Der Weg zum Homo sapiens und "Out of Africa" stehen im Mittelpunkt der Vorlesungsreihe des international renommierten Paläoanthropologen und engagierten Wissenschaftskommunikators
29.11.2011
Seit 20 Jahren genießt er weltweite Anerkennung für seine wissenschaftlichen Forschungs- und Grabungsarbeiten zur Frühgeschichte des Menschen. Im Jahr 1991 gelingt ihm in Malawi ein Sensationsfund – mit dem ältesten jemals gefundenen Unterkiefer der Gattung Mensch, etwa 2,5 Millionen Jahre alt. Er setzt sich für die interdisziplinäre Afrikaforschung ein, ist im Vorstand der Uraha Foundation in Deutschland und Malawi tätig und ist Mitbegründer des Cultural & Museum Centre in Karonga. Für seine herausragenden Leistungen in der Wissenschaftsvermittlung wurde er 2006 mit dem Communicator-Preis, dem Wissenschaftspreis des Stifterverbands, ausgezeichnet. Friedemann Schrenk, Professor für Paläobiologie am Fachbereich Biowissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt und Leiter der Paläoanthropologischen Abteilung des Forschungsinstituts Senckenberg, stellt seine Vorlesungsreihe im Rahmen der Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur 2012 unter den Titel "Out of Africa: Zur Globalgeschichte des Homo sapiens".
"Friedemann Schrenk ist eine herausragende Forscherpersönlichkeit und gehört zu den führenden deutschen Wissenschaftlern auf dem Gebiet der Paläoanthropologie", erklärt Peter Radermacher, Vorsitzender der Vereinigung der Freunde der Universität Mainz e.V. "Über seine Forschungsleistung hinaus hat Schrenk das Museums- und Forschungszentrum in Malawi oder das Programm 'Hominiden machen Schule' zur Förderung des Afrikanisch-Deutschen Dialogs zwischen Schülern und Lehrern ins Leben gerufen. Mit diesen im Wissenschaftsbereich einzigartigen kommunikativen Initiativen wird Friedemann Schrenk dem Anspruch unserer Stiftungsprofessur in geradezu idealer Weise gerecht."
Nach Friedemann Schrenk gilt Afrika heute als biologischer Ursprungsort der Menschen, die sich seit etwa zwei Millionen Jahren in mehreren "Wellen" über die Welt verbreitet haben. Auch die biologisch modernen Menschen entstanden – vor etwa 160.000 Jahren – in Afrika und besiedelten von dort aus die gesamte Erde. Der Paläoanthropologe begreift die Geschichte des Homo sapiens im Sinne einer globalen Geschichte. Das dabei leitende paläoanthropologische Wissenskonzept der biokulturellen Evolution der Menschen wird er gemeinsam mit seinen Gästen vorstellen und diskutieren. Mit dem "Out of Africa"-Konzept wird der Ursprung des modernen Menschen einem Kontinent zugeschrieben, der sich im Um- und Aufbruch befindet und für den die Grabungsfunde und ihre Interpretation durch die Paläoanthropologie eine besondere Bedeutung besitzen.
"Der neue globalgeschichtliche Ansatz eröffnet neue Sichtweisen auf gemeinsame Herkunft"
Gemäß Prof. Dr. Andreas Cesana, dem Vorsitzenden der Stiftung "Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur", wird die Vorlesungsreihe im Sommersemester 2012 die Evolution des Menschen von seinen frühen Anfängen bis zur Gegenwart aufzeigen und vor dem Hintergrund der Wissenskonzepte, Methoden und Ideengeschichte der Paläoanthropologie erörtern. "Die Frage nach dem Ursprung des Menschen ist ein Schlüssel zu unserem Selbstverständnis", so Cesana. "Der neue globalgeschichtliche Ansatz eröffnet uns neue Sichtweisen auf unsere gemeinsame Herkunft. Ich bin mir sicher, dass Friedemann Schrenk das Publikum faszinieren wird, weil seine Forschungsarbeit, seine Grabungstätigkeit und Afrika ihn selbst nach wie vor faszinieren."
Prof. Dr. Friedemann Schrenk, 1956 in Stuttgart geboren, studierte Geologie, Paläontologie, Zoologie, Anatomie und Anthropologie in Darmstadt, Johannesburg und Frankfurt. Nach seiner Dissertation im Jahr 1987 und Habilitation im Jahr 1994 war er u.a. Leiter der Paläontologischen Abteilung am Hessischen Landesmuseum Darmstadt (1989-1999) und stellvertretender Direktor (1992-1999). Seit dem Jahr 2000 ist Schrenk Professor für Paläobiologie am Institut für Ökologie, Evolution & Diversität der Goethe-Universität Frankfurt am Main und Leiter der Abteilung Paläoanthropologie am Forschungsinstitut Senckenberg, Frankfurt am Main. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören Paläoanthropologie, Biogeografie und Evolutionsökologie des Plio-Pleistozäns Afrikas (mit Geländearbeiten in Malawi, Tansania, Kenia und Uganda), Evolutions- und Funktionsmorphologie der Säugetiere, Uplift des Rwenzori-Gebirges und klimatische Auswirkungen auf Evolution der Gattung Homo.
Friedemann Schrenk ist Mitglied des Direktoriums des Zentrums für interdisziplinäre Afrikaforschung (ZIAF), Frankfurt, und des Fachkollegiums Geologie-Paläontologie der DFG sowie Vorsitzender des Vorstands der Uraha Foundation Germany und Mitglied des Board of Trustees der Uraha Foundation Malawi. Ausgezeichnet wurde Friedemann Schrenk mit dem Grüter-Preis für Wissenschaftspublizistik des deutschen Stifterverbands (1999), dem Forschungspreis des Collège de France, Paris (1997) und dem Communicator-Preis – Wissenschaftspreis des Stifterverbands (2006).
Die Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur der Vereinigung der Freunde der Universität Mainz e.V. ist herausragenden Wissenschaftlern und Persönlichkeiten von internationalem Renommee vorbehalten. Sie soll das Ansehen und die Attraktivität der Universität über die Landesgrenzen hinaus fördern und neue Akzente setzen. Als Nachfolger von Fritz Stern, Bert Hölldobler, Hans-Dietrich Genscher, Wolfgang Frühwald, Klaus Töpfer, Peter Ruzicka, Anton Zeilinger, Fritz Melchers, Jan Philipp Reemtsma, Karl Kardinal Lehmann, Angela D. Friederici und Gottfried Boehm wird somit auch im Jahr 2012 eine Persönlichkeit von internationaler Bedeutung nach Mainz kommen.
"Wie beeinflusst das Klima die Evolution und Entwicklung des Menschen? Unter dem Dach unseres Forschungszentrums Geocycles suchen vier renommierte Mainzer Wissenschaftsinstitutionen nach Antworten auf diese und ähnliche Fragen. In Friedemann Schrenk hat die Johannes Gutenberg-Universität Mainz einen ausgezeichneten Ansprechpartner für diese wissenschaftlichen Fragestellungen gefunden. Die Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur 2012 wird somit erneut die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die JGU ziehen und damit maßgeblich zum Ansehen der Universität beitragen", betont der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Prof. Dr. Georg Krausch. "Denn gerade Friedemann Schrenk ist hervorragend geeignet, wissenschaftliche Themen dem Publikum anschaulich und doch auf hohem Niveau zu vermitteln."
Eingerichtet hat die Vereinigung der Freunde der Universität Mainz e.V. die Stiftung "Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur" aus Anlass des 600. Geburtstags von Johannes Gutenberg im Jahr 2000. Inhaber der Stiftungsprofessur waren der Kulturhistoriker und Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels Fritz Stern (2000), der führende Vertreter der Evolutionsbiologie und Pionier der Soziobiologie Bert Hölldobler (2001), der frühere Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher (2002), der ehemalige Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung Wolfgang Frühwald (2003), der ehemalige Exekutiv-Direktor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) Klaus Töpfer (2004), der Komponist und Dirigent Peter Ruzicka (2005), der Wiener Experimentalphysiker Anton Zeilinger (2006), der Immunologe Fritz Melchers (2007), der Literatur- und Sozialwissenschaftler Jan Philipp Reemtsma (2008), Karl Kardinal Lehmann (2009), die Neuropsychologin und Kognitionswissenschaftlerin Angela D. Friederici (2010) und der Kunsthistoriker und Bildwissenschaftler Gottfried Boehm (2011).