Stipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung an der JGU erforscht Geschichte des Nigerdelta-Konflikts
21.03.2012
Wenig beachtet von der Weltöffentlichkeit spielt sich seit Jahrzehnten im Nigerdelta die vielleicht größte Umweltkatastrophe auf dem afrikanischen Kontinent ab: Die Ölförderung zerstört die Natur und die Lebensgrundlagen der Bevölkerung. Zahlreiche, oft bewaffnete Konflikte gehen damit einher. An der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) beschäftigt sich Prof. Edlyne E. Anugwom als Stipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung auf wissenschaftlicher Ebene mit den Konflikten im Nigerdelta. Er untersucht, wie die lokalen und staatlichen Instanzen auf die Auseinandersetzungen reagieren, wo die Probleme ihren Ursprung haben und welche Lösungsmöglichkeiten bestünden.
Anugwom arbeitet seit Ende 2010 am Institut für Ethnologie und Afrikastudien der JGU an einem Forschungsprojekt über Konflikt, Erinnerung und Ethnizität im Nigerdelta. Das Projekt wird durch ein Georg Forster-Forschungsstipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung unterstützt. Anugwom ist Professor für Soziologie und Entwicklung Afrikas an der University of Nigeria, Nsukka und derzeit auch Generalsekretär der Pan African Anthropologists Association (PAAA).
In seinem Mainzer Forschungsprojekt "From Biafra to the Niger Delta Conflict: Memory, Ethnicity and the State in Nigeria" geht er auf die politische Geschichte der ethnischen, politischen und ökonomischen Konflikte im Nigerdelta ein. Neben der Erforschung der historischen Bezüge der aktuellen Krise in dieser ölreichen Region befasst sich Anugwom v.a. mit der Frage, wie der Biafra-Krieg von den verschiedenen Akteuren im aktuellen Konflikt im Nigerdelta erinnert und national repräsentiert wird und wie sich die verschiedenen militanten Bewegungen vor Ort auf diese Erinnerungen beziehen. Das Nigerdelta war Teil der Region Biafra, die zwischen 1967 und 1970 in einem Bürgerkrieg für die Loslösung von Nigeria kämpfte. Erst wenn die alte Konfliktgeschichte aufgearbeitet ist, so die Auffassung des Wissenschaftlers, können auch die neuen Konflikte gelöst werden.