GFK-Fellow Mita Banerjee stellt Forschungsfeld über das kulturelle Schaffen und die Geschichte indigener Kulturen vor
10.06.2010
Indigenitätsforschung an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz: Neue Forschungsperspektiven, die Bündelung künftiger und bereits bestehender Projekte auf diesem Gebiet sowie die Gründung eines Forschungszentrums, des Center for Comparative Native and Indigenous Studies, hat die neue Mainzer Amerikanistik-Professorin Dr. Mita Banerjee heute bei Ihrer Antrittsvorlesung der Öffentlichkeit vorgestellt. "Wir wollen die Forschung über das kulturelle Schaffen indigener Völker vorantreiben und über Ländergrenzen hinweg vergleichen", beschreibt Banerjee die Zielsetzung. Die Wissenschaftlerin ist neues Mitglied des Gutenberg Forschungskollegs (GFK) und wird die Nachfolge von Prof. Dr. Alfred Hornung im Department of English and Linguistics antreten. Diese Professur genießt im Fach Amerikanistik ein national sowie international herausragendes Ansehen.
Die Indigenitätsforschung hat sich bisher insbesondere mit dem kulturellen Schaffen und der Geschichte indigener Kulturen in den USA, Kanada, Australien und Neuseeland befasst. Es geht dieser Forschungsrichtung insbes. um den Widerspruch zwischen Fremd- und Selbstbestimmung im Leben der Native Americans, First Nations, Aboriginals und Maoris. In den sogenannten Siedlerkulturen der Neuen Welt wurde die Bevölkerung durch fadenscheinige Verträge enteignet und buchstäblich ihrer Lebensgrundlage beraubt; bis heute scheinen indigene Gruppen im wirtschaftlichen, kulturellen, politischen und sozialen Leben dieser Staaten weitgehend marginalisiert. So ist es bezeichnend, dass sich etwa der australische Premierminister erst im Jahr 2008 für das Leid entschuldigte, das man der indigenen Bevölkerung durch Jahrhunderte der Unterdrückung zugefügt hatte. Banerjee strebt nun eine Vernetzung mit dem neu entstehenden Center for Native American Studies an der Columbia University an, um die Möglichkeiten einer vergleichenden, also transnationalen Indigenitätsforschung weiter auszubauen.
Mita Banerjee studierte von 1990 bis 1996 an der JGU Amerikanistik, Anglistik und Slavistik und promovierte 1999 im Fach Amerikanistik. Im Jahr 2003 erfolgte in Mainz die Habilitation in Amerikanistik. Während ihres Studiums erhielt sie das prestigeträchtige Fulbright-Stipendium zum Studium in den USA. Zudem war sie von 2000 bis 2003 Emmy-Noether-Stipendiatin der DFG und als Research Fellow an der University of California in Berkeley tätig. Seit 2004 war sie Professorin für Nordamerikanische Literaturwissenschaft mit dem Schwerpunkt Kulturwissenschaft an der Universität Siegen.
Banerjee zeichnet sich durch innovative amerikanistische Forschung aus, die kulturwissenschaftliche Theorien wie etwa die Postkolonialismusforschung und Ethnic Studies mit der literaturwissenschaftlichen Analyse amerikanistischer Standardtexte verbindet und so neue Lesarten amerikanischer Literatur sowie neue Ansätze der Literaturtheorie entwickelt. Die Gebiete Autobiografieforschung, Literatur des 19. bis 21. Jahrhunderts, transnationale Amerikanistik und Asian American Studies erfahren durch ihre Forschungsarbeiten national wie international wichtige Impulse. Dies zeigt sich in ihren internationalen Kontakten und Kooperationen, ihren vielfältigen Publikationen in einschlägigen Fachzeitschriften sowie in drei Monographien.
Das Gutenberg Forschungskolleg (GFK), das die Berufung Banerjees nach Mainz nachdrücklich unterstützt hat, wurde vor drei Jahren eingerichtet, um die Spitzenforschung an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz zu fördern und herausragende Forschungsbereiche auch interdisziplinär noch besser zu vernetzen. Im Zentrum steht neben der strategischen Arbeit die Förderung einzelner herausragender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Das GFK verfügt über einen eigenen Etat sowie über die Möglichkeit, im Rahmen innovativer Verfahren zügige Berufungen zu realisieren und damit bei der Besetzung von Professuren mit strategischer Bedeutung wichtige Weichen zu stellen und die Konkurrenzfähigkeit der Universität im Wettbewerb um die besten Köpfe zu steigern.