Masterstudiengänge "Russisch" und "Slavistik" mit Schwerpunkt Russistik oder Polonistik legen großen Wert auf umfassende und möglichst interdisziplinäre Ausbildung
07.07.2011
Das Institut für Slavistik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) bietet ab dem Wintersemester 2011/2012 erstmals die beiden Masterstudiengänge "Russisch" (Master of Education) und "Slavistik" mit dem Schwerpunkt Russistik oder Polonistik (Master of Arts) an. Beide Studiengänge legen großen Wert auf eine umfassende, möglichst interdisziplinäre Ausbildung. So steht beispielsweise in der Russistik die altrussische Literatur ebenso auf dem Studienplan wie Klassiker der Weltliteratur von Alexander Puschkin, Fjodor Dostojewski, Lew Tolstoj und Anton Tschechow über Anna Achmatowa und Michail Bulgakow bis hin zu Werken zeitgenössischer Autoren aus Russland und der russischsprachigen Diaspora in Europa, den USA und Israel. Ein vergleichbar weiter Rahmen wird in der polnischen Literaturwissenschaft aufgespannt: Die altpolnische Literatur mit ihrer gesamteuropäischen Ausstrahlung in der Renaissance (Jan Kochanowski) sowie im Barock interessiert ebenso wie die großen Autoren des 19. Jahrhunderts (Adam Mickiewicz, Juliusz Słowacki, Zygmunt Krasiński, Cyprian Kamil Norwid) sowie die zentralen, internationale Geltung aufweisenden Schriftsteller des 20. Jahrhunderts (Witold Gombrowicz, Stanisław Lem, Tadeusz Różewicz, Zbigniew Herbert und andere), zu denen auch die polnischen Nobelpreisträger gehören (Władysław Reymont, Czesław Miłosz, Wisława Szymborska), wobei auch die Gegenwartsliteratur (Marcin Świetlicki, Dorota Masłowska, Tomasz Różycki et cetera) fokussiert wird. In der Linguistik wird das Altkirchenslavische ebenso erforscht wie linguistische Phänomene der modernen russischen beziehungsweise polnischen Sprachentwicklung; auch in diesem Bereich wird die bereits im Bachelorstudiengang Linguistik erprobte fächerübergreifende Zusammenarbeit fortgeführt. Über die Schwerpunktbereiche der Literaturwissenschaft und der Linguistik hinaus sind zudem Module zur Festigung und zum Ausbau der Grammatikkenntnisse, der Übersetzungsfertigkeit und der Textparaphrase zu absolvieren. Auch der Sprachpraxis wird ein hoher Stellenwert beigemessen: In Kolloquien und studienbegleitenden sprachpraktischen Übungen werden die Feinheiten des Russischen beziehungsweise Polnischen vermittelt und vertieft. Schließlich soll der landeskundliche Unterricht die Studierenden an die soziokulturellen Verhältnisse des jeweiligen Sprach- und Kulturraums heranführen. Beide Studiengänge führen in der Regel in vier Semestern zum Master-Abschluss.
Die Bewerbungsfrist für das Wintersemester 2011/2012 endet am 15. Juli 2011. Voraussetzung für die Zulassung zu den Masterstudiengängen "Slavistik – Schwerpunkt Russistik/Polonistik" und "Russisch" ist der Nachweis eines Bachelorabschlusses im Fach Slavistik oder eines vergleichbaren Studienabschlusses an einer Hochschule in Deutschland oder im Ausland.
Während der Abschluss als Master of Education im Fach Russistik in der Regel auf eine Lehrtätigkeit im Schuldienst vorbereitet, eröffnet der Master-Abschluss im Fach Slavistik ein breites Spektrum von Tätigkeitsfeldern und Berufen. So sind Absolventen beispielsweise in der Aus- und Weiterbildung und Beratung in der Erwachsenenbildung oder im außerschulischen Sprachunterricht tätig, finden Betätigungsfelder aber ebenso auch in der staatlichen oder privaten Integrationsarbeit für Migrantinnen und Migranten oder in Kulturinstitutionen und -initiativen. Darüber hinaus sind Absolventen der Slavistik auch in der Wirtschaft, insbes. im Außenhandel und im Personalwesen, sowie im Journalismus gefragt.
Die Mainzer Slavistik besteht seit der Wiedereröffnung der Johannes Gutenberg-Universität im Mai 1946 und war inhaltlich wie personell zunächst eng mit dem heutigen Lehrstuhl für Osteuropäische Geschichte verknüpft. Obgleich mittlerweile beide Abteilungen – die Slavistik wie die Osteuropäische Geschichte – als eigenständige Studiengänge etabliert sind, spiegelt die gemeinsame Seminarbibliothek mit ihren philologischen und geschichtswissenschaftlichen Beständen diese Entstehungsgeschichte noch heute wider. Dies ist umso mehr ein Vorteil, da in der Slavistik die Schwerpunkte in der Lehre und Forschung auf der Sprachwissenschaft und Literaturgeschichte ebenso liegen wie auf der allgemeinen Kulturentwicklung und der Volks- und Gegenwartskunde. Seit dem Sommersemester 1983 ist dem Institut für Slavistik der JGU zudem das renommierte und deutschlandweit einzigartige Mainzer Polonicum angegliedert, das studienbegleitend Polnisch-Sprachkurse für Hörer aller Fachbereiche anbietet.