Mainzer Doktorenschmiede setzt neue Maßstäbe in Sachen Promotion

Max Planck Graduate Center mit der Johannes Gutenberg-Universität als Promotionsmodell mit Zukunft

07.01.2010

Die neue Mainzer Graduiertenschule, die von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) gemeinsam mit der Max-Planck-Gesellschaft errichtet wurde, ist gut aus den Startlöchern gekommen und verzeichnet nach kurzer Laufzeit schon bemerkenswerte Erfolge. Das Max Planck Graduate Center mit der Johannes Gutenberg-Universität (MPGC) verbindet ganz verschiedene Disziplinen, denn die Doktorarbeiten müssen nicht nur in einem, sondern zumindest in zwei Fächern verfasst werden. "In wenigen Monaten hat sich hier eine unglaubliche Dynamik entwickelt. Unterschiedliche Forschungsbereiche sind miteinander in Kontakt gekommen und die rege Kommunikation hat in kurzer Zeit zu interessanten neuen Projekten geführt", lobt Koordinator Dr. Ralf Eßmann die Mainzer Doktorenschmiede, die am 1. Juni 2009 ihre Arbeit aufgenommen hat.

Die Einrichtung umfasst vier Fachbereiche der Universität Mainz und die beiden benachbarten Max-Planck-Institute für Chemie und Polymerforschung. Zum Lehrkörper gehören zurzeit 30 Professoren und etwa die gleiche Zahl promovierter Nachwuchswissenschaftler. "Das Max Planck Graduate Center bietet mit seinem Fokus auf innovative, interdisziplinäre Forschungsfelder, die den Bogen von den Naturwissenschaften bis zur Medizin spannen, attraktive Möglichkeiten der wissenschaftlichen Ausbildung für herausragende Doktoranden", so der Direktor am Max-Planck-Institut für Polymerforschung, Prof. Dr. Hans Wolfgang Spiess, Mitinitiator und Vorsitzender des Wissenschaftlichen Lenkungsausschusses des MPGC mit der Johannes Gutenberg-Universität. Im Vorfeld hat die erste Graduiertenschule in Deutschland, die von einer Universität mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen gegründet wurde, für erheblichen Wirbel gesorgt. Befürchtungen, das Promotionsrecht der Universitäten könnte ausgehöhlt werden, wurde mit einer eindeutigen rechtlichen Regelung der Riegel vorgeschoben. Absolventen erhalten den "Doktor rerum naturalium" (Dr. rer. nat.) auf einer Urkunde der Universität Mainz, ergänzt durch das Logo der Max-Planck-Gesellschaft sowie die Unterschrift der Leitung des Graduate Centers. Darüber hinaus sollen nach einem Memorandum der Hochschulrektorenkonferenz die Mainzer Promotionsregelungen für andere Standorte der Max-Planck-Gesellschaft als Vorbild dienen.

Interdisziplinäres Forschen ist der Dreh- und Angelpunkt der neuen Einrichtung, an der mittlerweile 22 Doktorandinnen und Doktoranden arbeiten. "Wir haben Kooperationen zwischen Medizin und Chemie oder Pharmazie und Polymerforschung", führt Eßmann als Beispiele an. Der Leiter des Dekanats für den Fachbereich Chemie, Pharmazie und Geowissenschaften der Uni Mainz ist einer der vier Koordinatoren am MPGC, die zusammen mit Udo Schreiner als Administrativem Leiter die Graduiertenschule führen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer untersuchen etwa die Strömung von Gasen auf unterschiedlichen Gebieten: Wie steigt warme Luft in der Atmosphäre nach oben? Wie diffundieren Gase durch ein Rohr? Wie erfolgt der Gasaustausch in der Lunge? Oder sie gehen dem Problem nach, wie Arzneistoffe mit speziellen Polymer-Hüllen direkt an den Wirkort gebracht werden können. Bei rein fachbezogenen Promotionen war es bisher schwierig, derart fachübergreifende Themen zu formulieren, die ganz neue Blickwinkel und Lösungsansätze ermöglichen. Den Doktoranden stehen immer zwei Betreuer aus jeweils verschiedenen Bereichen zur Seite. Sie können sich zudem an zwei Mentoren wenden, die ihnen als Ansprechpartner zur Verfügung stehen.

Die hervorragende Betreuung und maßgeschneiderte Begleitprogramme dieser Doktorandenausbildung erfordern aber auf der anderen Seite von den Teilnehmern größeren Einsatz: "Die Hürden sind hier höher als für gängige Promotionen", so Eßmann. Die Interessenten bewerben sich mit einem Diplom- oder Masterabschluss und werden je nach Qualifikation - die Durchschnittsnoten der jetzigen Teilnehmer sind in der Regel besser als 1,5 - zu Auswahlgesprächen eingeladen. Alle Teilnehmer müssen auch jährlich einen Fortschrittsbericht vorlegen. "Wegen der gesamten Struktur und der guten Betreuung rechnen wir damit, dass die meisten sehr schnell fertig werden", erklärt Eßmann. Die Finanzierung kann entweder über eine Doktorandenstelle oder ein Stipendium erfolgen, wobei ausländische Teilnehmer gerne Stipendien in Anspruch nehmen.

Aus Australien, Japan und den USA sind bisher schon Nachwuchsforscher nach Mainz ans MPGC gekommen. Eine weitere Internationalisierung wird bei der kommenden Bewerbungsrunde mit einer internationalen Ausschreibung angestrebt. "Das MPGC wird die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Forschungsstandorts Mainz stärken", erklärt der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Prof. Dr. Georg Krausch, "denn mit diesem Graduate Center erreichen wir eine neue Qualität der Kooperation in Forschung und Graduiertenausbildung. Wir eröffnen uns dadurch nicht nur den Zugang zu den weltweit besten Doktorandinnen und Doktoranden, sondern auch die Möglichkeit, herausragende Forscherinnen und Forscher aus dem Ausland als Lehrende einzubinden."