Neues Forschungsprojekt zur mittelalterlichen Sakralarchitektur im UNESCO-Welterbe Mittelrheintal am Institut für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft

Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft mit insgesamt 400.000 Euro für drei Jahre

11.10.2013

Unter dem Titel "Regionale Vernetzung und überregionaler Anspruch" hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) zum 1. Oktober 2013 ein neues Forschungsprojekt zur mittelalterlichen Kirchenarchitektur im Zeitraum 1250-1450 im Gebiet des sog. Mittelrheins bewilligt. Das Projekt unter der Leitung von Kunsthistoriker Prof. Dr. Matthias Müller ist am Institut für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) angesiedelt. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht das Obere Mittelrheintal zwischen Bingen und Koblenz, seit dem Jahr 2002 UNESCO-Welterbe, mit einer seit dem frühen Mittelalter politisch, wirtschaftlich und kulturell bedeutenden, von einer Vielzahl einander überschneidender Herrschaftsterritorien und einer seltenen Dichte von Städten, Burgen und Denkmälern bestimmten Flusslandschaft. In erweiterter Perspektive werden auch die Bezüge zu den großen überregionalen Zentren wie Straßburg, Mainz, Köln und Trier in den Blick genommen, mit denen das Obere Mittelrheintal im Mittelalter auf vielfältige Weise vernetzt war. Die DFG fördert das Forschungsprojekt in den kommenden drei Jahren mit insgesamt 400.000 Euro.

"Wir interessieren uns insbesondere für den Zusammenhang zwischen der architektonischen Formgebung der Kirchenbauten des Mittelrheingebiets und verschiedenen Kategorien historisch-räumlicher Verortungen sowie politischer Herrschaftssetzung", erklärt Projektleiter Matthias Müller, Professor für Kunstgeschichte mit Schwerpunkt in Mittelalter und beginnender Früher Neuzeit an der JGU. "Beispielsweise werden wir der Frage nachgehen, inwieweit an den verschiedenen Orten des Mittelrheins und in den verschiedenen Zeitschichten Bauformen und architektonische Stile als prestige- und statusfördernde Faktoren in der Konkurrenz zwischen den großen geistlichen Kurfürsten Mainz, Köln und Trier oder den weltlichen Landesherrschaften Kurpfalz, Katzenelnbogen oder Sponheim ausgewählt wurden."

Das Mittelrhein-Gebiet, das etwa zwischen Oppenheim im Süden und Koblenz im Norden einzugrenzen ist, eignet sich für eine solche Untersuchung besonders gut, weil dort zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert nicht nur viel und qualitativ hochstehend gebaut wurde, sondern auch auf verhältnismäßig engem Raum eine besonders große Anzahl verschiedener städtischer Strukturen und Territorialmächte vertreten waren. Diese waren einerseits durch die Dynamik permanenter Konkurrenzen aufeinander bezogen, was regional zu häufig wechselnden Grenzverläufen und Allianzen führte, andererseits durch die vielfältigen und weitreichenden Handelsbeziehungen entlang des Rheins überregional orientiert. Die als Stifter und Auftraggeber der zu untersuchenden Bauten maßgeblichen Personengruppen gehörten also potenziell vielfältigen sowie wechselnden Netzwerken an, vertraten oftmals divergierende Absichten und standen zudem aus politischen, ökonomischen und kulturellen Gründen einem Transfer auswärtiger Ideen, Personen und Güter offen gegenüber. Das Forschungsprojekt beabsichtigt, die Auswirkungen dieser von Dynamik und Referenz gekennzeichneten, spezifischen historischen Situation am Mittelrhein für die formale und repräsentative Gestaltung der dort zwischen 1250 und 1450 errichteten Bauwerke zu untersuchen.