Wandel zur strukturierten Großuniversität: Leitbild schärft Profilmerkmale

Johannes Gutenberg-Universität schärft ihr Profil als kompetenter Partner von Gesellschaft, Wirtschaft und Politik

28.02.2002

Der Wandel von einer eher als undifferenziert wahrgenommenen Massenuniversität zu einer strukturierten und profilierten Großuniversität ist das übergeordnete Ziel des Mainzer Reformprozesses. Denn: Exzellenz und Massenuniversität müssen sich nicht widersprechen – dies ist eines der wichtigen Ergebnisse des Leitbildprozesses. "Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) sieht in ihrer Größe und Fächervielfalt positive Profilmerkmale", erläutert der Präsident der JGU, Prof. Dr. Jörg Michaelis. "Gleichzeitig will sie, um Exzellenz zu fördern, sowohl in der Forschung als auch in der Lehre Schwerpunkte setzen."

Im Mittelpunkt des Reformprozesses der Johannes Gutenberg-Universität Mainz steht die Entwicklung eines universitären Gesamtleitbilds, das die forschenden, lehrenden und verwaltenden Bereiche in einen gemeinsamen Rahmen stellt. Auf der Grundlage umfassender Gesprächsrunden mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat eine Projektgruppe einen Entwurf erstellt, der campusweit zur Diskussion gestellt wurde und auch externe Hochschulexperten und Vertreter aus Politik und Wirtschaft einbezogen hat. Im Sommersemester 2002 wird der Entwurf dem Senat der JGU zur endgültigen Beratung und Beschlussfassung vorgelegt. "Am Ende dieses breiten Diskussionsprozesses soll schließlich ein Leitbild stehen, das – aus der Mitte der Universität durch deren Angehörige entwickelt – einen ebenso zielorientierten wie umsetzbaren Handlungsrahmen für die gesamte Universität bereitstellt", so der Präsident.

Bausteine der Profilbildung

Zu den Profilmerkmalen gehören neben der Schwerpunktbildung in der Forschung, etwa in der medizinisch-naturwissenschaftlichen Forschung, im Medienbereich oder in den künstlerischen Fächern, auch strategische oder regionale Kooperationen, wie beispielsweise mit dem Römisch-Germanischen Zentralmuseum Mainz, dem ZDF, der Villa Musica und dem städtischem Peter-Cornelius-Konservatorium, und vor allem die Differenzierung der Studienstruktur, die den Prozess der Schwerpunktbildung ergänzt.

"Es ist daher kein Zufall, dass die JGU im vergangenen Jahr vorrangig in ihren Profilbereichen gestufte Studiengänge eingeführt hat oder die Einführung solcher Studiengänge vorbereitet", berichtet der Präsident. Bachelorstudiengänge wie "Molekulare Biologie" oder "Medizinische Biologie", Masterstudiengänge wie "Chemistry of Materials" oder auch neue, modular und interdisziplinär konzipierte Diplomstudiengänge wie "Mediendramaturgie" oder "Gesang" ergänzen die Palette der Studiengänge an der JGU.

"Insbesondere für die kleinen Orchideenfächer bieten gestufte Studiengänge die Chance, ein interessantes Kooperationsfeld zu erschließen und sich fester in der Universität zu verankern", so der Präsident. Gleichzeitig werde das bestehende Profil der Universität gerade in diesen Spezialbereichen, etwa durch den Bachelor Archäologie, der die fünf an der JGU bestehenden archäologischen Disziplinen integriert, weiter ausgebaut.

Konsequente Öffnung der Universität

Weiteres strategisches Ziel der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die konsequente Öffnung der Universität. Hierzu wurde eine Vielzahl von Initiativen entfaltet, um das Profil als kompetenter Partner von Gesellschaft, Wirtschaft und Politik zu schärfen, darunter auch das Projekt Wissenschaftsmarkt. Diese Veranstaltung in Kooperation mit der Stadt Mainz und dem Staatstheater Mainz sowie mit den Medienpartnern SWR und Allgemeine Zeitung Mainz soll der Universität in der Stadt mehr Präsenz verleihen. Gleichzeitig trägt diese Veranstaltung dazu bei, Mainz als Wissenschaftsstadt und -standort zu positionieren. "Der Wissenschaftsmarkt soll zudem das Wissenschaftsverständnis und -interesse der Bevölkerung, insbesondere auch unter den Jugendlichen fördern", erklärt Michaelis. "Auf verständliche und unterhaltende Weise werden Bürgerinnen und Bürger der Stadt und der Region Forschungsprojekte und -ergebnisse nachvollziehen und die Faszination Wissenschaft erleben können – im Rahmen von Präsentationen in Pavillons, auf der Bühne oder auch in Foren und Vorführungen im Staatstheater oder bei Aktionen auf dem Platz. Ziel ist es, die Besucherinnen und Besucher im Rahmen dieser Ausstellung zum Mitmachen einzuladen und anzuregen."

Einen weiteren Schwerpunkt bilden Angebote für Schülerinnen und Schüler, mit denen die naturwissenschaftlichen Fächer auf den Rückgang der Studierendenzahlen reagieren. Ob "Zauberei und Hexerei à la Harry Potter" im NaT-Lab, ob "Ausgerechnet Mathematik" als Programm, das Schülerinnen und Schüler jede Woche an einem Nachmittag in die Universität einlädt, oder die von über 200 Oberstufenschülerinnen und -schülern besuchte Vorlesungsreihe "Physik am Samstag" – die enorm hohe Nachfrage, die positiven Rückmeldungen der Schülerinnen und Schüler, ihrer Eltern und Lehrerinnen und Lehrer und nicht zuletzt das steigende Medienecho bestätigen den Weg, den die JGU in diesem für sie strategisch wichtigen Bereich geht. "Der Erfolg dieses Engagements ist bereits deutlich erkennbar", so der Präsident. "Beispielsweise in der Chemie haben sich die Anfängerzahlen verdoppelt."