Rolle der Blutplättchen bei der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Thrombosen entschlüsselt

Wissenschaftler der Universitätsmedizin Mainz veröffentlichen Ergebnisse zum Blutplättchenvolumen im renommierten Forschungsmagazin Blood

09.08.2016

Menschen mit vergrößerten Thrombozyten (Blutplättchen) tragen ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Thrombosen in sich. Ursächlich für ein erhöhtes Thrombozytenvolumen sind sowohl genetische als auch nicht genetische Faktoren. Das fand Dr. Marina Panova-Noeva vom Centrum für Thrombose und Hämostase (CTH) der Universitätsmedizin Mainz heraus. Ihrem Forschungsergebnis liegen entsprechende Daten der Gutenberg Gesundheitsstudie zugrunde. Das Thrombozytenvolumen lässt sich möglicherweise als Marker für die Risikobewertung hinsichtlich gefäßverschließender Erkrankungen nutzen.

In ihrer Arbeit hat Dr. Panova-Noeva die bekannten genetischen und nicht-genetischen Faktoren analysiert, die das mittlere Thrombozytenvolumen (mean platelet volume, MPV) bestimmen. Gleichzeitig hat sie geschlechterspezifische Unterschiede in den Einflussfaktoren des MPV entdeckt. Die Wissenschaftlerin des CTH hat dabei auf Daten der Gutenberg-Gesundheitsstudie zurückgegriffen, bei der der Gesundheitszustand von rund 15.000 Probanden im Alter von 35 bis 74 Jahren aus Mainz und dem Landkreis Mainz-Bingen über einen Zeitraum von fünf Jahren untersucht wurde.

Die Ergebnisse der Analyse Dr. Panova-Noevas zeigen, dass das Alter, kardiovaskuläre Risikofaktoren wie zum Beispiel Rauchen und Bluthochdruck sowie ein erhöhter Blutzucker-Wert bei männlichen Personen mit einem höheren durchschnittlichen Thrombozytenvolumen verbunden sind. Für Frauen ließen sich die Einnahme oraler Verhütungsmittel sowie die Menstruation als Einflussfaktoren auf das Plättchen-Volumen ermitteln. Zusätzlich konnte die bereits bestehende Vermutung, dass eine erhöhte Thrombozytengröße mit erhöhter Sterblichkeit einhergeht, für Studienteilnehmer männlichen Geschlechts bestätigt werden. Für weibliche Probanden ließ sich ein solcher Zusammenhang nicht feststellen.

In seinem Kommentar zur Studie bescheinigt Giuseppe Lippi, Professor am Department of Neurosciences, Biomedicine and Movement Sciences der Universität Verona, den CTH-Wissenschaftlern, "neuartige und wichtige Erkenntnisse im Zusammenhang mit Thrombozytenbiologie und deren Beziehung zu Thrombose" hervorgebracht zu haben. Auch Prof. Dr. Philipp Wild, Sprecher des Forschungszentrums für Translationale Vaskuläre Biologie (CTVB) und einer der Senior-Autoren der Veröffentlichung, ist von der Bedeutung der Studie überzeugt: "Die Daten belegen das Potential eines im klinischen Alltag bisher eher unbedeutenden Markers und erweitern unser Wissen zu seiner klinischen Rolle. Die Ergebnisse geben Anlass zur Hoffnung, dass sich das Thrombozytenvolumen als Marker für die Risikobewertung hinsichtlich thrombotischer Erkrankungen nutzen lässt."