Wissenschaftliche Studie zeigt Zusammenhang zwischen Doping und Hirndoping auf

Befragung unter Triathlon-Wettkämpfern ergibt Korrelation in der Einnahme von Mitteln zur körperlichen und zur geistigen Leistungssteigerung

14.11.2013

Doping und Hirndoping gehen offenbar häufig miteinander einher. Eine Studie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) und der Eberhard Karls Universität Tübingen hat ergeben, dass Menschen, die Doping betreiben, oftmals auch zu Mitteln für Hirndoping greifen. In der Studie wurden erstmalig die beiden Kategorien Doping und Hirndoping gleichzeitig abgefragt. Dazu wurden knapp 3.000 Hobby-Triathleten anonym mithilfe eines Fragebogens bei Sportveranstaltungen in Frankfurt, Regensburg und Wiesbaden befragt. "Die Ergebnisse stimmen mit früheren Befunden über Doping im Freizeit- und Breitensport und Hirndoping in der Gesellschaft insgesamt überein. Sie zeigen aber erstmals auch, dass Doping und Hirndoping zumindest bei Freizeittriathleten oft miteinander einhergehen", so der Mainzer Sportmediziner Prof. Dr. Dr. Perikles Simon.

Die Studie wurde mit der "Randomized Response Technique" (RRT) durchgeführt, die speziell bei heiklen Fragen eine bessere Abschätzung der Dunkelziffern ermöglicht. Demnach wird der Anteil der Sportler, die in den zwölf Monaten vor der Befragung zu illegalen und verbotenen Dopingmitteln gegriffen haben, auf 13,0 Prozent geschätzt. Die Verbreitung von Hirndoping wird mit 15,1 Prozent veranschlagt.

Bei den Dopingmitteln wird zwischen illegalen Substanzen wie Kokain oder Heroin und verbotenen Substanzen zur körperlichen Leistungssteigerung wie anabolen Steroiden, EPO oder Wachstumshormonen unterschieden, die beim Einsatz im Sport verboten sind. Beim Hirndoping werden illegale Substanzen und Pharmaka zur geistigen Leistungssteigerung wie etwa illegale Amphetamine, Modafinil oder Ritalin erfasst.

Den Ergebnissen zufolge liegt der Dopinganteil bei männlichen Athleten mit geschätzten 13,7 Prozent höher als bei Frauen mit 8,0 Prozent. Auch scheint die Prävalenz für Doping beim European Championship in Frankfurt höher zu liegen als bei den Triathlon-Wettkämpfen in Regensburg und Wiesbaden. Bei den Wettkämpfen absolvierten die Teilnehmer entweder den klassischen Ironman mit knapp 4 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42 km Marathonlauf oder die Hälfte der eigentlichen Ironman-Distanz.

In ihre Befragung im Wettkampfjahr 2011 haben die Wissenschaftler insgesamt 2.997 Triathleten aufgenommen. 2.987 Fragebögen und damit 99,7 Prozent wurden zurückgegeben. Dabei wurde auch untersucht, ob ein Zusammenhang zwischen dem Gebrauch legaler und frei käuflicher Mittel zur Steigerung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit und dem Gebrauch illegaler und verbotener Substanzen besteht. Dies ist offenbar insofern der Fall, als dass Sportler, die zu legalen Mitteln zur Leistungssteigerung greifen, eher auch illegale Substanzen verwenden.

Schließlich ist ein weiterer maßgeblicher Befund der Studie der Hinweis auf die Korrelation zwischen Doping und Hirndoping, die sowohl bei den legalen als auch bei den illegalen Substanzen zu finden ist. Das heißt also, dass innerhalb der legalen Substanzen die Einnahme von Mitteln zur Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit relativ oft mit der Einnahme von Mitteln zur Steigerung der geistigen Leistungsfähigkeit einhergeht, ebenso wie bei der Gruppe der illegalen Mittel Doping und Hirndoping korrelieren. "Dies deutet darauf hin, dass Athleten die Mittel gar nicht für ein bestimmtes Ziel einsetzen, sondern vielleicht eine gewisse Neigung zur Leistungssteigerung mit Hilfsmitteln an den Tag legen", so Simon. Dieser Befund wird als wichtig erachtet, um vielleicht besser zu verstehen, weshalb Menschen solche Substanzen verwenden und um zielgerichtetere Präventionsarbeit leisten zu können.

An der Studie "Associations between physical and cognitive doping – a cross-sectional study in 2.997 triathletes" waren Wissenschaftler der Abteilung Sportmedizin, Prävention und Rehabilitation am Institut für Sportwissenschaft und die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz sowie die Abteilung für Allgemeine Psychologie und die Abteilung für Sportmedizin der Eberhard Karls Universität Tübingen beteiligt. Die Studie wurde zudem in Zusammenarbeit mit den IRONMAN-Headquarters mit Sitz in Hanau durchgeführt.