Studierendenzahlen weiterhin auf Rekordniveau

Universität erwartet 34.600 Studierende zum Sommersemester 2005 / Weiterhin sehr hohe Nachfrage nach Studienplätzen

11.04.2005

Die Studierendenzahlen an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) bleiben auf Rekordniveau: Mit voraussichtlich rund 34.600 Studierenden verzeichnet die Universität im kommenden Sommersemester 2005 den höchsten Stand von Einschreibungen in ihrer Geschichte. Zum Wintersemester 2005/2006 rechnet die Universität, dass erstmals die Marke von 35.000 Studierenden deutlich überschritten wird. "Ausgelegt auf eine rechnerische Kapazität von 18.000 Studierenden, wird sich die dauernde Überlast der JGU weiter verschärfen", erklärt Universitätspräsident Prof. Dr. Jörg Michaelis.

Die Nachfrage nach einem Studienplatz an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz zum Sommersemester 2005 ist nach wie vor sehr hoch. 6.030 Bewerbungen erreichten die Hochschule in diesem Verfahren, was gegenüber dem Sommersemester 2004 einen leichten Rückgang um rund 350 Bewerbungen bedeutet. Allerdings waren die Bewerberzahlen an der JGU vor einem Jahr aufgrund der Einführung von Langzeitstudiengebühren im angrenzenden Hessen sprunghaft von 4.300 auf 6.400 angestiegen. Unter Berücksichtigung dieser speziellen Hochschulwechsler (ca. 1.200) und der Tatsache, dass die Bewerbungen für das Fach Betriebswirtschaftslehre (ca. 800) jetzt nicht mehr über die ZVS, sondern direkt über die Universität laufen, ergibt sich im Vergleich zum Vorjahr eine weitgehend konstante Nachfrage nach einem Studienplatz auf unverändert hohem Niveau. "Positiv ist in diesem Zusammenhang anzumerken, dass inzwischen 83 Prozent der Bewerberinnen und Bewerber die von der Universität vor einem Jahr eingeführte Möglichkeit der Online-Bewerbung nutzen", so Michaelis.

Wie sich die Situation auf dem Hochschulmarkt inzwischen zuspitzt, zeigt der längerfristige Vergleich: Zum Sommersemester 2001 hatten sich nur rund 1.500 Bewerberinnen und Bewerber um einen Studienplatz an der JGU beworben. Mit jetzt 6.000 Bewerbern hat sich diese Zahl innerhalb von vier Jahren vervierfacht. Demgegenüber ist die Zahl der für das erste Fachsemester eingeschriebenen Studierenden aber keineswegs im gleichen Maße gestiegen: Waren es im Sommersemester 2001 noch 1.900, so werden es im Sommersemester 2005 ca. 3.000 neue Studierende sein, was eine Steigerung um knapp 60 Prozent bedeutet. Der Anteil der erfolgreichen Bewerbungen hat sich somit innerhalb der zurückliegenden vier Jahre deutlich verringert – oder umgekehrt: Immer weniger Bewerberinnen und Bewerber erhalten die Zulassung zu dem von ihnen erwünschten Studium. "Da es gleichzeitig auch immer schwieriger für Abiturientinnen und Abiturienten wird, als Alternative eine Berufsausbildung beginnen zu können, ergeben sich für Schülerinnen und Schüler immer weniger Perspektiven für die Zukunft", erklärt Michaelis.

Geistes- und Sozialwissenschaften bewältigen Hauptlast der Nachfrage

In vielen Fächern – vor allem in den Geistes- und Sozialwissenschaften, die die Hauptlast der Nachfrage zu bewältigen haben – versucht die Johannes Gutenberg-Universität Mainz bereits seit mehreren Semestern, angesichts der extremen Überlast mit kurzfristigen Notprogrammen zu helfen. "Dies kann aber nur punktuell zu Entlastungen führen", so der Präsident. "Langfristig führt kein Weg daran vorbei, dass die Hochschulfinanzierung dauerhaft an die deutlich gestiegene Bildungsnachfrage anpasst wird. Die Hochschulen müssen mit den erforderlichen Mitteln ausgestattet werden, damit sie ihrem Ausbildungs- und Bildungsauftrag in der erforderlichen Weise nachkommen können."

Studienkonten: Gesamtbilanz der Einführung tendenziell positiv

Im Jahr 2004 erfolgte die Einführung des Studienkontenmodells zum Wintersemester 2004/2005. Dieses ermöglicht ein gebührenfreies Erststudium innerhalb der 1,75 fachen Regelstudienzeit. Bei Überschreiten dieser maximalen Studienzeit werden Gebühren in Höhe von 650 Euro pro Semester erhoben. Nicht zuletzt hat eine umfassende Informationskampagne zum Thema Studienkonten zu einer vergleichsweise reibungslosen Einführung des Modells beigetragen. Von rund 4.000 potenziell gebührenpflichtigen Studierenden im Sommersemester 2004 exmatrikulierten sich 1.500. Vielfach stellte sich aufgrund der im Juni 2004 versandten Informationsbriefe heraus, dass Studierende bereits über einen Hochschulabschluss verfügen und derzeit promovieren, sodass sie nicht vom Studienkontensystem betroffen sind. Für mehr als 300 Studierenden entfiel die Gebührenpflicht, da sie aufgrund von Bonusguthaben oder Auslandssemestern wieder auf ein ausreichendes Restguthaben zurückgreifen konnten. Letztlich entrichteten im Wintersemester 2004/2005 knapp 1.200 Studierende die vorgeschriebene Gebühr. Rund 700 Studierende nutzten ein rechtliches Schlupfloch in der Rechtsverordnung: Sie entzogen sich der Gebührenpflicht, indem sie sich in einem anderen Studiengang einschrieben und dadurch wieder als Erstsemester in der Statistik auftauchten.

Dennoch ist die Gesamtbilanz der Einführung tendenziell positiv: "Die drohende Gebühr bewirkte in vielen Fällen, dass sich die Studierenden nun intensiv um einen Abschluss ihres Studiums bemühen", so der Präsident. "In einer frühen Phase des Studiums sorgt das Modell zudem dafür, das Studium bewusster anzugehen."