Modernes Sprachenlernen integriert große Bandbreite analoger und digitaler Medien sowie Lernsoftware in den Unterricht
08.11.2002
Das Selbstlernzentrum und Multimedialabor des Fremdsprachenzentrums (FSZ) an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) ist offiziell eröffnet. Das mit 18 Computer-Arbeitsplätzen ausgestattete Sprachlabor steht an vier Nachmittagen bzw. Abenden pro Woche zum selbstständigen Erlernen von Fremdsprachen mit spezieller Software zur Verfügung. In den regulären Sprachkursen des FSZ wird das Multimedialabor eingesetzt, um eine große Bandbreite analoger und digitaler Medien sowie Lernsoftware in den Unterricht zu integrieren. Vergessen sind die Zeiten von Bandmaschine und Kassettenrecorder. Im neuen Multimedialabor des Fremdsprachenzentrums der JGU stehen Computerarbeitsplätze im Mittelpunkt des Sprachunterrichts. 100.000 Euro hat die Universität in die Einrichtung des modernen Sprachlabors mit 18 Plätzen investiert.
Die Rechner der Schülerarbeitsplätze sind mit digitalen Sprachrekordern ausgerüstet und erlauben so weiterhin das klassische, aus analogen Sprachlabors bekannte Arbeiten mit Audiomaterialien. Dazu kommt nun die Möglichkeit, vom Lehrerarbeitsplatz aus verschiedene Medienformate für den Sprachunterricht zur Verfügung zu stellen: DVD und andere Videodateien gehören ebenso wie Tondokumente von CD oder MP3-Datei zu den Formaten, mit denen das Erlernen fremder Sprachen unterstützt werden soll. Ein umfangreiches Angebot von auf den akademischen Bedarf zugeschnittener Sprachlernsoftware soll den Einsatzbereich der digitalen Arbeitsplätze erweitern.
Multimedialabor als Selbstlernzentrum
Ganz neu ist der Einsatz des Multimedialabors als Selbstlernzentrum: An vier Abenden pro Woche stehen die 18 Arbeitsplätze für das selbstständige Sprachenlernen zur Verfügung. "Dabei wird niemand schlicht vor den PC gesetzt, um sich durch die Menüs der Software zu kämpfen", erklärt Dr. Evelyn Müller-Küppers, Leiterin des FSZ. Vielmehr stehen den Abendgästen wissenschaftliche Hilfskräfte des Fremdsprachenzentrums zur Seite. "Im Multimedialabor gibt es keinen Sprachunterricht im klassischen Sinne mehr, unsere Lehrkräfte übernehmen statt dessen die Rolle von Tutorinnen und Tutoren, die das autonome Lernen betreuen", so Müller-Küppers.
Die im Multimedialabor einzusetzenden Programme werden derzeit in einem Projekt zum E-Learning in der Fremdsprachenausbildung ausgewählt, angeschafft und evaluiert. Mittelfristig wollen die Mainzer Dozentinnen und Dozenten nun eigene Softwaremodule für Selbstlernzentrum und Multimediaunterricht entwickeln. Denn die bisher untersuchten Programme hätten oft nicht überzeugt, so Evelyn Müller-Küppers. "Wenn Verlage einfach ihre Lehrbücher als CD-Rom veröffentlichen, wird das nicht den Möglichkeiten gerecht, die die neuen Medien dem Sprachenlernen eröffnen."
Im Selbstlernzentrum – ähnliche Einrichtungen sind auch an vielen anderen Hochschulen entstanden – sieht Müller-Küppers eine wichtige Ergänzung für den Fremdsprachenunterricht an der Mainzer Universität. Den traditionellen Sprachunterricht durch Kurse werde das neue Angebot aber auf keinen Fall ablösen. Denn das autonome Lernen kann nicht die Intensität der Wissensvermittlung erreichen, für die der Unterricht steht. Doch allein schon die Teilnehmerzahlen der Sprachkurse des FSZ sprechen gegen einen flächendeckenden Einsatz der neuen Technik für Selbstlernende: Im Wintersemester 2002/2003 werden 5.500 Unterrichtseinheiten für 1.900 Studierende angeboten. In der vorlesungsfreien Zeit kommen noch einmal rund 1.000 Unterrichtseinheiten dazu.
Schwerpunkt der Kurse ist das studienvorbereitende und -begleitende Angebot in Deutsch als Fremdsprache (DaF) für ausländische Studierende und Gastwissenschaftler. Das Fremdsprachenzentrum ist hier auch zuständig für die vor Aufnahme des Fachstudiums abzulegende "Deutsche Sprachprüfung für den Hochschulzugang", kurz DSH. Rund 500 dieser Prüfungen nimmt das FSZ jährlich ab. Seit 2001 ist es auch "TestDaF"-Prüfungszentrum. Für die anderen Fremdsprachen wird gerade ein hochschulübergreifendes Zertifizierungssystem eingeführt, das unter dem Namen UNICERT(r) von dem "Arbeitskreis der Sprachenzentren an Hochschulen (AKS)" in den 1990er-Jahren für den Sprachunterricht an Universitäten entwickelt wurde.
Lehr- und Lernmaterialien selbst entwickelt und publiziert
Das Engagement des Fremdsprachenzentrums mit seinen drei hauptamtlichen wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und 55 Lehrbeauftragten für die Entwicklung neuer Software zum Einsatz im Selbstlernzentrum steht in der Tradition der Einrichtung: Die aus der vor 30 Jahren gegründeten zentralen Betriebseinheit "Sprachlehranlage" hervorgegangene Institution "Fremdsprachenzentrum" hat erfolgreich Lehr- und Lernmaterialien, besonders für den DaF-Unterricht entwickelt und publiziert.