Peter Ruzicka ist Inhaber der Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur im Jahr 2005

Künstlerischer Leiter der Salzburger Festspiele und Münchener Biennale setzt im Sommersemester 2005 in Mainz kulturelle und kulturpolitische Akzente

24.11.2004

Er ist Komponist und Dirigent und gleichzeitig sitzt er als international anerkannter Intendant und Kulturmanager an den Schaltstellen des Kulturbetriebs: Prof. Dr. Peter Ruzicka ist Inhaber der Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur der Freunde der Universität Mainz e.V. im Jahr 2005. In seiner Veranstaltungsreihe wird er im Sommersemester unter dem Titel "Kunst und Widerstand – Aufbruch in eine Zweite Moderne" über Aufgaben und Selbstverständnis von Kunst und Kultur und ihre Neuausrichtung nach der Postmoderne sprechen.

Der ehemalige Intendant der Hamburger Staatsoper übernahm 1996 die künstlerische Leitung der Münchener Biennale für neues Musiktheater und leitet seit 2001 die Salzburger Festspiele. Als Künstler und Komponist hat Ruzicka eine Werkreihe geschaffen, die von Bühnen- und Orchesterwerken bis hin zu Werken für Soloinstrumente reicht. Vor wenigen Tagen wurde im Konzerthaus Wien sein 5. Streichquartett "Sturz" zur Uraufführung gebracht. Als Dirigent eigener und fremder Werke leitete Ruzicka unter anderem das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin, die Staatskapelle Dresden und die Münchner Philharmoniker. "Prof. Dr. Peter Ruzicka ist Künstler und gleichzeitig Kunstermöglicher und somit ausgezeichnet in der Lage, aktuelle Fragestellungen von kulturpolitischer und gesellschaftlicher Relevanz zu erörtern", erklärt der stellvertretende Vorsitzende der Freunde der Universität Mainz e.V., Kurt Roeske. "Damit setzt die Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur im Jahr 2005 ein kulturelles und kulturpolitisches Glanzlicht und wird ihrem Anspruch, der Öffentlichkeit das Bild einer lebendigen Wissenschaft zu vermitteln, erneut in hervorragender Weise gerecht."

Kunst und Widerstand – Aufbruch in eine Zweite Moderne

"Kunst und Wissenschaft stehen ihrer Gegenwart nicht neutral gegenüber, sondern setzen sich kritisch mit ihr auseinander", erläutert Prof. Dr. Andreas Cesana, Vorsitzender der Stiftung Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur, das Thema der Veranstaltungsreihe. "Deshalb haben sie immer auch mit Widerstand und Widerstehen zu tun." Dies trifft laut Ruzicka insbesondere für die gegenwärtige Kunst zu, insofern sie sich als "Zweite Moderne" den bisher dominierenden Befindlichkeiten der Postmoderne entgegenstellt und mit einer neuen Bestimmung von Fortschritt auch eine neue Form von Aufklärung vertritt. Die Kunst der "Zweiten Moderne" richtet sich gegen das ziellose Kreisen, die Beliebigkeit der Zeichen und Chiffren sowie gegen die Oberflächen- und Spaßkultur, die die Gesellschaft zu überschwemmen droht.

Als Komponist und Dirigent, Intendant und Kulturmanager ist der promovierte Jurist Peter Ruzicka in besonderer Weise prädestiniert, herausragende Künstler und Persönlichkeiten nach Mainz zu holen und mit ihnen zusammen das vielschichtige Thema zu erörtern. Zudem bietet die diesjährige Stiftungsprofessur Gelegenheit zu einer Kooperation mit dem Staatstheater Mainz: Das Orchester des Staatstheaters Mainz wird unter der Leitung des Stiftungsprofessors Werke von Nono, Beethoven, Lachenmann und Ruzicka zur Aufführung bringen.

Prof. Georges Delnon, Intendant des Staatstheaters Mainz, freut sich außerordentlich, dass die Wahl auf Peter Ruzicka gefallen ist: "Ich verehre ihn als Künstler, er ist ein bedeutender Komponist, ein erstklassiger Dirigent und nicht zuletzt ein profilierter Kulturmanager der Jetzt-Zeit, der große Verdienste an der Hamburger Oper und den Salzburger Festspielen errungen hat." Was Ruzicka in besonderem Maße auszeichne, seien die Vielfalt seiner Tätigkeiten, sein umfassendes globales Wissen um Musik sowie die Fähigkeit, dieses Wissen zu vermitteln und die politisch-gesellschaftliche Funktion von Musik transparent zu machen. "Im Hinblick auf das Leitmotiv der Stiftungsprofessur 2005 an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist das Votum für Peter Ruzicka die absolut richtige Wahl", so Delnon.

Als Nachfolger von Fritz Stern, Bert Hölldobler, Hans-Dietrich Genscher, Wolfgang Frühwald und Klaus Töpfer wird somit auch im Jahr 2005 ein Gastprofessor von internationaler Bedeutung nach Mainz kommen: "Der sechste Inhaber der Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur wird dem Anspruch der Internationalität erneut gerecht", so Kurt Roeske. "Peter Ruzicka eröffnet auf dem Campus den Diskurs über aktuelle kulturelle und kulturpolitische Fragestellungen, gerade auch vor dem brisanten Hintergrund knapper öffentlicher Haushalte."

Die Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur

Die Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur der Vereinigung der Freunde der Universität Mainz e.V. ist herausragenden Wissenschaftlern und Persönlichkeiten von internationalem Renommee vorbehalten und soll das Ansehen und die Attraktivität der Universität über die Landesgrenzen hinaus fördern und neue Akzente setzen. "Die Stiftungsprofessur ist auf außerordentliche Akzeptanz innerhalb der Universität, aber auch in der Stadt und dem Umland von Mainz gestoßen und trägt erheblich zum Ansehen der Universität bei", betont der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU), Prof. Dr. Jörg Michaelis. "In unserer strategischen Ausrichtung ist die konsequente Öffnung der Universität zentraler Baustein – und die Stiftungsprofessur schlägt geradezu vorbildlich die Brücke vom Campus in die Stadt."

Der Verein der Freunde der Universität Mainz e.V. hat die Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur im Jahr 2000 anlässlich des 600. Geburtstags von Johannes Gutenberg eingerichtet. Inhaber der Stiftungsprofessur waren bisher der Kulturhistoriker und Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, Fritz Stern (2000), der führende Vertreter der Evolutionsbiologie und Pionier der Soziobiologie, Bert Hölldobler (2001), der frühere Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher (2002), der ehemalige Präsident der DFG und heutige Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung, Wolfgang Frühwald (2003), sowie der derzeitige Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP), Klaus Töpfer (2004).