Kommende Studienphase konzentriert sich auf Ausbau der umfassenden Biodatenbank der Studie
28.08.2013
Das Unternehmen Boehringer Ingelheim setzt seine Unterstützung der Gutenberg-Gesundheitsstudie (GHS) mit einer Summe von drei Millionen Euro bis Ende 2017 fort. Damit ist die 2007 gestartete GHS bis zu diesem Zeitpunkt gesichert. Ziel ist der Aufbau einer Biodatenbank auf Basis der gewonnenen Biodaten. Die mittels dieser Biodatenbank gewonnenen Erkenntnisse sollen einen zentralen Beitrag dazu leisten, das individuelle Risiko für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs-, Augen- und Stoffwechselerkrankungen sowie von Erkrankungen des Immunsystems und der Psyche früher vorhersagen zu können und somit Diagnostik und Therapie verbessern. Die interdisziplinäre bevölkerungsrepräsentative Studie ist eine der weltweit größten ihrer Art.
Die Gutenberg-Gesundheitsstudie zielt auf die Analyse komplexer medizinisch-biologischer Zusammenhänge. Die Studie erfasst bevölkerungsbezogene Daten verbunden mit einer Sammlung von Bioproben: DNA, RNA, Erythrozyten (rote Blutkörperchen), Serum und Plasma, Urin, Tränenflussigkeit sowie Zahntaschenabstrich, die in eine umfassende Biomaterialbank einfließen. Konkret lässt diese Biomaterialbank Rückschlüsse auf den Einfluss genetischer oder molekularer Faktoren zu, die genauso wie Umweltfaktoren, Lebensstil oder Vorerkrankungen das Auftreten einer Erkrankung bewirken können. Die Untersuchung dieser vielschichtigen Einflüsse auf die Gesundheit ist von hoher Bedeutung, da die sog. Volkskrankheiten meist multikausale Ursachen aufweisen.
In diesem Zusammenhang weist Prof. Dr. Thomas Münzel, Direktor der II. Medizinischen Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz, darauf hin, dass die Gutenberg-Gesundheitsstudie eine wichtige Basis für eine erfolgreiche Bewerbung für weitere Großprojekte des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) wie das Centrum für Thrombose und Hämostase (CTH) und das Deutsche Zentrum für Herzkreislaufforschung war. Die GHS ist mit ihrer Detailtiefe der Charakterisierung der einzelnen Individuen und ihrem Stichprobenumfang einzigartig in Deutschland und Europa. Sie erlaubt einen holistischen Blick auf Erkrankungen unter Einbeziehung verschiedenster Expositionen, die für die jeweilige Erkrankung relevant sind. Des Weiteren ist sie ein zentraler Bestandteil des Schwerpunkts Translationale vaskuläre Biologie."
Studienleiter Prof. Dr. Philipp Wild kommentiert: "„Die hohe Standardisierung der Untersuchungen bzw. der Datenerfassung ist hierbei von großer Bedeutung für eine hohe Reliabilität der wissenschaftlichen Ergebnisse. Gerade auch in der Kombination mit klinischen Daten von erkrankten Personen ist die bevölkerungsrepräsentative GHS eine wichtige Kontrollgruppe. Die GHS ist für zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedenster Fachrichtungen eine wichtige Ressource für die Durchführung ihrer Forschungsarbeiten und wird auch in Zukunft eine Säule erfolgreicher klinischer Forschung an der Universitätsmedizin Mainz sein."
Die Bedeutung der Studie für die Universitätsmedizin Mainz betonen sowohl der Medizinische als auch der Wissenschaftliche Vorstand: "Die Gutenberg-Gesundheitsstudie als Leuchtturmprojekt hat einen sehr hohen Wirkungsgrad. Sie ist in hohem Maße patientenorientiert und liefert aufgrund ihrer Größe Forschungsergebnisse, die ihresgleichen suchen. Die Erkenntnisse aus der Gutenberg-Gesundheitsstudie ebnen den Weg für ganz neue Therapiekonzepte und Behandlungsoptionen", so der Vorsitzende und Medizinische Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Prof. Dr. Norbert Pfeiffer.
"Ich freue mich, dass es mit der Gutenberg-Gesundheitsstudie weitergeht. In Zeiten klammer Kassen in den öffentlichen Haushalten und angesichts unserer damit verbundenen Sparauflagen ist exzellente Forschung nur unter sehr hohem Einsatz zu gewährleisten. Mein Dank gilt dem Unternehmen Boehringer Ingelheim und insbesondere auch den Mitarbeitern der Studie. Die GHS trägt dazu bei, dass wir unseren Verpflichtungen als Universitätsmedizin in der Forschung erfolgreich nachkommen können", zeigt sich auch der Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Prof. Dr. Ulrich Förstermann, überzeugt.
In den Jahren 2007-2012 wurden über 15.000 Personen im Alter zwischen 35 und 75 Jahren aus einer repräsentativen Bevölkerungsstichprobe in die Studie eingeschlossen und im Studienzentrum untersucht. Im Anschluss begannen die Verlaufsuntersuchungen nach 2,5 und 5 Jahren, in denen in den folgenden Jahren bis 2017 die Entwicklung des Gesundheitszustandes der Teilnehmer sowie der Verlauf aufgetretener Erkrankungen erfasst wird. "Somit ist es äußerst wichtig, dass die GHS fortgesetzt wird. Denn wir wollen herausfinden, ob und möglicherweise warum sich der Gesundheitszustand von Teilnehmern der Studie verschlechtert hat. Die nächste Studienphase wird uns entscheidende Erkenntnisse liefern", so Prof. Dr. Philipp Wild.
Letztendlich trägt Boehringer Ingelheim als größter industrieller Sponsor der GHS dazu bei, diese Erkenntnisse zu gewinnen: "Wir freuen uns im Allgemeinen als Unternehmen, aber auch im Besonderen als Wissenschaftler, eine so interdisziplinär angelegte Studie wie die GHS unterstützen zu können. Ohne Zweifel können wir aus den Ergebnissen der GHS zukünftig einige wegweisende Veränderungen auf dem Gebiet der kardiovaskulären Medizin erwarten", so Prof. Dr. Klaus Dugi, der den Bereich Medizin bei Boehringer Ingelheim verantwortet.