Wie macht man Lernen sichtbar? – John Hattie von der Universität Melbourne erhält Gutenberg Teaching Award

Einer der weltweit einflussreichsten Erziehungswissenschaftler nimmt höchstdotierten Lehrpreis der JGU entgegen

12.11.2024

Heute hat einer der zurzeit weltweit einflussreichsten Erziehungswissenschaftler, Prof. Dr. h.c. John Hattie von der Universität Melbourne, Australien, den Gutenberg Teaching Award entgegengenommen und sich bei einem feierlichen Empfang ins Goldene Buch der Universität eingetragen. Der Gutenberg Teaching Award ist mit 10.000 Euro der höchstdotierte Lehrpreis der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). Er wird alle zwei Jahre vom Gutenberg Lehrkolleg (GLK), der zentralen Einrichtung zur Förderung der Lehre an der JGU, an Personen außerhalb der Universität vergeben, die sich in besonderer Weise um die Weiterentwicklung der akademischen Lehre verdient gemacht haben. John Hattie wurde unter anderem vom Präsidenten der JGU, Prof. Dr. Georg Krausch, und vom JGU-Vizepräsidenten für Studium und Lehre, Prof. Dr. Stephan Jolie, begrüßt. "Ich freue mich sehr, dass mit John Hattie ein weltweit äußerst renommierter Hochschullehrer bei uns zu Gast war", sagt Krausch. "Hatties Arbeiten sind hochgradig relevant für Lehramtsstudierende und setzen auch darüber hinaus wichtige Impulse für die universitäre Lehre."

John Hattie hat vor allem durch die Studie "Visible Learning", die er im Jahr 2009 veröffentlichte und zu der er 2023 eine erweiterte Fassung publizierte, internationale Anerkennung erlangt. Für die Studie hat er mittlerweile mehr als 2.600 Meta-Analysen ausgewertet, in die Daten aus Interventionsprogrammen an mehr als 10.000 Schulen eingeflossen sind, und dadurch untersucht, in welchem Maß das Handeln von Lehrenden die Leistungen von Schülerinnen und Schülern nachhaltig beeinflusst. Eines der zentralen Ergebnisse ist, dass die angemessene Form und die Qualität des Feedbacks von Lehrerinnen und Lehrern nachweislich entscheidenden und nachhaltigen Einfluss auf den Lernerfolg haben können. "John Hattie hat mit seiner Publikation 'Lernen sichtbar machen' die Faktoren und Bedingungen herausgearbeitet, die Lernen nachweislich substanziell fördern. Es zeichnet ihn darüber hinaus aus, dass er auf dieser Basis mit Expertinnen und Experten weltweit und auf allen Ebenen aus der Bildungspraxis arbeitet und Entwicklungsprozesse zur Förderung von Lernen und Lehren begleitet", betont Prof. Dr. Margarete Imhof, ehemalige stellvertretende Direktorin des GLK, die den Aufenthalt von Hattie in Mainz organisiert hat.

Schwerpunktprojekte an der JGU zum Thema "Feedback"

Auf die Vergabe des Gutenberg Teaching Awards an Hattie folgte eine Podiumsdiskussion mit ihm und unter anderem dem Vizepräsidenten für Studium und Lehre der JGU, Prof. Dr. Stephan Jolie, zum Thema "Putting Feedback-Culture into Practice". Auch darüber hinaus regt das GLK die Auseinandersetzung mit dem Thema "Feedback" an. Im Rahmen von innovativen Lehrprojekten oder fachspezifischen Tagen der Lehre können Lehrende eine Förderung durch das GLK erhalten, um Feedback in der universitären Lehre zu etablieren. "Dadurch bieten wir Lehrenden eine Möglichkeit, experimentelle Lehrkonzepte zu entwickeln, die Feedback als zentrales didaktisches Mittel in Lehrveranstaltungen integrieren", sagt Imhof. Entsprechende Projekte, die im Erfolgsfall Modellcharakter für ein Fach, einen Fachbereich oder die gesamte Universität haben beziehungsweise zu einer nachhaltigen Verbesserung der regulären Lehre beitragen können, wurden im vergangenen Jahr mithilfe der Förderung vom GLK bereits initiiert.

John Hattie wurde 1950 in Neuseeland geboren. Er ist Professor of Education an der University of Melbourne und dort Direktor des Melbourne Education Research Institute. 2011 wurde er von Königin Elizabeth II. zum Officer des New Zealand Order of Merit ernannt, 2016 von der Universität Augsburg zum Ehrendoktor. Den Gutenberg Teaching Award erhielten vor ihm unter anderem die botswanische Theologin und Beauftragte für HIV/AIDS des Weltkirchenrats, Prof. Dr. Musa Dube, der amerikanische Physiker und Nobelpreisträger Prof. Dr. Carl Wieman sowie der japanische Dirigent und Gründer des Bach Collegiums Japan, Prof. Masaaki Suzuki.

Das Gutenberg Lehrkolleg: Teil des innovativen Mainzer Modells der Hochschulsteuerung

Das Gutenberg Lehrkolleg bildet mit dem Gutenberg Forschungskolleg (GFK) und dem Gutenberg Nachwuchskolleg (GNK) den Kern des innovativen Mainzer Modells der Hochschulsteuerung, das exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einbindet. Sein Leitungsgremium besteht aus Lehrenden der JGU, die sich durch exzellente Leistungen hervorgetan haben, sowie aus Studierenden und ist mit der strategischen Entwicklung von Studium und Lehre und der entsprechenden Beratung des Präsidiums der JGU betraut. Außerdem verfügt das GLK über eine Reihe von Förderinstrumenten und trägt mit Positionspapieren und Veranstaltungen zum fachbereichsübergreifenden Austausch bei.