EU-Förderung von 2,4 Millionen Euro für Claudia Felser

Mainzer Chemikerin erhält ERC Advanced Grant für den Ausbau der Materialforschung auf Basis von Heusler-Verbindungen

03.11.2011

Prof. Dr. Claudia Felser von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) erhält eine Förderung des Europäischen Forschungsrats über 2,4 Millionen Euro, um ihre Forschungen über neue Materialien auf Basis von Heusler-Verbindungen voranzutreiben. Claudia Felser leitet den Arbeitsbereich "Materialien für Optik-, Magnet- und Energietechnologien" am Institut für Anorganische Chemie und Analytische Chemie und ist Direktorin der Graduiertenschule MAINZ. Sie wird demnächst als Direktorin an das Max-Planck-Institut für Chemische Physik fester Stoffe in Dresden wechseln, parallel dazu die Professur in Mainz beibehalten. Sie beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Entwicklung neuer zukunftsweisender Materialien mit besonderen Eigenschaften und genießt einen international hervorragenden Ruf als Expertin für Heusler-Verbindungen. Der Europäische Forschungsrat (European Research Council, ERC) unterstützt die Fortsetzung und den Ausbau ihrer Forschungsprojekte und gewährt einen ERC Advanced Grant, die höchstdotierte Fördermaßnahme der EU, die an herausragende Forscher vergeben wird.

In ihrem Antrag "Design neuer Heusler-Verbindungen auf der atomaren Skala" unterbreitet Felser einen innovativen Vorschlag, um intermetallische Verbindungen Atom für Atom herzustellen. Mit theoretischen und experimentellen Methoden hat die Mainzer Chemikerin bislang eine Reihe von Heusler-Verbindungen mit definierten Eigenschaften entworfen, die für Zukunftstechnologien wie die Thermoelektrika oder die Spintronik von Bedeutung sind. Heusler-Materialien sind intermetallische Stoffe, die von Friedrich Heusler Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckt wurden. Ihre einzelnen Bestandteile sind nicht magnetisch, in einer Verbindung können sie sich jedoch als Ferromagnet erweisen. Obwohl Heusler-Materialien schon lange bekannt sind, scheint das Potenzial dieser aus über 1.500 Verbindungen bestehenden Gruppe noch lange nicht ausgeschöpft.

Claudia Felser wird mit Unterstützung durch den ERC Advanced Grant ein virtuelles Labor für das Design neuer Materialien vom Heusler-Typ aufbauen, mit Computerberechnungen genau definierte Eigenschaften vorhersagen und diese Materialien mithilfe verschiedener Dünnschichttechnologien synthetisieren. "Bei uns steht die Computersimulation am Anfang, basierend hierauf stellen wir dann die Verbindungen mit den gewünschten Eigenschaften, aber auch unter dem Gesichtspunkt der Ressourcenverfügbarkeit her. Dünnschichttechniken erlauben uns, nach dem Bausteinprinzip neue Verbindungen Atom für Atom aufzubauen", erklärt Prof. Dr. Claudia Felser.

Die Wissenschaftlerin ist seit 2003 Professorin an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Sie ist Sprecherin der DFG-Forschergruppe "Neue Materialien mit hoher Spinpolarisation" und Direktorin der Graduiertenschule Materials Science in Mainz (MAINZ). Die Schule wurde in der Exzellenzinitiative im Jahr 2007 bewilligt und bewirbt sich derzeit mit einem Folgeantrag in der zweiten Phase des Wettbewerbs. MAINZ besteht aus Arbeitsgruppen der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, der Technischen Universität Kaiserslautern und des Max-Planck-Instituts für Polymerforschung. Claudia Felser hat über 210 Beiträge für Fachzeitschriften verfasst und für die Einrichtung eines Schülerlabors an der Universität den Landesverdienstorden von Rheinland-Pfalz erhalten.

ERC Advanced Grants werden an herausragende Wissenschaftler vergeben, um Projekte durchzuführen, die aufgrund ihres innovativen Ansatzes als hochriskant gelten, die dadurch aber erst neue Wege in dem jeweiligen Forschungsfeld eröffnen. Die Förderung erhalten nur Forscher, die bereits bedeutende Errungenschaften vorweisen können und die mindestens seit 10 Jahren auf international höchstem Niveau erfolgreich gearbeitet haben. Ausschlaggebend für die Förderung des ERC ist allein die wissenschaftliche Exzellenz der Forschenden und ihres Forschungsprojekts. Damit ist ein ERC Grant als individuelle Auszeichnung zu verstehen.