Brückenbildung über Grenzen von Organisationen und Ländern hinweg / Bundesförderung in Höhe von 40 Millionen Euro
05.12.2012
Rund 200 Experten aus den Bereichen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik haben sich in Mainz zur 3. CI3 Clusterkonferenz getroffen. Der Cluster für Individualisierte ImmunIntervention (CI3) bündelt regionale Kompetenzen und versteht sich als Innovationstreiber, um effiziente und nebenwirkungsarme Immuntherapeutika sowie begleitende Diagnostikprodukte für die Schwerpunktindikationen Krebs, Autoimmunerkrankungen und Infektionen zu entwickeln und der Patientenversorgung zugänglich zu machen. "Die Konzentration international wettbewerbsfähiger Wissenschaftseinrichtungen, Kliniken, Biotechnologie- und Pharmaunternehmen in der Rhein-Main-Region ist einzigartig", so Prof. Dr. Christoph Huber, 2. Vorsitzender von CI3 und ehemaliger Direktor der III. Medizinischen Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz. Die hohe regionale Innovationsdichte biete hervorragende Voraussetzungen, um die Pharmaregion Rhein-Main als Schmiede für innovative Immuntherapien an der internationalen Spitze zu etablieren, zeigt sich der Onkologe überzeugt.
Die erfolgreiche Arbeit des Clustermanagements wird durch die Bundesländer Rheinland-Pfalz und Hessen substanziell unterstützt. Seit Januar 2012 darf sich CI3 Spitzencluster nennen. Mit dieser vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) verliehenen Auszeichnung ist eine Bundesförderung in Höhe von 40 Millionen Euro bis 2017 verbunden. Der Cluster wird mit Finanzmitteln in mindestens gleicher Höhe durch Wirtschaft und Investoren gegenfinanziert. Damit kann der Cluster nicht nur international anerkannte wissenschaftliche Meilensteine setzen, sondern auch erhebliche Wachstumseffekte für die regionale Wirtschaft auslösen.
Regionale Synergien nutzen
Mittlerweile sind 29 Spitzenclusterprojekte mit einer Investitionssumme von über 60 Millionen Euro gestartet. Die meisten werden als Verbundprojekte umgesetzt, so auch der CI3-Cluster. Die am Immuntherapie-Cluster beteiligten Institutionen bilden die gesamte Innovations- und Pharmawertschöpfungskette von der Grundlagenforschung über industrielle Forschung und Entwicklung, Produktion, Zulassung, Marketing bis hin zum Vertrieb effizient ab. "Wesentliche Impulse und Forschungsergebnisse kommen aus den immunologischen und onkologischen Forschungseinrichtungen der akademischen Partner", erklärt Prof. Dr. Ulrich Förstermann, Vizepräsident für Forschung der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). "Die Stärke der kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) liegt in ihrer hohen Innovationsleistung und flexibleren Prozess- und Projektstrukturen", so PD Dr. Özlem Türeci, Geschäftsführerin bei Ganymed und 1. Vorsitzende von CI3. Sie könnten in Projektverbünden von der langjährigen Erfahrung der größeren Partner profitiere, z.B. in der Produktion, Qualitätssicherung, klinischen Entwicklung und Vermarktung von Produkten. Die Arbeit im Verbund mit Forschungsinstituten und KMUs würdigen auch die international agierenden großen Pharmakonzerne. "Kooperationen und Netzwerke sind ein wichtiger Bestandteil der heutigen Innovationskultur", betont Konferenzteilnehmer Christoph Hüls von Merck Serono. Das Unternehmen weiß die regionalen Partner zu schätzen, "denn kurze Wege und etablierte Strukturen beschleunigen die Projektarbeit", begründet der für Technologietransfer zuständige Experte.
Neue Strategien gegen Krebs
Tumorerkrankungen gehören nach wie vor zu den häufigsten Todesursachen. Jeder dritte Bewohner der westlichen Welt erkrankt an Krebs. Trotz Fortschritten der Chirurgie, Bestrahlung und Chemotherapie erliegt immer noch jeder Vierte dieser heimtückischen Krankheit. Zielgerichtete Immuntherapien sind zurzeit die innovativsten Therapieansätze für Patienten mit Krebs. "Werden Immuntherapien gegen die richtigen Zielstrukturen gerichtet, gehören sie zu den potentesten und gleichzeitig verträglichsten Wirkprinzipien", verdeutlicht Prof. Dr. Ugur Sahin. Der Gründer und wissenschaftliche Leiter der Translationalen Onkologie (TRON), eines interdisziplinären biopharmazeutischen Instituts an der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, erläutert vor Journalisten anhand des Leuchtturmprojekts IVAC (Individualisierte Vakzine zur Therapie des malignen Melanoms), wie eine solche Therapie aussehen könnte. Zunächst wird im Rahmen der Tumordiagnostik ein individuelles genetisches Profil des Tumors erstellt. Tumorzellen unterscheiden sich biologisch von gesunden Zellen durch genetisch codierte Merkmale, die sie im Rahmen der Entartung erworben haben. Da die identifizierten Merkmale als Zielstrukturen vom Immunsystem erkannt und angegriffen werden können, können diese Mutationen prinzipiell zur Herstellung maßgeschneiderter Impfstoffe herangezogen werden. Die technischen Voraussetzungen zur Identifikation individueller Mutationsprofile und Durchbrüche zur bezahlbaren Herstellung der Impfstoffe sind als Pionierleistung erstmalig im CI3 Cluster erarbeitet worden. Das im Labor erfolgreiche Konzept, das einen medizinischen und technologischen Innovationssprung bedeutet, soll jetzt klinisch erprobt werden. "Bei erfolgreicher Umsetzung wäre die Produktklasse der individualisierten Krebsimpfstoffe (IVACs) bei unterschiedlichen Krebsindikationen einsetzbar", ist Sahin zuversichtlich.