"Die Qualität von Studium und Lehre muss Priorität haben"

Einführung von Zulassungsbeschränkungen in 41 Studiengängen

15.05.2003

Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) ist ihren Studierenden verpflichtet: "Unser Engagement zielt darauf, dass die Studierenden an unserer Hochschule ein hochqualifiziertes Lehrangebot, aber auch auf einen Studienerfolg ausgerichtete Strukturen vorfinden", erklärt der Präsident der JGU, Prof. Dr. Jörg Michaelis, "schließlich gehören Studium und Lehre neben Wissenschaft, Forschung und der Weiterbildung zu den Hauptaufgaben der Universität." Angesichts der Rekordmarken an Studierenden und Erstsemestern sowie der aktuellen Haushaltslage sieht der Präsident derzeit keine Alternative zur Einführung des Numerus clausus in weiteren Studienfächern: "Nur so lässt sich die Qualität in Studium und Lehre aufrechterhalten und sichern."

Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist auf eine Gesamtstudierendenzahl von rund 18.000 konzipiert. Mit derzeit 32.000 Studentinnen und Studenten – einer Rekordmarke in der Geschichte der Hochschule – hat die Universität somit nominell einen Auslastungsgrad von rund 180 Prozent erreicht. Zudem hat sich gegenüber dem Jahr 1999 die Zahl der Erstsemester fast verdoppelt. Eine weitere Steigerung der Neuzulassungen in naher Zukunft ist entsprechend der Erhebungen des Statistischen Landesamtes zur Zahl der Gymnasialabsolventen nicht ausgeschlossen. Die Konsequenz: "Nach den sprunghaft angestiegenen Zahlen in den letzten Jahren verkraftet die Universität keinen weiteren signifikant höheren Zuwachs", erläutert der Präsident, "auch wenn wir im Prinzip keine Zugangsregelungen über den Notendurchschnitt befürworten, müssen wir in dieser Situation vorsorgend tätig werden und in denjenigen Fächern die Zulassungszahlen limitieren, in denen erkennbar hohe Zuwächse prognostiziert sind, wie zum Beispiel in der Anglistik oder Amerikanistik." Die Qualität der Lehre habe eindeutig Priorität vor dem freien Hochschulzugang: "Wenn wir jetzt nicht reagieren, laufen wir Gefahr, dass die Studierenden gegen die schlechten Studienbedingungen protestieren", so Professor Michaelis, "und unsere Aufgabe ist es, einen geordneten Studienbetrieb zu ermöglichen."

Die angespannte Haushaltslage verschärft zudem die Situation: Gegenwärtig hat die Universität Mittelkürzungen in Höhe von sieben Millionen Euro gegenüber dem ursprünglichen Haushaltsplan zu verkraften. Durch Sparmaßnahmen einerseits und wachsende Studierendenzahlen andererseits klafft die Schere immer weiter auseinander. Dennoch: Zusätzliche Gelder aus dem Landeshaushalt einzufordern, stellt für den Präsidenten in der momentanen Lage öffentlicher Haushalte keine realistische Alternative dar. Vor weiteren Kürzungen im Hochschulbereich warnt er allerdings mit Nachdruck: "Was Einsparungen angeht, sind wir am Ende angelangt."

Derzeit können an der JGU 93 Fächer in 136 Studiengängen studiert werden, davon werden zukünftig 41 Studiengänge zulassungsbeschränkt sein. Die Universität ist sich darüber im Klaren, dass die Zugangsregelung allein über den Notendurchschnitt unzureichend ist. Der Präsident sieht daher darin eine Chance, künftig in den NC-Fächern nicht nur nach der Abiturnote, sondern auch nach fachspezifischen Kriterien der Hochschule auszuwählen: "Dies eröffnet ebenfalls die Chancen einer Qualitätssteigerung." Ein entsprechender Antrag wurde bereits an das Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur gestellt, der entsprechende Erlass steht jedoch noch aus. Daher können Auswahlgespräche frühestens für das Sommersemester 2004 geführt werden.