Neuer überregionaler Sonderforschungsbereich untersucht Rolle der Haut bei Abwehr von Krankheitserregern

Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert Forschungsverbund mit 11,8 Millionen Euro für vier Jahre

01.07.2015

Der neue Sonderforschungsbereich/Transregio (SFB/TRR) 156 "Die Haut als Sensor und Initiator von lokalen und systemischen Immunreaktionen" wird für vier Jahre von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit Fördergeldern in Höhe von insgesamt 11,8 Millionen Euro unterstützt. Es handelt sich dabei um ein gemeinsames Forschungsprojekt der Universitätsmedizin Mainz, der Universität Heidelberg (Sprecherschaft), der Eberhard Karls Universität Tübingen sowie des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg. In dem überregionalen Forschungsverbund erforschen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Rolle der Haut bei der Abwehr von Krankheitserregern. Das Forschungszentrum für Immuntherapie (FZI) der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) ist an acht der 19 wissenschaftlichen Teilprojekte beteiligt.

Die Haut eines Erwachsenen umfasst rund zwei Quadratmeter und wiegt etwa fünf Kilogramm. Sie ist damit das größte menschliche Organ – und zwar ein sehr komplexes. Als Körperhülle bildet sie eine schützende Barriere gegen Krankheitserreger. Damit stellt sie einen bedeutenden Teil des menschlichen Immunsystems dar, das potentiell gesundheitsschädigende Eindringlinge erkennt, sie zielgerichtet neutralisiert und entsorgt. Abwehrzellen der Haut interagieren sowohl miteinander als auch mit anderen Zelltypen der Haut. Medizinisch relevant sind die Immunzellen in der Haut auch deshalb, weil sie sowohl die Basis bilden für lokale Reiz-Reaktionen, als auch eine Antwort des gesamten Immunsystems auslösen können.

Im SFB/TTR 156 "Die Haut als Sensor und Initiator von lokalen und systemischen Immunreaktionen" erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Disziplinen Immunologie, Mikrobiologie und Dermatologie die Ursachen von entzündlichen Hauterkrankungen. Dazu zählen beispielsweise atopische Dermatitis, Psoriasis (Schuppenflechte) oder Sklerodermie. Im Mittelpunkt des Interesses steht die Haut mit ihren vielfältigen immunologischen Aufgaben und Mechanismen. Zentrale Ansatzpunkte für die Untersuchungen sind die noch weitgehend unerforschten molekularen und zellulären Interaktionen in der Haut: Wie beeinflussen die verschiedenen Zelltypen der Haut weitere Immunzellen und damit die vielschichtige Krankheitsabwehr des Körpers? Ganz konkret widmen die Forscher sich der Frage nach dem Wirkungszusammenhang zwischen Ungleichgewichten im zellulären Mikromilieu sowie Wechselwirkungen mit Mikroorganismen auf der Haut und krankmachende Mechanismen.

Die Mainzer Wissenschaftler des SFB/TRR 156 richten ihr Augenmerk insbesondere auf das angeborene Immunsystem und seine Wirkungsweise auf verschiedene Erkrankungen der Haut. Hierbei fokussieren die Mainzer Teilprojekte ihre Forschung auf Krankheiten wie Sklerodermie, Psoriasis, Leishmaniose und bakterielle Infektionen. Ziel ist es, langfristig neue Therapiewege zu entwickeln. Um dies zu erreichen, müssen die Wissenschaftler zunächst ergründen, wie sich verschiedene Umwelteinflüsse auf die Haut als System, auf deren Zellen und auf die verschiedenen Signalwege und Moleküle, die in die Immunantwort involviert sind, auswirken.

"Mit unserer Beteiligung an diesem Sonderforschungsbereich/Transregio betreiben wir zukunftsweisende medizinische Forschung. Die Haut und das Immunsystem sind komplexe Systeme, die noch viele Geheimnisse und medizinische Herausforderungen bergen. Ich bin mir sicher, dass die Kombination aus Grundlagenforschung verschiedener Fachrichtungen und klinisch-dermatologischer Forschung wichtige Erkenntnisse liefern wird", zeigt sich Prof. Dr. Stephan Grabbe, Direktor der Hautklinik der Universitätsmedizin Mainz und einer der Kosprecher des SFB/TRR 156 überzeugt.

Der Sprecher des FZI und ebenfalls einer der Koprecher, Prof. Dr. Hansjörg Schild, ergänzt: "Dieser SFB/TRR ermöglicht es uns, die Komplexität der Immunantwort besser zu verstehen. Die Expertisen und der fachliche Austausch von Dermatologen, Immunologen und Mikrobiologen erlaubt es uns, den Forschungsblick über einen bestimmten Zelltyp hinweg zu weiten und das Immunsystem in einem größeren physiologischen Kontext zu betrachten."

"Mit der Förderung dieses neuen SFB/TRR bestätigt die DFG, dass unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler exzellente und innovative Forschungsarbeit leisten. Das Forschungszentrum für Immuntherapie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz zeichnet sich durch interdisziplinäre Zusammenarbeit und eine auf translationale Medizin ausgerichtete Forschung aus. Sie ist auch eine Bestätigung unserer in den letzten Jahren eingeleiteten Profilbildung in der Forschung. Ich gratuliere den beteiligten Wissenschaftlern zur Anerkennung ihrer Arbeit durch die DFG", so der Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Prof. Dr. Ulrich Förstermann.

Ein Sonderforschungsbereich dient als Rahmen für ein interdisziplinäres, hochschulübergreifendes und wissenschaftlich exzellentes Forschungsprogramm. Die beteiligten Wissenschaftler arbeiten über die Grenzen ihrer jeweiligen Fächer, Institute, Fachbereiche und Fakultäten hinweg zusammen. SFBs ermöglichen die Bearbeitung innovativer, anspruchsvoller, aufwendiger und langfristig konzipierter Forschungsvorhaben durch Konzentration und Koordination der vorhandenen Kapazitäten. Mit einer Förderung durch das SFB-Programm wird auf eine Profilbildung an den beteiligten Hochschulen hingewirkt sowie der wissenschaftliche Nachwuchs und die Gleichstellung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gefördert.