Sechster Band des Deutschen Familiennamenatlas erschienen

Petersen, Gerhartz, Lenz: Familiennamen aus Rufnamen

06.07.2017

Der sechste Band des Deutschen Familiennamenatlas (DFA) ist erschienen. 49 Kartenkomplexe dokumentieren Familiennamen, deren erste Namenträger nach dem Rufnamen ihres Vaters oder einer anderen Bezugsperson benannt wurden. "Der Band deckt erstmals systematisch und umfassend die räumlichen Beziehungen zwischen dem mittelalterlichen Rufnameninventar und dem Familiennamenbestand eines Landes auf", erklärt Projektmitarbeiterin Dr. Kathrin Dräger, die Autorin des Bandes. Die Familiennamen konservieren den historischen Rufnamenschatz: Sie bieten die einzige Möglichkeit, die Verwendung der Rufnamen in der damals gesprochenen Sprache – beispielsweise Wörz statt Werner oder Jauss statt Jodocus – und nicht nur in mehr oder weniger offiziellen urkundlichen Aufzeichnungen zu rekonstruieren. "Der neu erschienene Band liefert nicht nur eine erstrangige Quelle zur Familien- und Rufnamenforschung, sondern etwa auch zur Kulturgeschichte, insbesondere zur Geschichte der gesprochenen Sprache, zur mittelalterlichen Heiligenverehrung oder zur Aneignung dynastischer Leitnamen", so Dräger.

Mit Band 6 ist der Deutsche Familiennamenatlas inhaltlich abgeschlossen. Die ersten drei Bände widmen sich grammatischen Phänomenen: der unterschiedlichen Verteilung von Vokalen (Meier, Meyer, Maier, Mayer), von Konsonanten (Schmidt, Schmitt, Schmid, Schmitz) und von Bildungsweisen (Linde, Lindner, Lindemann). Die drei weiteren Bände befassen sich mit der Bedeutung und Motivation der Familiennamen: Band 4 gilt den Familiennamen nach der Herkunft und der Wohnstätte, Band 5 den Familiennamen nach Berufen und persönlichen Merkmalen. Noch in diesem Jahr soll Band 7 mit Register und Literaturverzeichnis im Druck erscheinen.

Der Atlas entstand in Kooperation der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg unter der Leitung von Prof. Dr. Konrad Kunze und der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) unter der Leitung von Prof. Dr. Damaris Nübling. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) förderte das Projekt zwischen 2005 und 2015.