Karibik in Mainz: Neue DFG-Nachwuchsforschergruppe gestartet

Silke Jansen stellt dem Präsidenten der Dominikanischen Republik ihr Forschungsprojekt und weitere Kooperationspläne vor

07.07.2010

Eine Nachwuchsforschergruppe unter der Leitung von Juniorprof. Dr. Silke Jansen wird sich in Mainz mit dem spanischen Erbe der Karibik befassen. Die neu gegründete Gruppe ist am Romanischen Seminar der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) angesiedelt und wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) durch das Emmy Noether-Programm gefördert. Die Forschungsarbeiten sollen die verschüttete Hispanität oder Hispania submersa, so auch der Titel der DFG-Nachwuchsgruppe, aus der Zeit der Entdeckung, Eroberung und Kolonisierung in der frankophonen Karibik aufzeichnen. "Wir schauen uns insbesondere die Kreolsprachen in Haiti, Guadeloupe und Martinique an. Diese Sprachen sind, wie andere Kreolsprachen auch, unter extremen Bedingungen neu entstanden", erklärt Jansen. "Wir untersuchen, welchen Beitrag das Spanische an diesen Kreolsprachen hat, die alle auf dem Französischen basieren, und welche Identitätsfragen dies aufwirft."

Die außerordentliche sprachliche und kulturelle Vielfalt der karibischen Inseln bietet nach Darstellung von Jansen optimale Voraussetzungen, um exemplarisch Fragen des Sprach- und Kulturkontakts zu untersuchen. Im Fokus der Karibikforschung steht das Zusammenspiel zwischen amerindischen, europäischen und afrikanischen Elementen in verschiedenen historischen Epochen und ihr Fortwirken in der Gegenwart. Im Unterschied zum sprachlichen und kulturellen Erbe der indianischen Ureinwohner und der afrikanischen Sklaven, das trotz zahlreicher ungelöster Fragen verhältnismäßig intensiv erforscht wurde, ist bisher nur wenig über die frühen europäischen, insbesondere die spanischen Einflüsse bekannt. "Das ist recht erstaunlich, wenn man sich die Pionierrolle Spaniens bei der Entdeckung und Eroberung Amerikas vor Augen hält", so Jansen.

Das Projekt soll diese verschüttete, aber keineswegs untergegangene Hispanität offenlegen. Insgesamt vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden dazu die bisher kaum beachteten spanischen Einflüsse im Wortschatz des Antillenfranzösischen und der karibischen Frankokreolsprachen aufdecken, wobei im kommenden Jahr Forschungsarbeiten vor Ort in der Dominikanischen Republik und in Haiti vorgesehen sind.

Am 5. Juli 2010 hat Silke Jansen ihr Projekt dem Präsidenten der Dominikanischen Republik, Leonel Fernández, bei dessen Staatsbesuch in Berlin vorgestellt. Außerdem legte die Sprachwissenschaftlerin Pläne für eine Hochschulkooperation zwischen verschiedenen europäischen und lateinamerikanischen Universitäten dar, die sie derzeit gemeinsam mit Prof. Dr. Ulrike Tancke, Juniorprofessorin für Englische Literaturwissenschaft an der Universität Mainz, entwirft. Leonel Fernández begrüßte die Initiative für eine Hochschulkooperation ebenso wie die Forschungen zum karibischen Raum an der JGU und sagte seine Unterstützung für die Nachwuchsforschergruppe sowie jegliche Form der akademischen Zusammenarbeit zu. In seiner anschließenden Pressekonferenz hob er explizit die Bedeutung der wissenschaftlichen Kooperation und des akademischen Austauschs zwischen Lateinamerika und Deutschland hervor.

Silke Jansen hat Französisch, Spanisch und Allgemeine Sprachwissenschaft an den Universitäten Münster und Rennes in Frankreich studiert. Nach ihrer Promotion war sie ab 2005 Wissenschaftliche Mitarbeiterin für Romanische Sprachwissenschaft an der Universität Erlangen, von 2005 bis 2009 Hochschuldozentin für Didaktik der Romanischen Sprachen, Literaturen und Kulturen an der TU Dresden. Forschungs- und Arbeitsaufenthalte führten sie nach Mexiko und in die Dominikanische Republik. Jansen ist seit März 2009 Juniorprofessorin für Romanische Sprachwissenschaft an der Universität Mainz und Leiterin der Emmy Noether-Nachwuchsgruppe. Mit diesem Programm bietet die DFG durch eine meist fünfjährige Förderung die Möglichkeit, die Befähigung zur Hochschullehrerin bzw. zum Hochschullehrer zu erwerben.