Start neuer Aufklärungskampagne "Offensiv gegen Brustschmerz"

Universitätsmedizin Mainz, 1. FSV Mainz 05 und Boehringer Ingelheim wollen mit ihrer vierten Aufklärungskampagne für das Thema Herzinfarkt sensibilisieren

22.10.2013

Mit fast 50 Prozent aller Todesfälle sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Deutschland die Todesursache Nummer 1. Am häufigsten sind dabei Todesfälle durch Herzinfarkt, gefolgt von Schlaganfall und Herzschwäche. Rund 40 Prozent der Patienten, die einen Herzinfarkt erleiden, sterben noch vor Eintreffen eines Arztes. Hauptgrund hierfür ist, dass zu viel Zeit verstreicht, bevor ein Notarzt gerufen wird. Betroffene sind selbst oft nicht mehr in der Lage, einen Notruf abzusetzen. Es kommt also auf außenstehende Personen an, die Notfallsituation richtig einzuschätzen und medizinische Hilfe zu organisieren. Hier gezielte Aufklärungsarbeit zu leisten ist eines der Kernziele der neuen Aufklärungskampagne "Offensiv gegen Brustschmerz". Die von der II. Medizinischen Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) initiierte regionale Aufklärungskampagne zum Thema Herzinfarkt und Chest Pain Unit (CPU) wird unterstützt vom 1. FSV Mainz 05, Boehringer Ingelheim, Stiftung Mainzer Herz und Deutsche Herzstiftung.

"Dank moderner Medizin können immer mehr Menschen einen Herzinfarkt ohne Schäden überleben. Die Bemühungen um die gezielte Aufklärung der Bevölkerung, was wann im Notfall zu tun ist, dürfen deshalb nicht nachlassen", beschreibt Prof. Dr. Thomas Münzel, Direktor der II. Medizinischen Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz, das Kernziel der Aufklärungskampagne.

Bei der aktuellen Kampagne steht der Brutschmerz als Leitsymptom des Herzinfarkts im Fokus. Konkret umfasst die neue Kampagne zwei Plakatmotive mit den Titeln "Offensiv gegen Brustschmerz" und "Langfristiger Erfolg ist planbar – auch beim Herzinfarkt". Diese werden in den nächsten drei Monaten auf Bussen im Mainzer Stadtgebiet sowie auf einem großformatigen Banner an der Nachsorgeklinik (Geb. 701) der Universitätsmedizin Mainz zu sehen sein. "Wir sehen die Notwendigkeit, dass wir immer wieder auf diese Einrichtung hinweisen müssen", macht Münzel deutlich.

Die Etablierung der CPU an der Universitätsmedizin Mainz geht auf das Jahr 2005 zurück. Die Universitätsmedizin Mainz kann sich auf ihre Fahnen schreiben, als eine der ersten Kliniken überhaupt in Deutschland eine Brustschmerzeinheit (Chest Pain Unit) eröffnet zu haben, um den Kampf gegen den Herzinfarkt zu intensivieren. Während anfangs etwa 500 Patienten in der CPU behandelt wurden, sind es mittlerweile pro Jahr knapp 5000 Patienten. Die CPU wurde von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) zertifiziert.

"Das Ziel einer Chest Pain Unit ist eine rasche, kompetente Versorgung der Patienten, die unter Brustschmerzen leiden", erklärt Münzel und unterstreicht: "Die medizinischen Erfahrungen sind hervorragend, und bei Patienten stößt die Einrichtung auf große Akzeptanz." Um bei Herzinfarkten lebenswichtige Zeit zu sparen, ist es laut dem Direktor der II. Medizinischen Klinik und Poliklinik wichtig, dass Patienten mit Brustschmerzen und Verdacht auf Herzinfarkt so schnell wie möglich in der CPU der Universitätsmedizin vorgestellt werden. Jede Sekunde zählt.

"Erste Daten zeigen, dass durch die Zeiteinsparung im Bereich der Diagnostik und Therapie die Patienten hier in Mainz auch länger leben", so Münzel. "Entscheidend für den großen Erfolg ist darüber hinaus, dass die CPU hier in Mainz die einzige Anlaufstelle für Patienten mit Brustschmerzen ist und dass direkt neben der CPU die Notfallsprechstunde Cardio Acut der CardioPraxis Mainz angesiedelt ist. Damit existiert in der Universitätsmedizin Mainz eine deutschlandweit einmalige Schnittstelle zwischen ambulanter und stationärer Versorgung von Patienten mit Brustschmerzen." Die Cardiopraxis Mainz ist Mitglied des Herznetzes Mainz, das von der II. Medizinischen Klinik und Poliklinik ins Leben gerufen wurde. Anspruch des Herznetzes Mainz ist es, die Schnittstelle zwischen ambulanter Versorgung von Patienten mit Brustschmerzen in kardiologischen Praxen und stationärer Versorgung an der Universitätsmedizin Mainz zu optimieren. "Wir freuen uns, dass die Versorgung im Rahmen des Herznetzes bei den Patienten und der Bevölkerung angenommen wird", so Dr. Michael Todt, Arzt in der Sprechstunde CardioAkut und der Cardiopraxis Mainz.

Rückbetrachtend lässt sich Münzel zufolge feststellen: Die Brustschmerzkampagnen in Kooperation mit dem 1. FSV Mainz 05 haben ihren Teil dazu beigetragen, die CPU bekannt zu machen. Das sieht auch Harald Strutz, Präsident des 1. FSV Mainz 05, so und betont: "Bei so einem wichtigen Thema, das nahezu jeden – auch vermeintlich gesunde Menschen – von heute auf Morgen betreffen kann, ist es uns eine Herzenssache, die Aufklärungskampagne rund um Brustschmerz und Herzinfarkt weiterhin umfänglich zu unterstützen. Wir dürfen in unseren Anstrengungen gegen die Todesursache Nr. 1 nicht nachlassen. Von Aufklärung in Sachen Brustschmerz profitiert unsere gesamte Gesellschaft. Der 1. FSV Mainz 05 kann nach meiner Einschätzung durch seine Popularität einen wichtigen Beitrag zur Sensibilisierung der Bevölkerung beitragen."

"Maßnahmen zur Gesundheitsaufklärung haben nur dann eine signifikante Wirkung, wenn sie nachhaltig sind. Genau das ist bei dieser Awareness-Kampagne der Fall", betont Birgit Härtle, Science Project Manager bei Boehringer Ingelheim in Deutschland. Boehringer Ingelheim engagiert sich im Bereich der Prävention von Herz-Kreislauferkrankungen seit mehr als zehn Jahren durch die Unterstützung von Aufklärungskampagnen. Darüber hinaus ist die Förderung von Forschungstätigkeiten auf diesem Gebiet dem Unternehmen ein großes Anliegen.

Nur in Mainz werden übrigens mit großem Erfolg Ausbildungskurse zum Pflegeexperten Chest Pain Unit angeboten. Das bedeutet, dass nicht nur Ärzte sondern auch Schwestern und Pfleger im Bereich Brustschmerz optimal ausgebildet sind. Die CPUs in Deutschland gelten europaweit als Vorbild. So wurde bereits die Chest Pain Unit am UniversitätsSpital in Zürich nach deutschen Maßstäben für CPUs eingerichtet und zertifiziert. Die Zertifizierung der CPU am KantonsSpital in Luzern ist noch dieses Jahr geplant. Auch Österreich hat Interesse am deutschen Konzept der Chest Pain Units bekundet.

Kritische Stimmen hatte es laut Münzel in der Vergangenheit zum englischen Namen der Chest Pain Unit gegeben: "Wir haben uns bei der Namensgebung an der bereits etabilierten Notfalleinrichtung für Schlaganfälle, der 'Stroke Unit', orientiert“.