Individuelle Sprachförderung als selbstverständlichen Bestandteil in den Schulalltag integrieren

"sprint – Sprache und Integration" geht im Rahmen von "Mainz – Stadt der Wissenschaft" ins zweite Jahr

18.03.2011

Ziel ist, die sprachlichen Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen als Grundvoraussetzung für schulischen Erfolg zu fördern – mit dem Projekt "sprint – Sprache und Integration" hat die Heinrich Böll Stiftung Rheinland-Pfalz ein umfassendes Projekt zur Stärkung der Sprachkompetenz von Kindern und Jugendlichen entwickelt. 25 Lehramtsstudierende fördern auf kreativ-spielerische Weise rund 100 Schülerinnen und Schüler in ihren sprachlichen Fähigkeiten. Die Studierenden erhalten damit einen besseren Einblick in die Praxis der Lehrtätigkeit, die Kinder und Jugendlichen profitieren ihrerseits durch die individuelle sprachliche Förderung in Kleingruppen. Im Rahmen von "Mainz – Stadt der Wissenschaft 2011" geht das Projekt in Kooperation mit der Landeshauptstadt Mainz und dem Zentrum für Bildungs- und Hochschulforschung der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ins zweite Jahr.

"Mit sprint wird das erste Projekt vorgestellt, das im Rahmen der 'Stadt der Wissenschaft' evaluiert wird, weil in ihm eine besondere Verbindung zwischen Universität und Bildungspraxis hergestellt wird", so Prof. Dr. Franz Hamburger, Sprecher des Zentrums für Bildungs- und Hochschulforschung der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. "Im Interesse der Schüler und Schülerinnen dürfen solche Vorhaben nicht kurzfristig angelegt sein – auch damit ihre Wirkungen gut untersucht werden können."

Der sprint-Förderunterricht erfolgt in der Regel zwei Mal pro Woche außerhalb des Schulunterrichts in Kleingruppen an den Mainzer Schulen Frauenlob-Gymnasium, Fritz-Strassmann-Realschule, IGS Anna Seghers, IGS Mainz-Hechtsheim sowie Schiller-Hauptschule. Der Heinrich Böll Stiftung ist es dabei wichtig, das Projekt nicht nur auf den Sprachförderbedarf von Migranten und Migrantinnen auszurichten. "Das Projekt sprint setzt bei den sprachlichen Defiziten von Kindern und Jugendlichen an, unabhängig von deren Herkunft und Muttersprache", erläutert Wolfgang Faller, Geschäftsführer der Heinrich Böll Stiftung Rheinland-Pfalz, "denn auch Kinder mit rein deutschem Hintergrund haben oftmals mit sprachlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Es ist höchste Zeit, das Schulsystem an die komplexer werdenden Gesellschaftsstrukturen anzupassen. Individuelle Sprachförderung muss als selbstverständlicher Bestandteil in den Schulalltag eingebunden werden beispielsweise durch die Integration in das Konzept der Ganztagsschule. Gespräche mit entsprechenden Stellen sind im Gange."

Der sprint-Unterricht basiert auf kreativen Lehrmethoden und einer intensiven Betreuung. "Die Qualitätssicherung des Förderunterrichts erfolgt durch die enge Vernetzung der Beteiligten und eine kontinuierliche pädagogische Begleitung, insbesondere durch ein parallel laufendes Seminar am Institut für Erziehungswissenschaften der Johannes Gutenberg-Universität Mainz", so Sahar Parsa, Projektkoordinatorin der Heinrich Böll Stiftung Rheinland-Pfalz.

Förderbedarf im Fach Deutsch

Sprachfähigkeit bildet die Grundlage für den schulischen Erfolg. Dies ist nicht zuletzt durch PISA-Studien immer wieder bestätigt worden. "Wir brauchen daher eindeutig ein größeres Kontingent an geschultem Personal, um den Förderbedarf unserer Schüler im Fach Deutsch abzudecken", so Harry Poignie, Leiter der IGS Anna Seghers, "es fehlen jedoch die Mittel. Insofern freuen wir uns sehr, dass wir an dem Projekt sprint beteiligt sind."

Doch nicht nur Kinder mit sprachlichem Förderbedarf, auch das zukünftige Lehrpersonal profitiert von dem Konzept. "Angehende Lehrende und Schüler üben sich in kooperativen Arbeitsweisen", so die Kontaktlehrerin in der IGS Anna Seghers, Christina Schreiber, "in diesem Zuge werden sie in ihrer kommunikativen Fähigkeit, ihrem Selbstbewusstsein und ihrem Sozialverhalten gestärkt." Dass die Studierenden im Hinblick auf ihren zukünftigen Lehrerberuf von dem Projekt profitieren, wird auch vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur anerkannt: Ab sofort können die Studierenden sich ihre Tätigkeit als orientierendes Praktikum im Bachelorstudiengang anerkennen lassen.

Sprint wird unterstützt von Herzenssache, der Kinderhilfsaktion von SWR und SR und dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur Rheinland-Pfalz. Der Bildungs- und Integrationsverein KONTAKTE e.V. begleitet das Projekt inhaltlich.

Hintergrund: Mainz – Stadt der Wissenschaft 2011

Der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft würdigt das besondere Engagement der Landeshauptstadt Mainz zur Förderung von Wissenschaft und deren Vernetzung mit Wirtschaft und Kultur. Er wird dabei unterstützt von der Deutschen Bank.

Stadt der Wissenschaft 2011 ist ein Gemeinschaftsprojekt der Landeshauptstadt Mainz zusammen mit den Mainzer Wissenschafts-, Forschungs- und Kultureinrichtungen, der Wirtschaft sowie dem rheinland-pfälzischen Landesministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur.