Bei der Radiowellen-Therapie werden Krampfadern von innen erhitzt und so verschlossen - ein schonendes, standardisiertes Verfahren
05.05.2008
Seit kurzem bietet die Hautklinik des Mainzer Universitätsklinikums für Patienten mit Krampfadern eine neue Behandlungsmethode an: Mittels Radiowellen werden die defekten Venen von innen erhitzt und so verschlossen. Dabei handelt es sich um eine schonende und standardisierte Methode, die keinen stationären Aufenthalt erfordert und unter örtlicher Betäubung stattfinden kann. Schmerzen und Blutergüsse nach der Behandlung treten gegenüber anderen Methoden seltener auf. Mit Einführung der Radiowellen-Therapie komplettiert die Universitäts-Hautklinik ihr Spektrum an Behandlungsmöglichkeiten bei Krampfadern.
Krampfadern entstehen durch Defekte in den Venen, deren Ursache bisher nicht vollständig geklärt ist. Sie sind in Deutschland weit verbreitet: So weisen zwischen 50 und 80 Prozent der Bevölkerung Venen-Veränderungen in unterschiedlichen Stadien auf. Betroffen ist hauptsächlich das System der oberflächlichen großen und kleinen Stammvene im Bein. Zusammen mit ihren Seitengefäßen transportieren diese Venen etwa 10 Prozent des Blutes aus den Beinen zurück zum Herzen – die übrigen 90 Prozent übernehmen die tiefen Venen. In den Venen befinden sich Venenklappen, die den Rückstrom des Blutes ins Bein verhindern. Sind diese Klappen undicht, sackt das Blut aufgrund der Schwerkraft in die Beine zurück – die Venen "leiern aus", was schließlich als Krampfadern sichtbar wird.
Zur Behandlung von Krampfadern gibt es mehrere Möglichkeiten: Ziel ist es immer, den fehlerhaften Rückfluss des Blutes in die erkrankte Venen zu verhindern, da diese das Blut nicht mehr optimal zurück zum Herzen transportieren kann. Dabei können die Venen entweder herausgezogen oder von innen künstlich verschlossen werden. Bei der ersten Methode – dem so genannten Stripping – wird die Haut in der Leistengegend und meist auch noch am unteren Ende der defekten Vene aufgeschnitten und das kranke Gefäß herausgezogen. Bei der zweiten Methode wird ein Katheter üblicherweise durch einen Zugang am unteren Ende des defekten Abschnitts in die Vene geschoben und diese anschließend von innen verschlossen: entweder mit Hilfe eines Laserstrahls – wie bei der endoluminalen Lasertherapie, die in Mainz schon seit etwa sieben Jahren angeboten wird – oder seit neuestem mit Hilfe von Radiowellenenergie.
"Durch die Energie der Radiowellen wird die Venenwand von innen erhitzt, wodurch die Vene schrumpft und so verschlossen wird", erläutert Dr. Bettina Kleis-Fischer, Oberärztin und Venen-Expertin an der Universitäts-Hautklinik. „Wir beginnen dabei am 'oberen' Ende des Venenabschnitts, den wir verschließen wollen, und wiederholen den Vorgang an mehreren Stellen, indem wir den Katheter mitsamt dem Radiowellen-Sender – einer Art Heizspirale an der Spitze des Katheters – jeweils um eine definierte Strecke durch die defekte Vene zurückziehen. Dieses standardisierte Vorgehen, das durch Einführung eines neuen Katheters möglich wurde, hat uns davon überzeugt, neben der Lasertherapie auch die Radiowellen-Therapie für unsere Patienten anzubieten."
Gegenüber der operativen Stripping-Methode sind die Verfahren, bei denen die Venen von innen verschlossen werden, wesentlich schonender: Es wird das kosmetisch bestmögliche Resultat erzielt, da nur eine Punktion der Vene wie bei einer Blutentnahme durchgeführt wird und es somit keine OP-Narben gibt, zudem treten weniger Blutergüsse und Schmerzen nach der Behandlung auf. "Insbesondere bei der Radiowellen-Therapie hat eine neue Studie sehr gute Ergebnisse in Bezug auf die Schmerzfreiheit nach dem Eingriff erzielt", betont Oberärztin Bettina Kleis-Fischer.