Klicks für den künftigen Bundespräsidenten: Welcher Kandidat erzeugt das größte Interesse?

Forschungsprojekt an der JGU analysiert Trend anhand von Internet-Zugriffsdaten

23.06.2010

Joachim Gauck hat unbestritten die Nase vorn - jedenfalls was das Interesse der Internetnutzer an seiner Person betrifft. Vor der Wahl des neuen Bundespräsidenten am 30. Juni 2010 gibt eine statistische Analyse Aufschluss darüber, welches Interesse die deutsche Internet-Öffentlichkeit den nominierten Kandidaten entgegenbringt. Joachim Gauck zieht demnach 61% der Internetzugriffe auf sich, während Christian Wulff 29% und Luc Jochimsen ca. 10% für sich verbuchen. In ihrem Forschungsprojekt haben Tobias Preis und Daniel Reith, beide wissenschaftliche Mitarbeiter am Institut für Physik der JGU, ermittelt, wie viele Zugriffe das jeweilige Profil bei Wikipedia verzeichnet. "Nimmt man die große Anzahl an einzelnen Suchanfragen zusammen und analysiert deren zeitliche Änderungen, lassen sich deutliche Trends erkennen", erklärt Preis, der sich in interdisziplinären Forschungsprojekten mit der Beschreibung von komplexen Systemen und mit Algorithmen für die Zeitreihenanalyse befasst.

In diesem Fall analysiert der Algorithmus die Anzahl der Besucher auf den Wikipedia-Seiten zu den drei Kandidaten: für Christian Wulff, nominiert von den Parteien CDU/CSU und der FDP, für Joachim Gauck, nominiert von den Parteien SPD und Bündnis 90/Die Grünen, und für Luc Jochimsen, nominiert von der Partei Die Linke. Die Datengrundlage dafür liefert die Wikimedia Foundation: Sie protokolliert alle Zugriffe auf ihre Server und stellt sie in stündlicher Auflösung zur Verfügung. Auf den deutschsprachigen Teil von Wikipedia entfallen durchschnittlich 980.000 Zugriffe pro Stunde. "So kann auch unsere Analyse stündlich aktualisiert werden. Es zeigt sich dadurch zum Beispiel, dass nach einem Fernsehauftritt einer der Kandidaten die Zugriffszahl auf die Seite plötzlich deutlich steigt", erläutert Reith.

Es wird spannend sein zu sehen, ob sich das Interesse für die Kandidaten in den Tagen vor dem 30. Juni noch verändert. Preis und Reith haben aber bereits das nächste Ziel im Auge: Trendanalysen für die Mitglieder des Bundeskabinetts und andere anstehende Wahlen.