Helen May-Simera erhält hochdotierten Forschungspreis der Alexander von Humboldt-Stiftung für wissenschaftliche Arbeit über Zilien und damit verbundene Erkrankungen
05.08.2014
Die Biologin Dr. Helen May-Simera erhält den Sofja Kovalevskaja-Preis der Alexander von Humboldt-Stiftung und wird damit an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) eine Nachwuchsarbeitsgruppe aufbauen, um die Hintergründe von Erkrankungen des Auges, die auf der Fehlfunktion von Zilien beruhen, zu erforschen. May-Simera ist bislang am National Eye Institute (NEH) tätig, einer Einrichtung der amerikanischen National Institutes of Health (NIH). In Mainz wird sie am Institut für Zoologie im Bereich von Prof. Dr. Uwe Wolfrum eine eigene Nachwuchsgruppe leiten, womit der Mainzer Fokus zur molekularen Biologie von Zilien und den damit verbundenen Krankheiten weiter gestärkt wird. Gleichzeitig kann May-Simera auf die an der JGU vorhandene Expertise und ein bundes- und europaweites Netzwerk, in dem die Mainzer Forscher verankert sind, zugreifen. Für die Durchführung ihres Forschungsprojekts erhält die Nachwuchswissenschaftlerin in den kommenden fünf Jahren ein Preisgeld von 1,65 Millionen Euro.
Der Sofja Kovalevskaja-Preis wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert und von der Alexander von Humboldt-Stiftung vergeben. Er ist einer der höchstdotierten deutschen Wissenschaftspreise und ermöglicht den ausgezeichneten Forscherinnen und Forschern wissenschaftliche Arbeit zu einzigartigen Konditionen. Fünf Jahre lang können sie – unabhängig und ohne administrative Zwänge – ein eigenes Forschungsprojekt an einem Institut ihrer Wahl in Deutschland durchführen und eine eigene Arbeitsgruppe aufbauen. Ausgezeichnet werden die wissenschaftlichen Spitzenleistungen von besonders vielversprechenden Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern aus dem Ausland. Dieses Jahr erhielten insgesamt elf Personen die Auszeichnung.
Dr. Helen May-Simera hat sich bei der Alexander von Humboldt-Stiftung mit einem Forschungsprojekt beworben, in dem sie die Signalverarbeitung im retinalen Pigmentepithel, einer Schicht der Netzhaut, untersuchen will. Die Frage ist insbesondere, inwieweit Zilien bei der Weitergabe von Signalen eine Rolle spielen. Primärzilien sind zu einem wichtigen Forschungsgegenstand geworden, nachdem erst Anfang der 1990er-Jahre ihre vielseitigen Funktionen erkannt wurden. Es handelt sich bei diesen kleinen Organellen um Fortsätze an der Zelloberfläche, die wie eine Antenne Signale aus der Umgebung aufnehmen, in das Zellinnere weiterleiten und verarbeiten können. Eine Funktionsstörung der Primärzilien kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben, die als Ziliopathien bezeichnet werden, wie beispielsweise das Usher-Syndrom oder andere neuronale Erkrankungen, zystische Nierenerkrankungen oder das komplexe Bardet-Biedl-Syndrom – mit Letzterem wird sich unter anderem auch May-Simera beschäftigen.
An der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist Prof. Dr. Uwe Wolfrum als wissenschaftlicher Gastgeber seit mehreren Jahren intensiv mit der Erforschung von Zilien und Ziliopathien befasst. "Wir freuen uns sehr, dass Dr. Helen May-Simera ihre Forschungsarbeiten hier in Mainz fortsetzen wird, und ich bin überzeugt davon, dass sich die Arbeiten mit unseren laufenden und noch geplanten Forschungsvorhaben auf äußerst sinnvolle Weise ergänzen und gegenseitig befruchten werden", so der Zellbiologe. Der Forschungsfokus zur molekularen Biologie von Zilien und Ziliopathien wird in seinem Arbeitskreis unter anderem in Projekten des 7. Forschungsrahmenprogramms der Europäischen Union sowie der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), in diversen Stiftungsprojekten und einem europaweiten E-Rare-Verbundprojekt verfolgt. Zudem sind die transnationalen Arbeiten in Mainz in das Forschungszentrum für Translationale Neurowissenschaften (FTN) integriert. Weitere Forschungsvorhaben sind derzeit unter Begutachtung.