Zentrum für Rheuma-Pathologie gehört zum Uniklinikum

Bedeutende Erweiterung des Leistungsspektrums

26.06.2006

Seit Beginn dieses Jahres gehört das Zentrum für Rheuma-Pathologie (ZRP) dem Universitätsklinikum der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) an. Das Forschungsinstitut und Referenzzentrum der Weltgesundheitsorganisation (WHO) untersucht seit mehr als 30 Jahren die Ursachen und Mechanismen rheumatischer Erkrankungen, und das mit großem Erfolg: So konnten die Wissenschaftler um Prof. Dr. Hans Georg Fassbender etwa wesentliche Erklärungen dazu liefern, wie sich die Gelenkzerstörung bei chronischer Polyarthritis entwickelt, oder klären, wie die frühestmögliche Erkennung von Morbus Bechterew – einer Krankheit, die zur Einsteifung vor allem der Wirbelsäule führt – funktioniert. Schlüssel dieses Erfolges ist eine sehr große Erfahrung, die sich auf eine riesige Datenbank von über 90.000 Gewebeproben stützt. Für das Mainzer Universitätsklinikum stellt das ZRP eine bedeutende Erweiterung des Leistungsspektrums bei der Erforschung und Behandlung rheumatischer Krankheiten dar.

Das Zentrum für Rheuma-Pathologie (ZRP) ist die einzige Institution weltweit, die sich ausschließlich auf die Erforschung von Prozessen spezialisiert hat, die den rheumatischen Erkrankungen zugrunde liegen. 1974 gegründet, wurde das ZRP 1977 von der Weltgesundheitsorganisation zum internationalen Referenzzentrum ernannt – mit der Aufgabe, erstmals eine allgemein verbindliche pathologische Basis der wichtigsten rheumatischen Erkrankungen zu erarbeiten und zu definieren. Seit seiner Gründung hat das ZRP auf diesem Gebiet wesentliche Erfolge erzielt und die Grundmechanismen der wichtigsten rheumatischen Erkrankungen aufgedeckt.

Zu diesen Krankheiten gehört unter anderem die chronische Polyarthritis: Hier konnte das ZRP klären, dass nicht die vordergründigen Entzündungen Ursache der Krankheit sind, sondern tumorähnliche Prozesse eine Rolle spielen. "Diese wissenschaftlichen Ergebnisse haben Konsequenzen. Genau das ist unser Anspruch", sagt Fassbender, Leiter des ZRP. "Wir betreiben therapie- beziehungsweise patientenorientierte Forschung."

Dazu kann das ZRP auf die weltweit größte Gewebedatenbank zurückgreifen: Sie umfasst Gewebeproben mit entsprechender klinischer Dokumentation von über 90.000 Patienten mit unterschiedlichen rheumatischen Erkrankungen in den verschiedensten Stadien und Varianten. Diese Proben wurden im Laufe der Jahrzehnte untersucht, akribisch katalogisiert und dokumentiert – eingesandt von Kliniken, niedergelassenen Orthopäden und pathologischen Instituten weltweit. Diese wertvolle Forschungsbasis ermöglicht die Analyse der Entwicklung von diversen rheumatischen Erkrankungen und bildet somit die Grundlage für therapeutische Ansätzebeziehungsweise neue Behandlungsmethoden.

Der Ärztliche Direktor des Klinikums, Prof. Dr. Peter Galle, begrüßt die Integration des ZRP: "Als WHO Referenzzentrum – spezialisiert auf rheumatische Erkrankungen –passt das Zentrum für Rheuma-Pathologie sehr gut zu unserem immunologischen Profil. Die Expertise und die umfangreiche Gewebebank sind für die medizinische Arbeit des Klinikums sehr wertvoll – und bieten eine wichtige Informationsbasis für Aktivitäten in Forschung und Lehre."

Das Zentrum für Rheuma-Pathologie

Im Jahr 1974 gründete Hans Georg Fassbender das Zentrum für Rheuma-Pathologie. Bisher ist es in der Mainzer Altstadt beheimatet, der Umzug auf das Gelände des Universitätsklinikums steht demnächst an. Mehr als 300 Publikationen, über 800 Vorträge und elf wissenschaftliche Filme sind in den vergangenen Jahren entstanden. Fassbender erhielt viele Preise, darunter ist besonders der Carol-Nachman-Preis im Jahr 1986 hervorzuheben. Er ist Ehrenmitglied in 13 internationalen wissenschaftlichen Akademien und Gesellschaften und Gastprofessor an fünf Universitäten – darunter drei in den USA.

Innerhalb des Klinikums arbeitet das Zentrum für Rheuma-Pathologie eng mit den rheumatologisch befassten Universitätskliniken – etwa der I. Medizinischen Klinik und der Orthopädischen Klinik – zusammen. Zudem hat es intensive Verbindungen zu anderen medizinischen Kliniken und Zentren weltweit, mit denen es seinem WHO-Auftrag entsprechend im Informations- und Wissensaustausch steht.