Neues Forschungsprojekt zur Visualisierung von Wissen in der frühen Neuzeit

DFG unterstützt Forschungsprojekt der Abteilung Kunstgeschichte über Sebastiano Resta

23.03.2016

Padre Sebastiano Resta (1635-1714) war einer der frühesten Kenner und Sammler von Zeichnungen. Die von ihm erworbenen Stücke klebte er nach bestimmten Kriterien in Alben ein, womit er ein Vorreiter auf diesem Gebiet der Kunstsammlung und Kunstdarstellung war. Die Abteilung Kunstgeschichte des Instituts für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) widmet sich in einem neuen Forschungsprojekt den Prachtalben Sebastiano Restas und untersucht den Aufbau der Alben sowie die Evidenzbildung der Zuschreibung. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt das Vorhaben mit dem Titel "Die Materialität der Wissensordnungen und die Episteme der Zeichnung. Die Zeichnungsalben des Sebastiano Resta" in den kommenden drei Jahren mit 477.000 Euro.

Sebastiano Resta hat im ausgehenden 17. und zu Beginn des 18. Jahrhunderts hunderte Zeichnungen, meist Skizzen berühmter Künstler, gekauft und als einer der Ersten diese Zeichnungen nach wissenschaftlichen Kriterien in Alben geklebt und sie mit Zitaten und anderen Bemerkungen versehen. "Es war eine ganz neue Art, Kunst darzustellen, indem er Bild und Text verknüpfte, in etwa vergleichbar mit heutigen Ausstellungskatalogen", so Annkatrin Kaul von der Abteilung Kunstgeschichtet. Sie untersucht in dem Forschungsprojekt einen noch vollständigen, in der Ambrosiana in Mailand liegenden Band, dessen Titel "Galleria Portatile" das Album als tragbare Galerie deutet. Der Sammler, ein Mitglied des Oratorianerordens, stammte aus einer wohlhabenden Milaneser Familie und erwarb die Zeichnungen aus eigenen Mitteln, um später den Verdienst aus dem Verkauf der Alben seinem Orden zu spenden.

Von den Alben sind heute zumeist nur noch Fragmente erhalten, die auf der ganzen Welt verteilt sind. Zahlreiche Zeichnungen finden sich zu Antonio da Correggio, für den Resta eine besondere Vorliebe hatte. Vieles wurde nach seinem Tod nach England verkauft, wo die British Library und das British Museum einige Dokumente in ihren Beständen haben. "Wir hoffen, mit dieser Forschungsarbeit die wissenschaftlichen Anfänge der Kunstgeschichte und die Bedeutung, die dem Original dabei zugesprochen wurde, klären zu können. Dabei kommt es uns darauf an, die Nähe der frühen Kunstgeschichte zu andere Disziplinen wie der Medizin und der Botanik aufzudecken", erklärt Projektleiterin Prof. Dr. Elisabeth Oy-Marra von der Abteilung Kunstgeschichte der JGU.