Paul-Rolf Preußner erhält BMBF-Preis für Medizintechnik

Drucktoleranz des Auges bei Grünem Star ausloten / Paul-Rolf Preußner gehört zu den Gewinnern 2003 des Innovationswettbewerbs des BMBF

20.11.2003

Beim Grünen Star ist der Augeninnendruck der Patienten erhöht – jedoch nicht jeder Patient mit einem hohen Druck im Augeninneren erkrankt an diesem tückischen Leiden. Die Toleranz gegenüber einem erhöhten Augeninnendruck ist individuell sehr unterschiedlich. Daher schlägt ein Forscherteam um Dr. Dr. Paul-Rolf Preußner der Augenklinik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) ein neues Diagnoseverfahren vor, um die Drucktoleranz der Patienten-Augen individuell zu bestimmen. Das Projekt gehört zu den diesjährigen Gewinnern des Innovationswettbewerbs zur Förderung der Medizintechnik des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und wird für die kommenden eineinhalb Jahre mit rund 180.000 Euro gefördert.

Weltweit ist der Grüne Star (Glaukom) neben dem in den Industriestaaten operablen Grauen Star die dritthäufigste Erblindungsursache. Die Erkrankung geht mit einem erhöhten Augeninnendruck einher, der nach heutigem Erkenntnisstand die Blutversorgung des Sehnervs an der Eintrittstelle in den Augapfel – in der so genannten Papille – einschränkt. Bisherige Verfahren zur Glaukomdiagnostik stellen üblicherweise den bereits eingetretenen Schaden fest. Nicht berücksichtigt wird dabei, dass es individuell ganz unterschiedliche Toleranzen gegenüber einem erhöhten Augeninnendruck gibt. Trotz dieser bestehenden Unterschiede, wird heute noch gesamte die zur Verfügung stehende Palette der Therapiemaßnahmen auf alle Patienten angewendet, die einen erhöhten Augeninnendruck aufweisen. Besser wäre es, die Therapie auf den entsprechenden "Zieldruck" des jeweiligen Patienten abzustimmen – den Druck, den das jeweilige Auge noch toleriert, ohne Schaden zu nehmen.

Das Team um Preußner schlägt daher ein neues Diagnoseverfahren vor, das diese individuelle Drucktoleranz bestimmen kann. Dazu wird der Augeninnendruck mit Hilfe eines schmerzfreien Verfahrens langsam gesteigert, wobei gleichzeitig die Sauerstoffsättigung der Papille gemessen wird. Das Verfahren wird wie folgt angewendet: Durch einen von außen auf die halb geöffneten Lider aufgesetzten Ring wird der Augendruck mit einer definierten Andruckkraft stufenweise erhöht. Vergleichbar – aber weniger belastend – ist dieses Verfahren mit einer üblichen Augenuntersuchung per Kontaktglas beim Augenarzt. Gleichzeitig erfassen die Wissenschaftler die Sauerstoffversorgung der Nervenzellen im Bereich der Papille mit Hilfe einer ortsaufgelösten Spektroskopie. Messgröße ist dabei die Helligkeit der Papille bei bestimmten Wellenlängen. Denn der Blutfarbstoff Hämoglobin hat in sauerstoffbeladenem Zustand ein anderes Farbspektrum als ohne Sauerstoff.

Ein typisches Messergebnis könnte nach Ansicht der Wissenschaftler sein, dass bei einem Patienten mit Niederdruckglaukom bereits eine geringe Erhöhung des Augeninnendrucks dazu führt, dass sich die Blutversorgung in bestimmten Arealen der Papille erheblich verschlechtert. Dagegen könnte das Auge eines anderen Patienten einen wesentlich höheren Druck tolerieren ohne eine solche Veränderung zu zeigen. Eine bessere Diagnostik, davon ist das Team überzeugt, wird einerseits die Versorgung der wirklichen Glaukom-Patienten verbessern, da sich die Therapie ganz auf diese Patienten-Gruppe konzentrieren könnte, und andererseits Kosten sparen, da überflüssige Behandlungen wegfallen.