führen? Das weltweit einmalige Profil von ERA ermöglicht die Bearbeitung dieser dringlichen Fragen. Neuartige Forschungsansätze, die in dieser Form von keiner anderen Institution untersucht werden, beleuchten essenzielle Aspekte des Anthropozäns, z.B. Wechselwirkungen zwischen Landoberfläche und Atmosphäre, biogene Aerosole oder den Einfluss anthropogener Einträge in die Ozeane. ERA erweitert die Bandbreite der Erdsystemforschung, indem der Mensch als wesentlicher Bestandteil des Erdsystems erfasst und die Effekte von Menschen auf die Umwelt im Paläoanthropozän vor der Industrierevolution untersucht werden.

Die Quantifizierung von natürlichen Prozessen in numerischen Modellen des Erdsystems wird längerfristig ein zentrales Ziel des Clusters. Hier führen die modulare Eingliederung zusätzlicher Komponenten der Biosphäre und Landoberfläche sowie Langzeitprozesse allmählich zu einem umfangreichen Erdsystemmodell.

Sprecher: Prof. Dr. Stephen Foley, Institut für Geowissenschaften

  • Molecularly Controlled Non-Equilibrium – MCNE (Materialwissenschaften)

Die meisten Strukturen und Morphologien in Natur und Technik sind das Ergebnis von Nichtgleichgewichtsprozessen. Diese Prozesse grundlegend zu verstehen und dann zu steuern, um (neue) Materialeigenschaften zu erzielen, stellt eine große wissenschaftliche Herausforderung dar. Nichtgleichgewichtsprozesse werden schon seit langem aus makroskopischer thermodynamischer Sicht studiert. MCNE verfolgt einen komplementären Zugang, der auf molekularer Ebene ansetzt: Wie kann man gezielt bestimmte (meta)stabile Strukturen und Funktionalitäten durch geeignetes Design und intelligente Versuchsführung erzeugen? Wie kann man durch kleine Modifikationen der Moleküle bzw. des experimentellen Protokolls die Eigenschaften des resultierenden Materials kontrollieren? Als Materialbasis sollen Weiche Materialien verwendet werden. Sie eignen sich besonders gut für grundlegende Untersuchungen, da sie auf molekularer Skala "langsam" sind und die Zeitskalen verschiedener Prozesse häufig systematisch und individuell variiert werden können, so z.B. durch leichte Änderungen des Molekulargewichts oder der Temperatur.

MCNE knüpft dabei an die materialwissenschaftliche Tradition in Mainz als einem der international führenden Zentren auf dem Gebiet der Weichen Materie an. Im Rahmen des Exzellenzclusters sollen die vielfältigen Mainzer Aktivitäten in diesem Gebiet in einem "Mainz Advanced Soft Matter Institute" (ASMI) gebündelt werden.

Sprecher: Prof. Dr. Holger Frey, Institut für Organische Chemie

  • Precision Physics, Fundamental Interactions and Structure of Matter – PRISMA (Teilchen und Hadronenphysik sowie Kernchemie)

Der Exzellenzcluster PRISMA befasst sich mit den grundlegenden Fragen nach der Natur der fundamentalen Bausteine der Materie und ihrer Bedeutung für die Physik des Universums. PRISMA besteht aus renommierten Forschergruppen, die vorwiegend auf den Gebieten Astroteilchen-, Hochenergie- und Hadronenphysik, Kernchemie sowie der Präzisionsphysik mit ultrakalten Neutronen und Ionenfallen arbeiten. Die Realisierung diverser neuer Schlüsselexperimente zur Erforschung der Fundamentalkräfte und der Grenzen des Standardmodells ist eine der Hauptinitiativen des Clusters.

PRISMA ist in vier Forschungsfelder und vier Strukturmaßnahmen untergliedert. Forschungsfeld A – Fundamentalkräfte, befasst sich mit der indirekten Suche nach neuer Physik. Als wichtigste begleitende Strukturmaßnahme ist der Bau eines supraleitenden, energierückgewinnenden Beschleunigers (MESA) sowie der Ausbau des bestehenden TRIGA-Reaktors zu einer User Facility mit der weltweit stärksten Quelle für ultrakalte Neutronen vorgesehen. Die Beteiligung an internationalen Großprojekten wie dem ATLAS-Experiment, dem IceCube Neutrinoteleskop und dem XENON Projekt zur Suche nach dunkler Materie ist die Grundlage für Forschungsfeld B – Ursprung der Masse, das die Suche nach dem Higgs-Boson, WIMPs und anderen Teilchen aus Erweiterungen des Standardmodells zum Thema hat. Forschungsfeld C – Struktur der Materie befasst sich mit der Erforschung der komplexen inneren Struktur von Hadronen, die durch die Gründung eines Analysezentrums für Hadronstruktur besonders gefördert werden soll. Die Methoden der Theoretischen Physik stehen im Zentrum von Forschungsfeld D. Als zentrale Strukturmaßnahme ist hierzu die Gründung des Mainzer Zentrums für Theoretische Physik (MITP) vorgesehen, das langfristig die Rolle eines internationalen Theoriezentrums in Deutschland übernehmen soll. Das PRISMA Detektorlabor ist ein weiteres Strukturziel für gemeinsame innovative Detektorentwicklung und -bau des gesamten Clusters.

Sprecher: Prof. Dr. Matthias Neubert, Institut für Physik, Prof. Dr. Hartmut Wittig, Institut für Kernphysik