Klaus Töpfer ist Inhaber der Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur im Jahr 2004

Der frühere Bundesumweltminister und jetzige UNEP-Direktor stellt Forderung nach "Grenzenloser Umweltpolitik"

02.12.2003

Er ist ein wichtiger Ideengeber der globalen Umweltpolitik, seine Kompetenz ist unbestritten: Professor Dr. Dr. h.c. mult. Klaus Töpfer ist Inhaber der Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur der Freunde der Universität Mainz e.V. im Jahr 2004. Er hat sich um die deutsche und um die globale Umweltpolitik sehr verdient gemacht. Als Impulse gebender Umweltpolitiker, Wissenschaftler und als Persönlichkeit, die sich durch Engagement und Ideenreichtum auszeichnet, ist er in der Lage, die Anliegen der Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur wie Internationalität und Interdisziplinarität in hervorragender Weise zu vertreten. Der frühere Bundesumweltminister ist seit 1998 amtierender Exekutiv-Direktor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) mit Sitz in Nairobi. Die Vorlesungsreihe seiner Stiftungsprofessur stellt er unter den Titel "Grenzenlose Umweltpolitik: Grundlage für eine friedliche Entwicklung dieser Welt".

Seiner Ansicht nach bilden die Bekämpfung der Armut und eine nachhaltige globale Umweltpolitik die beiden zentralen, sich gegenseitig bedingenden Voraussetzungen für ein dauerhaft friedliches Zusammenleben. Der ranghöchste Deutsche in der UNO vertritt die Thesen, dass Ökologie und Ökonomie einander ergänzen müssen und wirtschaftliches Wachstum nur in Verbindung mit technologischem Wandel bei ressourcenschonender Ausrichtung möglich ist. Eines der erklärten Ziele des Wirtschaftswissenschaftlers ist es, die soziale Marktwirtschaft ökologisch weiter zu entwickeln.

Klaus Töpfer ist Unter-Generalsekretär der Vereinten Nationen, Generaldirektor des Büros der Vereinten Nationen in Nairobi und Exekutiv-Direktor des UNO-Umweltprogramms UNEP. Als Nachfolger von Fritz Stern, Bert Hölldobler, Hans-Dietrich Genscher und Wolfgang Frühwald wird somit erneut ein Gastprofessor von internationaler Bedeutung an die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) kommen: "Der fünfte Inhaber der Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur eröffnet auf dem Campus den Diskurs über elementare Zukunftsfragen unserer Gesellschaft und unseres Globus", erklärt der Vorsitzende der Freunde der Universität Mainz e.V., Dr. Hans Friderichs, "denn der Weg einer Nachhaltigen Entwicklung in einer globalisierten Welt ist die Herausforderung für Wissenschaft, Politik und Gesellschaft im 21. Jahrhundert. Mit solchen Veranstaltungen bietet die Universität Orientierungshilfen und wird auf diese Weise ihrer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung gerecht."

Vorlesungsreihe "Grenzenlose Umweltpolitik"

In der Veranstaltungsreihe der Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur 2004 wird sich Klaus Töpfer thematisch an den Hauptpunkten des Johannesburger "Plan of Implementation", dem Aktionsplan des Weltgipfels von 2002, orientieren. Entscheidendes Kriterium in der Umweltpolitik ist für ihn nicht die Fassung, sondern die Umsetzung von Beschlüssen. Beim Magdeburger Umweltforum 2003 kritisierte er vor einigen Tagen, dass "die Hausarbeiten von Rio und Johannesburg" noch nicht gemacht seien. Die Ankündungen der Industriestaaten, die Entwicklungshilfe auf "0,7 Prozent des Bruttosozialprodukts" zu verdoppeln, seien im vergangenen Jahrzehnt nicht eingelöst worden. Tatsächlich seien die Leistungen an die ärmeren Länder weiter von 0,35 auf 0,22 Prozent abgesunken.

Das Welt-Gipfeltreffen für Nachhaltige Entwicklung WSSD (World Summit on Sustainable Development) in Johannesburg im Jahr 2002 hatte zum Ziel, eine Art Hausordnung für die Globalisierung zu konzipieren, um ökonomische, ökologische und soziale Grundregeln für faires und gleichberechtigtes Zusammenleben der Staaten der Welt zu entwickeln. Der "WSSD Plan of Implementation", der Aktionsplan von Johannesburg, ist eine Zusammenstellung der getroffenen Vereinbarungen zu Problembereichen wie Armutsbekämpfung, Änderungen im Konsum- und Produktionsverhalten, schonende Nutzung natürlicher Ressourcen als Basis ökonomischer und sozialer Entwicklungen, Nachhaltige Entwicklung in einer globalisierten Welt, Artenvielfalt, Förderung erneuerbarer Energien, Gesundheit, Wasser, Chemikalien, Fischerei, Landwirtschaft. Damit sind bereits die Themenbereiche der zehn Abendveranstaltungen während des Sommersemesters 2004 umrissen, die Klaus Töpfer gemeinsam mit seinen international renommierten Gastrednern gestalten wird. Es geht nicht zuletzt darum aufzuzeigen, dass Gesellschaft, Wissenschaft und Politik die wachsenden Interdependenzen der Umweltproblematik wahrnehmen und in ihrem Handeln berücksichtigen müssen. Umweltpolitik ist mit komplexen Themenfeldern wie Armutsbekämpfung, Globalisierung, wirtschaftliche Entwicklung, internationale Sicherheit und neue Technologien eng verwoben. Zukünftige Handlungsstrategien müssen eine multilaterale Nachhaltigkeitspolitik einbeziehen.

Umweltschutz und Armutsbekämpfung intelligent verknüpfen

Wir stehen vor Umweltproblemen, die das Leben von Millionen Menschen beeinflussen und den Weltfrieden gefährden. Der Klimawandel, dessen Folgen in erster Linie die Entwicklungsländer tragen, ist dafür ein Beispiel. Die Industrieländer müssen sich ihrer Verpflichtung zur Umwelt- und Entwicklungszusammenarbeit als einer Investition in ihre eigene Zukunft bewusst werden. In der Weiterentwicklung der sozialen Marktwirtschaft zur ökologischen und sozialen Marktwirtschaft sieht Klaus Töpfer die Chance, die Globalisierung auch und gerade für die Ärmsten dieser Welt sinnvoll und vorteilhaft zu machen. Die UNEP hat eine klare Botschaft: Die Linderung der Armut ist ohne Umweltpolitik nicht möglich. Klaus Töpfer engagiert sich für eine Nachhaltige Entwicklung, in der ökonomisches Wachstum nicht zu Lasten der Ökologie und damit auf Kosten der kommenden Generationen und der Entwicklungsländer geht. Umweltschutz und Armutsbekämpfung intelligent zu verknüpfen, darin sieht der Direktor des UN-Umweltprogramms Aufgabe und Herausforderung.

Klaus Töpfer hat bereits zehn Jahre vor Johannesburg – damals noch als Vertreter Deutschlands – wesentlich zum Erfolg der UN-Umweltkonferenz in Rio de Janeiro beigetragen, als zum ersten Mal das Nachhaltigkeitsprinzip weltweit verankert und die Zusammenarbeit im Umweltschutz zwischen den hoch entwickelten Staaten und den Entwicklungsländern festgelegt wurde. Für seine engagierte und erfolgreiche Arbeit in den vergangenen Jahren hat er zahlreiche Ehrungen, Ehrendoktorwürden und Preise entgegennehmen dürfen. Bei der Verleihung des Deutschen Umweltpreises im Oktober 2002 dankte die Deutsche Bundesstiftung Umwelt Klaus Töpfer dafür, dass durch sein Engagement die Idee der Kreislaufwirtschaft weltweit erstmals in Deutschland Gesetz wurde und Deutschland heute eine Vorreiterrolle beim Umweltschutz einnehme.

Öffnung der Universität: Akzeptanz in der Öffentlichkeit

Vorbehalten ist sie herausragenden Wissenschaftlern und Persönlichkeiten von internationalem Renommee: Die Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur der Freunde der Universität Mainz e.V. soll das Ansehen und die Attraktivität der Universität über die Landesgrenzen hinaus fördern und neue Akzente setzen. "Die Stiftungsprofessur ist auf außerordentliche Akzeptanz innerhalb der Universität, aber auch in der Stadt und dem Umland von Mainz gestoßen und trägt erheblich zum Ansehen der Universität bei", betont der Präsident der JGU, Prof. Dr. Jörg Michaelis, "in unserer strategischen Ausrichtung ist die "konsequente Öffnung der Universität" zentraler Baustein – und die Stiftungsprofessur schlägt geradezu vorbildlich die Brücke vom Campus in die Stadt." Eingerichtet haben die Freunde der Universität Mainz e.V. die Stiftungsprofessur aus Anlass des 600. Geburtstags von Johannes Gutenberg im Jahr 2000. Inhaber der Stiftungsprofessur waren der Kulturhistoriker und Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels Fritz Stern (2000), der führende Vertreter der Evolutionsbiologie und Pionier der Soziobiologie, Bert Hölldobler (2001), der frühere Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher (2002) und der ehemalige Präsident der DFG und heutige Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung, Wolfgang Frühwald (2003).