Zehn Jahre Schülerlabor mit Wissenschaft zum Anfassen an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

NaT-Lab für Schülerinnen und Schüler hat sich seit seinen Anfängen im Juni 2000 fest etabliert

22.06.2010

Begonnen hat es wie so manches ganz klein: mit Experimentierkursen für einzelne Schüler, Forscherwochenenden und Sommercamps unter der Leitung der beiden Chemie-Professoren Claudia Felser und Wolfgang Tremel. Zehn Jahre später ist das NaT-Lab für Schülerinnen und Schüler der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) eine Institution mit eigenem Labor und rund 6.000 jungen Besucherinnen und Besuchern jährlich. Das Schülerlabor hat in den zehn Jahren seines Bestehens zahlreiche Preise gewonnen und ist mit seinen Angeboten für Kinder und Jugendliche – von den Kleinen im Kindergarten bis zu den Großen in der Oberstufe – nicht mehr aus der Region Mainz wegzudenken. "Das NaT-Lab ist eine Erfolgsgeschichte. Wenn wir unseren Auftrag in Bildung und Forschung ernst nehmen, müssen wir bereits junge Menschen für die Wissenschaft und gerade auch für die Naturwissenschaften begeistern", so Prof. Dr. Georg Krausch, Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. "Das Schülerlabor schafft es vorbildlich, diesen Funken zu zünden und Wissen auch greifbar und erfahrbar zu machen. Insofern kann es sowohl die schulische Ausbildung gezielt ergänzen als auch einen idealen Übergang zwischen Schule und Hochschule schaffen."

Die Anfänge des Schülerlabors gehen auf das Jahr 2000 zurück, als wegen der geringen Studierendenzahlen im Fach Chemie und anderen Naturwissenschaften das NaT-working SchülerInnenlabor eröffnet wurde. Der Fachbereich Chemie beschloss, Schülerinnen und Schüler aktiv über Naturwissenschaften und die naturwissenschaftlichen Studiengänge zu informieren. Im Laufe der Zeit beteiligten sich dann auch andere naturwissenschaftlichen Fachbereiche der Universität, die Mainzer Max-Planck-Institute, das Ada-Lovelace-Projekt und einige engagierte Schulen. Mit großzügiger Unterstützung der Robert Bosch Stiftung, des Ministeriums für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur, des Ministeriums für Bildung, Frauen und Jugend und des Fonds der Chemischen Industrie hat sich das NaT-working SchülerInnenlabor zu einem sehr erfolgreichen Projekt entwickelt. Ein gemeinsames Konzept wurde entwickelt und Ende 2002 das interdisziplinäre NaT-Lab für Schülerinnen und Schüler an der Universität Mainz gegründet. Alle Altersstufen finden hier ein angemessenes und aufeinander aufbauendes Angebot aus Praxis und Theorie vor. "Wir wollen das Interesse an den Naturwissenschaften wecken und den Schülerinnen und Schülern Entscheidungshilfen geben bei der Wahl, einen Leistungskurs in einem naturwissenschaftlichen Fach zu belegen und später vielleicht ein entsprechendes Studium aufzunehmen", beschreiben Dr. Heike Funk und Dr. Christa Welschof ihre Zielsetzung als Leiterinnen des NaT-Lab. "Dazu gehören sowohl die Begabtenförderung als auch das Angebot für Real- und Hauptschulen, um deren Schülern naturwissenschaftliche Ausbildungsberufe vorzustellen." Das Schülerlabor sieht seine Aufgabe auch darin, die Universität generell gegenüber den Schulen stärker zu öffnen, und schafft andererseits auch neue Möglichkeiten, um das Ausbildungsangebot der Uni für Lehramtsstudierende zu verbessern.

Im Rahmen des NaT-Lab finden jährlich rund 100 Projekte aus Chemie, Physik, Mathematik, Geowissenschaften oder Biologie statt. Dazu gehören Schulklassenbesuche, Experimentaltage und Projektwochen, Ferienakademien und Forscherwochenenden und sogar die Betreuung von Facharbeiten. In den Jahren 2006 und 2007 erhielten alle 1.100 Grundschulen in Rheinland-Pfalz eine Experimentierkiste inklusive einer Lehrerfortbildung. Seit 2009 ist das NaT-Lab auch für den frühkindlichen Bereich tätig in Form von Erzieherinnenfortbildungen im Rahmen des Projekts "Haus der kleinen Forscher".

Die Bilanz kann sich sehen lassen: Letztes Jahr kamen 85 Schulklassen mit 3.800 Schülerinnen und Schülern zu Besuch. Insgesamt hat das NaT-Lab mit seinen vielfältigen Aktivitäten 6.200 Schülerinnen und Schüler erreicht, darunter rund 2.600 Unter- und Mittelstufenschüler und 2.700 Oberstufenschüler. Zählt man die KinderUni-Vorlesungen hinzu, sind es insgesamt 6.800. Bei speziellen Projekten können gezielt auch Mädchen angesprochen werden, so beim Girls Day, aber auch bei Ada-Lovelace-Projekten an Mainzer Schulen, um sie für Naturwissenschaften zu gewinnen. Und ständig wird das Angebot ausgebaut und um neue Kooperationen und neue Vorhaben bereichert: In Oppenheim entstand ein "Forschergewölbe", mit der Jugendherberge Mainz wurde eine Kooperation für Klassenfahrten mit NaT-Lab-Besuch vereinbart und erstmals wurde 2009 das KinderUni-Sommerfest mit ausgetragen. Das Highlight im vergangenen Jahr war aber sicherlich der Auftritt auf der Hannover Messe mit dem Energieparcours, über den auch ein Film gedreht wurde.

"Das Wichtigste für uns aber sind die Rückmeldungen der Schüler und Lehrer, wenn sie einen Kurs oder ein Projekt gut und hilfreich fanden", erklären Dr. Welschof und Dr. Funk. "Und selbst wenn sich die Teilnehmer später gegen ein naturwissenschaftliches Studium entscheiden, ist das im Hinblick auf die unerwünschten Studienabbrecher positiv zu werten." Um auch künftig möglichst viele Schülerinnen und Schüler zu erreichen, planen die beiden Macherinnen des NaT-Lab eine stärkere Kooperation mit Schulen und den anderen Schülerlaboren im ganzen Rhein-Main-Gebiet. Auch inhaltlich wird die Zukunft einige Neuerungen bringen, mehr interdisziplinäre Projekte wie zum den Themen "Farbe" und "Symmetrie".

Mit seinem umfangreichen und abwechslungsreichen Angebot wurde das Schülerlabor im Jahr 2008 zudem im Rahmen der Initiative "Deutschland - Land der Ideen" als ein "Ausgewählter Ort" im Land der Ideen ausgezeichnet.