Universitätsmedizin vereinbart Kooperation mit Portland

Universitätsmedizin Mainz stellt Weichen, um zu einem weltweiten Knotenpunkt der klinischen Ethik zu werden

14.05.2010

Die Universitätsmedizin Mainz und das Zentralklinikum in Portland, Oregon (USA), haben sich auf eine Ausweitung der seit 2009 bestehenden Zusammenarbeit verständigt. Ein entsprechender Kooperationsvertrag wurde gestern in Portland bei einem viertägigen Besuch einer Mainzer Delegation unterzeichnet. Nach Einschätzung des Wissenschaftlichen Vorstands der Universitätsmedizin Mainz, Prof. Dr. Dr. Reinhard Urban, hat Mainz auf Basis der Kooperation die realistische Chance, zu einem weltweiten Knotenpunkt der klinischen Ethik zu werden.

"Die vertraglich vereinbarte Zusammenarbeit hat das Potential, Portland und Mainz zu Keimzellen eines internationalen Netzwerkes für Exzellenz in der klinischen Ethik zu machen. Dies ist ein weiterer wichtiger Schritt für den Wissenschafts- und Studienstandort Mainz", Urban. Dieses Netzwerk für Exzellenz soll unter dem Dach der International Society for Clinical Bioethics entstehen.

Auf Grundlage der Kooperation mit Portland könnten die Mainzer Bürger zudem im Bereich klinischer Ethikberatung in der Universitätsmedizin künftig ein Angebot auf höchstem internationalem Niveau erwarten. "Profitieren werden Patienten und Angehörige mittelfristig von einer stärkeren Patientenzentrierung der Versorgungskultur. Das betrifft in erster Linie die Ebene des persönlichen ärztlichen und pflegerischen Umgangs mit Patienten und ihren Angehörigen", so der Medizinische Vorstand und Vorstandsvorsitzende der Universitätsmedizin Mainz, Prof. Dr. Norbert Pfeiffer. Ein positiver Begleiteffekt sei darüber hinaus für die Versorgungsstruktur der Universitätsmedizin - also der Gegebenheiten und Voraussetzungen für die Supramaximalversorgung - zu erwarten.

Dass die klinische Ethik in Zukunft an Bedeutung gewinnen wird, davon ist auch der Leiter des Instituts für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin an der Universitätsmedizin Mainz, Prof. Dr. Norbert W. Paul, überzeugt. Denn: "Insbesondere bei schwerwiegenden Erkrankungen ist die Entscheidung über Therapieziele nicht allein eine Frage medizinischer Indikationen. Eine zentrale Rolle bei der Entscheidung über Tun und Lassen spielen in zunehmendem Maße die persönlichen, oft auch kulturell geprägten ethischen Werthaltungen von Patienten und ihren Angehörigen." Die im letzten Jahr aufgeflammte Diskussion um Entscheidungen am Lebensende habe gezeigt, dass es mehr brauche als eine starre Gesetzesregelung für die Verbindlichkeit von Patientenverfügungen. "Die sehr liberale Praxis im US-amerikanischen Bundesstaat Oregon, die seit 1997 der "Oregon Death with Dignity Act" regelt, bietet hervorragende Möglichkeiten der vergleichenden Forschung auf dem Feld der klinischen Ethik", sagt Prof. Dr. Paul in diesem Zusammenhang. Angedacht sei, dass Mainzer Forscher mit ihren Kollegen aus Portland in gemeinsamen Forschungsprojekten in einen engen Dialog treten. Gelegenheit dazu biete sich beispielsweise im Rahmen des Austauschs von Studierenden und Wissenschaftlern. Von Seiten der Universitätsmedizin Mainz koordiniert Paul das Kooperationsprogramm.

Dass Mainz sich zu einem der führenden Standorte für Medizinethik entwickelt, zeigt auch der bundesweit einzigartige Masterstudiengang "Medizinethik". "Seit dem Studienjahr 2008/2009 angeboten, erfreut sich dieser Studiengang großer Nachfrage", stellt Paul fest, der für die Leitung des Masterstudiengangs verantwortlich ist.