Berechnungen des TÜV Rheinland bestätigen Angaben der Johannes Gutenberg-Universität Mainz zu Dosiswerten
11.12.2012
Die von der Reaktorsicherheitskommission (RSK) geforderten Überprüfungen zu einem Flugzeugabsturz auf den Forschungsreaktor TRIGA der Johannes Gutenberg-Universität Mainz wurden nun abgeschlossen. Die Ergebnisse der Berechnungen eines unabhängigen Sachverständigen zeigen, dass keine Gefahr für die Bevölkerung besteht. Evakuierungsmaßnahmen der Mainzer Bevölkerung sind nicht erforderlich.
Der TRIGA Mainz wird als intensive Neutronenquelle für herausragende Wissenschaft in einem breiten Anwendungsbereich von physikalischer und chemischer Grundlagenforschung, über Materialforschung für die Solarenergie, Archäologie und Umweltanalytik bis hin zur Krebsforschung genutzt. Mit einer maximalen Leistung von 100 kW im Dauerbetrieb ist er weltweit einer der kleinsten Forschungsreaktoren. Seine Leistung ist etwa 30.000fach kleiner als bei einem typischen Kernkraftwerk.
Als Folge des Unfalls von Fukushima-Daiichi wurde auch der Forschungsreaktor TRIGA Mainz einer zusätzlichen Sicherheitsüberprüfung durch die RSK unterzogen. Der Bericht der RSK wurde Mitte Juni dieses Jahres bekannt gegeben. Für den TRIGA Mainz ist unter den betrachteten Szenarien der Absturz eines großen Flugzeuges das sämtliche Risiken umfassende Ereignis. Die Angaben der Johannes Gutenberg-Universität Mainz beruhen auf Berechnungen für den baugleichen TRIGA Reaktor der Universität Wien, der jedoch eine 2,5fach höhere Leistung aufweist.
Für den Absturz eines Großflugzeugs hat die RSK in ihrer Stellungnahme empfohlen, dass die zuständige Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde des TRIGA Mainz, das Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung (MWKEL), die Angaben der Universität überprüft. Daraufhin hat das MWKEL den TÜV Rheinland beauftragt, unabhängige Berechnungen für dieses Szenario durchzuführen. Zusätzlich wurden vom TÜV Ausbreitungsrechnungen für den Fall eines Flugzeugabsturzes mit Kerosinbrand gerechnet.
Die Ergebnisse liegen jetzt vor:
- Die Berechnungen des TÜV bestätigen die Angaben der Johannes Gutenberg-Universität Mainz zu den Dosiswerten. Im Falle eines Flugzeugabsturzes auf den TRIGA Mainz sind aus radiologischer Sicht keine Evakuierungsmaßnahmen der Mainzer Bevölkerung vorzunehmen.
- Die Ergebnisse der TÜV Berechnungen zeigen, dass die Eingreifrichtwerte für eine Katastrophenschutzplanung bei Weitem nicht erreicht werden. Dies gilt bei allen unterstellten Unfallszenarien.
- Selbst im Falle eines äußert unwahrscheinlichen Kerosinbrands im Reaktorkern mit angenommenen Temperaturen von bis zu 1100°C müssen keine Evakuierungs- oder andere Katastrophenschutzmaßnahmen für die Mainzer Bevölkerung durchgeführt werden. Der Campus der Universität würde in diesem Fall aufgrund konventioneller Auswirkungen eines Großbrands und der damit verbundenen Hitzeentwicklung sowie Explosionsgefahren generell großflächig geräumt werden.
Der Fall eines starken Erdbebens, der mit der Zerstörung der Gebäude und der Infrastruktur des Campus einhergeht, ist ebenfalls ein "worst case"-Szenario, allerdings mit geringeren Auswirkungen als bei einem Flugzeugabsturz. Es kann zwar auch zu einem Brand kommen, bei dem aber die hohen Temperaturen eines Kerosinbrands nicht erreicht werden würden. Da bereits der Flugzeugabsturz keine Gefährdung für die Bevölkerung verursacht, gilt dieses somit erst recht für ein Erdbeben.
Die hohe Sicherheit des TRIGA Mainz ist in den günstigen physikalischen Eigenschaften der TRIGA-Brennstoff-Moderator-Elemente begründet. Diese bestehen aus einer sehr beständigen Zirkoniumhydrid-Metall-Matrix, die sich auch bei hohen Temperaturen durch eine große Stabilität und ein sehr gutes Rückhaltevermögen gegenüber Freisetzungen von radioaktiven Stoffen aus der Brennstoffmatrix auszeichnen.