Wettbewerbsbeitrag "MINERVA" soll die Ausbildung der Nachwuchsärzte im Praktischen Jahr praxisorientierter machen
23.04.2010
Beim Exzellenzwettbewerb Studium und Lehre des rheinland-pfälzischen Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur (MBWJK) gehört die Gruppe von Prof. Dr. Christian Werner, Direktor der Klinik für Anästhesiologie, zu den Gewinnern. Der Wettbewerbsbeitrag der Universitätsmedizin Mainz, das Projekt MINERVA - Mainzer Initiative für eine novellierte, exzellente und richtungsweisende versatile Ausbildung - überzeugte die Jury. MINERVA verfolgt das Ziel, das als zu praxisfern in die Kritik geratene Praktische Jahr (PJ) entscheidend zu verbessern: Zu Beginn des PJ sollen die Mainzer Medizinstudierenden künftig einen interdisziplinären Kurs mit hohen Praxisanteilen und intensivem Training am anästhesiologischen Simulationszentrum und am Skills-Lab absolvieren. Mit der Fördersumme von 50.000 Euro soll eine Umsetzung des MINERVA-Projekts bereits ab August 2010 erfolgen.
"MINERVA ist die passende Antwort auf die von unseren Studierenden geäußerte und durchaus berechtigte Kritik, dass die Ausbildung bis zum PJ immer noch zu wenig Praxisnähe beinhaltet", erklärt der Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Prof. Dr. Dr. Reinhard Urban, der sich hocherfreut über den Wettbewerbserfolg zeigt. Dass sich das vielversprechende Konzept noch in diesem Jahr umsetzen lasse, sei auch ein Zeichen an die Studierendenschaft, dass die Universitätsmedizin Mainz noch intensiver praktische Fertigkeiten und sog. Soft Skills vermitteln will.
Konkret wird der medizinische Nachwuchs, der sein PJ an der Universitätsmedizin Mainz absolviert, im einwöchigen MINERVA-Kurs u.a. an medizinischen Modellen und Simulatoren üben. Das Training von Fertigkeiten für komplexe Abläufe mit hohem Stresspotenzial im Bereich der Notfallmedizin wie etwa Wiederbelebung, Atemwegssicherung oder das Anlegen einer Thoraxdrainage stehen dabei im Vordergrund. Darüber hinaus geht es um die Vermittlung von Routinetätigkeiten. "MINERVA hilft, die Unsicherheitsfaktoren bei den angehenden Ärzten auszuschalten. Doch damit nicht genug: Auch in puncto Patientensicherheit bedeutet das Programm einen Meilenstein", so Prof. Dr. Christian Werner. Dass MINERVA eine Erfolgsgeschichte wird, davon ist Werner überzeugt, denn einzelne Bausteine des Projekts kommen im Skills-Lab gegenwärtig bereits zum Einsatz. Die Nachhaltigkeit des Projekts werde aber auch durch eine begleitende Evaluation sichergestellt.
Die Idee zu MINERVA hatten übrigens die Assistenzärzte Dr. Sandra Kurz, Dr. Michael Schütz und Sebastian Barzen sowie Fachärztin Dr. Stephanie Goldhammer. Auf Basis ihrer eigenen teilweise erst kürzlich gemachten Erfahrungen im PJ sahen sie dringenden Handlungsbedarf: "Im PJ haben wir gemerkt, wie wichtig eine gute Vorbereitung auf die spätere Tätigkeit als Arzt ist", berichten sie. Doch das theorielastige Studium habe wertvolle praktische Fertigkeiten in nur unzureichender Weise vermittelt.
Aufgrund seines Modellcharakters lässt sich MINERVA nach Urbans Auffassung auch an anderen medizinischen Fakultäten in Deutschland implementieren. "Sinnvoll wäre das in jedem Fall. Denn nicht nur an der Universitätsmedizin Mainz gilt es, fortwährend einen Spagat zu bewältigen. Dieser besteht darin, dem medizinischen Nachwuchs im PJ das Rüstzeug zu vermitteln, um im Klinikalltag zu bestehen, und gleichzeitig den aktuellen Erfordernissen der Versorgung der Patienten auf den Stationen Rechnung zu tragen."
MINERVA hat laut Urban aber zudem eine wichtige Funktion, um Exzellenz an der Universitätsmedizin zu fördern: "Denn nicht nur die Forschung ebnet den Weg zu Exzellenz, sondern gerade auch die Lehre." Mittel- und langfristig seien deshalb Projekte wie MINERVA der Schlüssel, um erstklassigen Nachwuchs aus den eigenen Reihen zu rekrutieren.