Günter Meyer erneut zum Vorstandsvorsitzenden des Orient-Weltkongresses gewählt

ZEFAW in Mainz ist weltweit bedeutendste Informationszentrale für Nachrichten über Forschungen zum Vorderen Orient

01.02.2010

Der Vorstand des Weltkongresses für Studien zum Vorderen Orient, des World Congress for Middle Eastern Studies (WOCMES), hat Prof. Dr. Günter Meyer erneut zum Vorsitzenden gewählt. Mit dem einstimmigen Votum der 80 Wissenschaftler, die zu den weltweit führenden Persönlichkeiten der internationalen Orientforschung gehören, wurde der Leiter des Zentrums für Forschung zur Arabischen Welt (ZEFAW) am Geographischen Institut der Johannes-Gutenberg Universität Mainz für weitere 4 Jahre in seinem Amt bestätigt.

Die Voraussetzungen für die herausragende Position, die Meyer im internationalen Wissenschaftsmanagement einnimmt, wurden 1998 gelegt. Damals rief der größte US-amerikanische Verband von Orientwissenschaftlern zu einem internationalen Wettbewerb um die Durchführung des ersten Weltkongresses für Studien zum Vorderen Orient auf. Zu diesem Zeitpunkt war der Mainzer Wirtschafts- und Sozialgeograph gerade zum Vorsitzenden der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Vorderer Orient für gegenwartsbezogene Forschung und Dokumentation (DAVO) gewählt worden. "In dieser Position erkannte ich die Chance, den Weltkongress nach Mainz zu holen", erinnert sich Meyer. "Dazu war es jedoch unbedingt erforderlich, neben der Rückendeckung durch die DAVO auch die Unterstützung weiterer internationaler Verbände für die Bewerbung von Mainz zu gewinnen." Deshalb kandidierte Meyer sowohl bei den Wahlen für das Amt des Präsidenten der Internationalen Vereinigung für Studien zum Mittleren Osten (International Association for Middle East Studies, IAMES) als auch der Europäischen Vereinigung für Studien zum Vorderen Orient (European Association for Middle East Studies, EURAMES), dem Dachverband aller wissenschaftlichen Orientvereinigungen in 23 europäischen Ländern mit mehr als 3.500 Mitgliedern.

Beide Kandidaturen waren erfolgreich, sodass Meyer als Repräsentant von drei der bedeutendsten Verbände der internationalen Orientforschung und mit deren Befürwortung der Mainzer Bewerbung zur entscheidenden Auswahlsitzung nach Washington fliegen konnte. "Die Spannung war groß: Kann sich Mainz im Weltbewerb mit so attraktiven Kongressstädten wie Paris, London und Edinburgh durchsetzen?", hatte sich Meyer damals gefragt. Die Präsentation war dann jedoch so überzeugend, dass sich das internationale Auswahlgremium einstimmig für Mainz und das Zentrum für Forschung zur Arabischen Welt als Veranstalter des Weltkongresses entschied.

Der erste Weltkongress für Studien zum Vorderen Orient wurde 2002 auf dem Campus der Universität Mainz durchgeführt und war ein überwältigender Erfolg. Rund 2.100 Wissenschaftler aus 68 Ländern nahmen daran teil. 1.062 Vorträge wurden in 32 verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen zu orientbezogenen Themen gehalten – aus den Bereichen von Archäologie und Islamwissenschaft bis zu Politik-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. 126 akkreditierte Medienvertreter aus 28 Ländern berichteten über den Weltkongress und das breite kulturelle Rahmenprogramm, das auch die Mainzer Bevölkerung einbezog. Einer der Höhepunkte war die Gedenkfeier anlässlich des 1. Jahrestags der Terroranschläge in den USA, als im überfüllten Dom die Repräsentanten der beiden christlichen Kirchen sowie des Zentralrats der Muslime und der Juden in Deutschland die Gemeinsamkeiten und Unterschiede ihrer religiösen Positionen zu diesem Ereignis vorstellten.

Nach der Leitung des 1. Weltkongresses war Meyer als Vorstandsvorsitzender des WOCMES auch für den 2. Weltkongress 4 Jahre später in Amman/Jordanien verantwortlich. Er bereitet jetzt zum 3. Mal die – wie es in der Einladung heißt – "bedeutendste globale Konferenz der Orientforschung" vor. Sie findet vom 19.-24. Juli 2010 in Barcelona statt. Zu dem höchst attraktiven wissenschaftlichen und kulturellen Programm sind alle Orientinteressierten eingeladen. Anmeldungen können über die Kongresshomepage http://wocmes.iemed.org/ erfolgen.

Aufgrund der vielfältigen Vernetzung des Mainzer Geographen als Vorsitzender oder Präsident der – einschließlich WOCMES – 4 wichtigsten Verbände der internationalen Orientforschung hat sich das Zentrum für Forschung zur Arabischen Welt an der Johannes-Gutenberg Universität inzwischen zur weltweit bedeutendsten Informationszentrale für die Verbreitung von Nachrichten über Forschungen zum Vorderen Orient entwickelt – eine Region, die von Marokko im Westen bis Afghanistan und den muslimisch geprägten Republiken in Zentralasien reicht. Auch Studien über Themen, die vom Vorderen Orient ausgehen und sich auf andere Weltregionen auswirken, sind Gegenstand des Forschungsnetzwerks: Untersuchungen zu muslimischen Migranten in Europa gehören ebenso dazu wie Studien über die Folgen des Nahostkonflikts für die weltpolitische Entwicklung.

All diese Informationen werden von den Mitgliedern der 4 Verbände an das Mainzer Zentrum geschickt, dort textlich aufbereitet und in der Regel einmal wöchentlich an rund 4.000 Orientwissenschaftler weltweit per E-Mail versandt. Von diesem Informationsdienst profitiert die gesamte deutsche Orientforschung in besonderem Maße: Durch die internationale Ankündigung von Konferenzen nehmen wesentlich mehr ausländische Wissenschaftler an Kongressen in Deutschland teil, während umgekehrt mehr deutsche Wissenschaftler ihre Forschungsergebnisse im Ausland auf Konferenzen vorstellen, von denen sie ohne den Informationsdienst nichts erfahren hätten. Nicht zuletzt verdanken inzwischen Hunderte von jungen Nachwuchswissenschaftlern entscheidende Fortschritte in ihrer Karriere den Ausschreibungen von Stellen, Stipendien und Sprachkursen im Informationsdienst.