Physik-Nobelpreis: Anerkennung für Vorhersage des Higgs-Teilchens

Mainzer Wissenschaftler an der erfolgreichen Suche nach dem Higgs-Boson beteiligt

08.10.2013

Mit großer Freude haben am Dienstag Physiker der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) die Bekanntgabe des diesjährigen Physik-Nobelpreises aufgenommen. Die Vergabe des Preises an François Englert und Peter Higgs würdigt die Vorhersage des Higgs-Teilchens, das 2012 am Genfer CERN entdeckt wurde. "Viele Experimentalphysiker haben jahrzehntelang versucht, das Teilchen nachzuweisen, bis es dann letztes Jahr endlich geklappt hat", resümiert Prof. Dr. Volker Büscher von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. "Es ist eine großartige Anerkennung, dass der Nobelpreis für Physik in diesem Jahr für die Vorhersage dieses Higgs-Teilchens vergeben wurde."

Das Higgs-Teilchen wurde 1964 vorhergesagt und ist nach dem britischen Physiker Peter Higgs benannt. Es ist das letzte Puzzlestück, das im Standardmodell der Physik noch gefehlt hat. Es übernimmt in diesem System die Funktion, den anderen Elementarteilchen ihre Masse zu verleihen. Nach den Vorstellungen der Physiker ist der gesamte Weltraum vom sogenannten Higgs-Feld durchdrungen. Je nachdem wie stark die einzelnen Elementarteilchen mit dem Higgs-Feld wechselwirken, erhalten sie mehr oder weniger Masse. Durch den Nachweis des Higgs-Teilchens konnte die Existenz dieses Feldes erstmals direkt nachgewiesen werden. Das Higgs-Teilchen könnte aber auch den Weg zu einer "Neuen Physik" weisen, die über das derzeit gültige Standardmodell hinausgeht. Denn das Standardmodell der Physik kann nur einen Teil der Materie im Universum erklären.

Die Entdeckung des Higgs-Teilchens stützt sich auf die aufgezeichneten Daten der ATLAS- und CMS-Detektoren am Europäischen Forschungszentrum CERN. Mainzer Wissenschaftler waren an dieser Entdeckung direkt beteiligt. So hat die Arbeitsgruppe Experimentelle Teilchen- und Astroteilchenphysik (ETAP) sowohl maßgeblich zur Auswertung der Daten des ATLAS-Experiments beigetragen, als auch Teile des Detektors konstruiert und gebaut.

Die Vergabe des Physik-Nobelpreises für die Vorhersage des Higgs-Teilchens lässt nicht nur einen Rückblick auf die Errungenschaften der letzten 50 Jahre zu, sondern weist auch den Weg in die Zukunft. "Das Higgs-Teilchen eröffnet uns ein Fenster zu einer neuen Physik", erklärt Büscher mit einem Hinweis darauf, dass nun in den kommenden Jahren Präzisionsmessungen am LHC und an einem neuen Linearbeschleuniger folgen sollen, um das neue Teilchen genauestens zu vermessen und seine Funktion besser zu verstehen.

An der Johannes Gutenberg-Universität Mainz sind insgesamt rund 50 Physiker an den Forschungen am CERN beteiligt. Die Arbeiten der Mainzer Physiker sind in das Exzellenzcluster "Precision Physics, Fundamental Interactions and Structure of Matter" (PRISMA) integriert. Die Forschungen der Physiker aus Mainz und von anderen deutschen Universitäten wurden in bedeutendem Umfang über viele Jahre vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.