Johannes Gutenberg-Universität Mainz erhält als erste deutsche Hochschule offizielles Akkreditierungssiegel

Systemakkreditierung bestätigt universitäres Qualitätssicherungssystem, das Hochschulsteuerung und -entwicklung, Evaluation und Akkreditierung integriert

31.03.2011

Als bundesweit erste Hochschule hat die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) den Prozess der Systemakkreditierung erfolgreich absolviert und erhält für ihr hochschuleigenes Qualitätssicherungssystem das offizielle Akkreditierungssiegel des Akkreditierungsrats. Der als "Mainzer Modell" bekannt gewordene Weg des Qualitätsmanagements umfasst mit Forschung, Lehre und Verwaltung alle zentralen Aufgaben der Universität und integriert Hochschulsteuerung und -entwicklung, Evaluation und Akkreditierung erstmals in einem zukunftsweisenden Gesamtkonzept. "Wir sehen uns durch diesen Erfolg in unseren Anstrengungen bestätigt, durch ein umfassendes System des internen Qualitätsmanagements zu einer kontinuierlichen Verbesserung unserer Leistungen in Lehre, Forschung und Verwaltung beizutragen", erklärt der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Prof. Dr. Georg Krausch. "Vor dem Hintergrund eines europäischen Hochschulraums wird es auch künftig darum gehen, gemeinsame Standards zu entwicklen. Das Ziel sollte nicht die Anerkennung einzelner Studiengänge sein, sondern vielmehr der kritische Blick auf das hochschuleigene Qualitätssicherungssystem, das die Umsetzung der europäischen Qualitätsstandards an der eigenen Hochschule sicherstellt."

Das Akkreditierungssiegel befähigt die JGU, Studiengänge zukünftig selbstständig einzurichten und selbstständig zu akkreditieren – im Gegensatz zu den sonst an deutschen Hochschulen üblichen Programmakkreditierungen einzelner Studiengänge durch externe Agenturen. Damit gelten ab sofort sämtliche Studiengänge als akkreditiert, die das universitätseigene Zentrum für Qualitätssicherung und -entwicklung (ZQ) im Rahmen eines mehrjährigen Modellprojekts bereits intern zertifiziert hat. Sie verfügen damit bundesweit über einen äquivalenten Status zu programmakkreditierten Studiengängen. Zudem kann die JGU die Einrichtung und Weiterführung der Studiengänge auch künftig auf die erprobte Weise fortsetzen. Insgesamt bietet die Johannes Gutenberg-Universität Mainz ihren gut 36.000 Studierenden derzeit mehr als 150 Bachelor- und Masterstudiengänge an.

Seit 2008 ermöglicht der Akkreditierungsrat diese Akkreditierung auf einer übergeordneten Ebene, auf der des Qualitätssicherungssystems einer Hochschule. "Mit diesem alternativen Verfahrensansatz rücken wir die Hauptverantwortung der Hochschulen für Qualität in Studium und Lehre in den Blickpunkt der Qualitätssicherung", erklärt Prof. Dr. Reinhold R. Grimm, Vorsitzender des Akkreditierungsrats. "Wichtig ist dabei auch, dass wir zur Gewährleistung der Autonomie der Hochschulen das Know-how über Qualitätssicherungsverfahren auch in Zukunft bei den Hochschulen selbst konzentrieren und nicht bei den Agenturen. Qualität entsteht in der Hochschule und nicht durch externe Begutachtung. Die positive Systemakkreditierung einer Hochschule bescheinigt, dass ihr Qualitätssicherungssystem im Bereich von Studium und Lehre geeignet ist, das Erreichen der Qualifikationsziele und die Qualitätsstandards ihrer Studiengänge selbst zu gewährleisten."

Die Diskussion über Qualität wird an den Hochschulen seit Mitte der 1990er-Jahre geführt. "Die Hochschulen nehmen mittlerweile ein leistungsfähiges Qualitätsmanagement sehr ernst, da dies einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess gezielt unterstützt", so Dr.-Ing. Thomas Kathöfer, Generalsekretär der Hochschulrektorenkonferenz (HRK). "Zudem geht es darum, dass an den Hochschulen vielfach isoliert vollzogene Einzelmaßnahmen zur Qualitätsverbesserung in transparenter Weise in ein zukunftsorientiertes Gesamtkonzept eingebunden werden, so wie das an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz seit vielen Jahren der Fall ist."

Den Prozess der Systemakkreditierung an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz hat die Agentur ACQUIN durchgeführt und nach einem zweijährigen Modellprojekt und einer anschließenden dreijährigen Akkreditierungsphase der JGU die Urkunde verliehen. Das Verfahren folgte einem vom Akkreditierungsrat festgelegten Kriterienraster und Ablaufplan, orientiert an den European Standards and Guidelines for Quality Assurance in Higher Education (ESG) und den Vorgaben der Kultusministerkonferenz (KMK). "Voraussetzung für die Systemakkreditierung einer Hochschule ist – wie im Fall der JGU – ein umfassend etabliertes und aufeinander abgestimmtes Qualitätssicherungssystem", erklärt Thomas Reil, Geschäftsführer der Akkreditierungsagentur ACQUIN. "Die aufwendige Bewertungsphase der Johannes Gutenberg-Universität Mainz mittels eines Peer-Review-Verfahrens fokussierte auf sämtliche Prozesse, die die Qualität im Bereich Studium und Lehre sicherstellen."

Seit Ende 2006 arbeitete die JGU im Rahmen des zweijährigen Modellprojekts "Systemakkreditierung" auf eine neue Akzentuierung im Bereich der Qualitätssicherung hin. Ziel war die Weiterentwicklung des internen Qualitätssicherungssystems, um künftig die Methode der Programmakkreditierung einzelner Studiengänge zu ersetzen und eine Anerkennung des hochschuleigenen Qualitätssicherungssystems als Gesamtkonzept (Systemakkreditierung) zu erreichen. In diesem Zusammenhang hat die JGU auch am "Institutional Evaluation Programme" der European University Association (EUA) teilgenommen. Zudem haben 2008 der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und die Heinz Nixdorf Stiftung die JGU als Pilothochschule für das Programm "Qualitätsmanagement an Hochschulen" ausgewählt.

Im Rahmen eines solchen umfassenden Ansatzes zur Qualitätssicherung stellt die Akkreditierung von Studiengängen lediglich einen, wenn auch weiterhin bedeutenden Bereich unter anderen dar. So sieht die JGU in der Systemakkreditierung die Möglichkeit, Hochschul- und Qualitätsentwicklung noch enger aufeinander zu beziehen, als dies herkömmliche Verfahren der Programmakkreditierung zu leisten vermögen. Ein Beispiel hierfür sind die internen Akkreditierungen von Studienprogrammen, die an umfangreiche Strukturüberlegungen anschließen wie in der Informatik oder den Altertumswissenschaften. So wurde in der Informatik die Frage der Weiterführung des bereits bestehenden Bachelorprogramms und die Implementierung neuer Masterstudiengänge verknüpft mit der Begutachtung zur Einrichtung eines Forschungsschwerpunktes. In den Altertumswissenschaften führte die interne Akkreditierung unterschiedliche Fachperspektiven zusammen.

Dieser integrative Ansatz der internen Akkreditierung, der unmittelbare Bezug zu Fragen der Strukturentwicklung und zur Entwicklung von Forschungsschwerpunkten wie auch die frühzeitige Einbindung von Gutachterinnen und Gutachtern in den Prozess interner Bewertung sind zentrale Aspekte für ein erfolgreiches Qualitätsmanagement an der JGU. Dieses kann auf langjährige Erfahrungen und gewachsene Strukturen aufbauen: "Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung haben an unserer Universität bereits seit Beginn der 1990er-Jahre einen hohen Stellenwert – durch die Reorganisation der Verwaltung im Rahmen des Reformprozesses wie auch durch die Evaluation in Forschung und Lehre", so Krausch. "Mit einem eigenständigen Zentrum für Qualitätssicherung und -entwicklung verfügt die Johannes Gutenberg-Universität Mainz zudem über eine Einrichtung, die bundesweit in dieser Form einzigartig ist und ausreichende Reputation sowie Kompetenzen in unterschiedlichen Arbeitsfeldern aufweist. Die Systemakkreditierung ist somit eine Bestätigung dieser jahrelangen erfolgreichen Arbeit."

Das Zentrum für Qualitätssicherung und -entwicklung (ZQ) ist eine zentrale Einrichtung, die im Jahr 1999 auf Beschluss des Senats der Johannes Gutenberg-Universität Mainz eingerichtet wurde. Das ZQ fungiert über die Aufgabenfelder an der Mainzer Universität hinaus seit 2003 als Geschäftsstelle des Hochschulevaluierungsverbunds Südwest. Die zentralen Aufgaben des ZQ bestehen in der Evaluation von Fächern und Fachbereichen nach dem sogenannten "Mainzer Modell" sowie in der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Darüber hinaus führt das ZQ Projekt- und Programmevaluationen durch und ist im Bereich der Hochschul- und Bildungsforschung tätig. Als Beratungsagentur erbringt das ZQ zunehmend auch Leistungen für externe Einrichtungen und Hochschulen.