Mainzer Technik auf dem Weg zum Marsmond Phobos

Mössbauer-Spektrometer der Universität Mainz ist mit russischer Sonde Phobos-Grunt gestartet / Start der Mission nur teilweise erfolgreich

11.11.2011

In der Nacht vom 8. auf den 9. November 2011 ist die russische Mission zum Marsmond Phobos vom Weltraumbahnhof Baikonur gestartet. An Bord der Sonde Phobos-Grunt ist auch Mainzer Technik, die die mineralogische Zusammensetzung der Oberfläche des Marsmondes untersuchen soll. Hauptziel der Phobos-Mission ist es, Bodenproben zurück zur Erde zu bringen.

Die Arbeitsgruppe von Dr. Göstar Klingelhöfer an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist mit dem miniaturisierten Mössbauer-Spektrometer MIMOS II vertreten. Ähnliche Spektrometer haben bereits bei der Rover-Doppelmission der NASA die Marsoberfläche auf Gesteinsvorkommen mit Eisengehalt untersucht und dabei sensationelle Ergebnisse geliefert. "Eine weiterentwickelte Version dieses Spektrometers soll nun auch auf dem Marsmond Phobos eisenhaltige Minerale charakterisieren. Wir sind sehr gespannt, was unser kleines Gerät dieses Mal alles entdeckt", so Dr. Göstar Klingelhöfer, nachdem er den Start direkt vor Ort am Raketenstartplatz Baikonur mitverfolgt hatte.

Leider wurde nach einigen Stunden klar, dass der Start nur teilweise erfolgreich war und ein Scheitern der Mission zu befürchten ist. Klingelhöfer und seine Mitarbeiter hoffen aber, dass die Kollegen in Moskau das Problem noch rechtzeitig in den Griff bekommen. Sollte die Rettung nicht gelingen, wird die Sonde in absehbarer Zeit in der Erdatmosphäre verglühen und damit auch das Mössbauerspektrometer MIMOS II mit seiner radioaktiven Quelle, dem kleinen Strahler Kobalt-57, einem radioaktiven Isotop des Metalls Kobalt.

Dieser Strahler ist für die angewendete Messmethode unerlässlich und wurde bereits bei den NASA Mars Exploration Rovern Spirit und Opportunity eingesetzt. Die in all diesen Missionen verwendete Menge an Kobalt-57 liegt bei weniger als 40 Mikrogramm, also wenige 10 Millionstel eines Gramms, entsprechend einer Strahlungsintensität von ca. 300 mCi. Im Falle eines Verglühens in der Erdatmosphäre wird MIMOS II, das sich im äußeren Bereich der Sonde befindet, sehr schnell verglühen. Seine Bestandteile werden in einer großen Höhe weiträumig verteilt werden, sodass keinerlei Gefahr für Personen oder Einrichtungen auf der Oberfläche besteht.

Sollte die Mission noch gerettet werden können, dann leistet MIMOS II einen wichtigen Beitrag, denn es kann auf der Phobos-Oberfläche eisenhaltige Minerale nachweisen. Daraus lassen sich Rückschlüsse auf die geologische Geschichte des Marsmondes ziehen.