Mainzer Wissenschaftler präsentieren neuartige Impfstoffe gegen Krebs und Therapieansatz für Schlaganfallpatienten zum Schutz vor gefährlichem Hirnödem
17.11.2011
Erfindungen mit hohem Innovationspotenzial präsentieren Wissenschaftler der Universitätsmedizin Mainz bei der MEDICA 2011 in Düsseldorf: Neuartige Impfstoffe gegen Krebs stellt die Forschergruppe um Prof. Dr. Thomas Wölfel vor und Dr. Serge Thal ist mit einem neuen Therapieansatz vertreten, der Schlaganfallpatienten vor einem gefährlichen Hirnödem schützen kann.
Neue Tumor-assoziierte Antigene als Basis für die Entwicklung eines therapeutischen Impfstoffs gegen Krebs stellt Dr. Volker Lennerz aus der Arbeitsgruppe des Schwerpunktleiters Onkologie der III. Medizinischen Klinik der Universitätsmedizin Mainz, Prof. Dr. Thomas Wölfel, vor. "Ein solcher Impfstoff zielt darauf ab, die Fähigkeit des Immunsystems, Tumorzellen zu bekämpfen, entweder neu zu generieren oder eine zu schwache Immunantwort zu verstärken", so Wölfel. Bei dieser Erfindung handelt es sich um sog. Tumor-assoziierte Oligopeptide (Proteinfragmente), die sich relativ kostengünstig herstellen und in der Krebsimmuntherapie einsetzen lassen. "Tumor-assoziierte Oligopeptide werden von zytotoxischen T-Zellen (CTL) in einem ersten Schritt auf der Oberfläche von Tumorzellen erkannt. Im nächsten Schritt zerstören die CTL die Tumorzellen", erläutert Wölfel. Die Zerstörung der Krebszellen erfolge entweder durch Auslösung des programmierten Zelltods oder durch eine direkte Zell-Lyse. "Studien mit Peptiden haben gezeigt, dass in vielen Patienten 'T-Zellantworten' gegen die Peptide aktiviert werden konnten. Für den Einsatz von Peptiden sprechen auch die nur geringen Nebenwirkungen, die sich im Zuge von Studien feststellen ließen", unterstreicht Wölfel.
Dr. Serge Thal von der Klinik für Anästhesiologie der Universitätsmedizin Mainz entdeckte in Zusammenarbeit mit Prof. Carola Förster von der Universität Würzburg einen bisher nicht beschriebenen sog. zerebralen Glukosetransporter, mit dessen Hilfe sich Hirnödeme in ihrem Entstehungsprozess verringern lassen. Hirnödeme, also Hirnschwellungen, zählen zu den typischen Begleiterscheinungen eines Schlaganfalls und Schädelhirntraumas und führen im schlimmsten Fall zum Hirntod. Konkret kommt es bei einem Hirnödem nach einer Hirnschädigung zu einer vermehrten Flüssigkeitsansammlung im Gehirn. Bislang gelten Hirnödeme als nur schwer behandelbar. "Mit hoher Wahrscheinlichkeit erlaubt uns dieser Ansatz, die Zuckeraufnahme nach Trauma in das Gehirn zu regulieren. Dadurch könnte über eine Verringerung der hygroskopischen Wirkung ein entstehendes Hirnödem reduziert werden. Bei Schlaganfallpatienten ziehen Hirnödeme die schwersten Komplikationen nach sich", so Thal.
"Ein konkreter therapeutischer Nutzen ist bei beiden Erfindungen die klare Intention. Wenn viele Patienten davon profitieren sollen, braucht es aber starke Kooperationspartner, die bereit sind, eine Anschubfinanzierung zu leisten. Denn nur so haben diese Erfindungen eine Chance, zur Marktreife zu gelangen. Die Fachmesse MEDICA ist eine ideale Plattform, um diese Erfindungen dem Fachpublikum zu präsentieren und Kooperationspartner zu finden", so der Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Prof. Dr. Dr. Reinhard Urban.