Neuer Forschungsverbund untersucht soziale Phobie

Mainz mit zwei Einrichtungen an Sopho-Net beteiligt

19.04.2007

Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) und das Universitätsklinikum Mainz nehmen mit zwei Einrichtungen an einem groß angelegten Forschungsprojekt zur Untersuchung und Therapie der sozialen Phobie teil. Bei der sozialen Phobie handelt es sich um eine Angststörung, die ungefähr 15 Prozent der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens entwickeln. Ohne Behandlung ist der Verlauf oft chronisch. Durch Psychotherapie ist die soziale Angst jedoch sehr gut behandelbar. Der Forschungsverbund Sopho-Net ist ein Zusammenschluss mehrerer Universitätseinrichtungen, der mit finanzieller Förderung des Bundes die Erforschung der sozialen Phobie und eine Verbesserung der Behandlung zum Ziel hat. Das Projekt ist im ersten Abschnitt zunächst auf drei Jahre angelegt. An der Johannes Gutenberg-Universität Mainz sind daran die Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und die Poliklinische Institutsambulanz für Psychotherapie beteiligt.

Menschen mit sozialen Ängsten vermeiden es, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Sie erleben sich im Umgang mit anderen Menschen als deutlich gehemmt oder befangen oder haben den Eindruck, durch Leistungsdruck stärker beeinträchtigt zu sein als andere. In den gefürchteten Situationen oder auch schon beim Gedanken daran treten Ängste auf, die sich bis zur Panik steigern können. Häufig gehen damit körperliche Symptome wie Zittern, Erröten, Schwitzen, Magen- oder Darmprobleme einher. Die Betroffenen versuchen, die gefürchteten Situationen möglichst zu vermeiden oder ertragen sie mit einem starken Unbehagen. Diese als soziale Angst oder soziale Phobie bezeichnete Erkrankung ist vergleichsweise häufig: Etwa 15 Prozent der Bevölkerung in den westlichen Industrienationen entwickeln irgendwann in ihrem Leben eine Angststörung.

Der Forschungsverbund zur Psychotherapie der sozialen Phobie, kurz Sopho-Net, will dazu beitragen, die Erkrankung besser zu erkennen und die Behandlung zu optimieren. Insbesondere sollen zwei bereits etablierte Therapieverfahren miteinander verglichen werden. Es haben sich dazu verschiedene Universitätseinrichtungen in Bochum, Dortmund, Dresden, Erfurt, Göttingen, Jena, Leipzig und Mainz zusammengeschlossen. Im Rahmen des Forschungsprojekts erhalten Betroffene, die an der Studie teilnehmen, die Möglichkeit einer qualifizierten Kurzzeitbehandlung im Rahmen von 25 Stunden. Erfahrene und speziell geschulte Therapeuten werden dabei wissenschaftlich überprüfte und wirksame Therapieverfahren einsetzen. Neben einer ausführlichen Diagnostik zu Beginn der Behandlung werden auch die Therapie und der weitere Verlauf wissenschaftlich begleitet.

Mit der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und der Poliklinischen Institutsambulanz für Psychotherapie verfügt die JGU über zwei Einrichtungen, die sich aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung bestens für die Teilnahme an dem Projekt qualifizieren und den Betroffenen als kompetenter Partner bei der Bewältigung der Erkrankung zur Verfügung stehen. "Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und kognitive Verhaltenstherapie sind die am weitesten verbreiteten und hinsichtlich ihrer Wirksamkeit am besten untersuchten Psychotherapieverfahren, die sich auch bei Angststörungen als hilfreich erwiesen haben", erläutert Prof. Dr. Manfred E. Beutel von der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. "Wir können heute davon ausgehen, dass in den meisten Fällen die soziale Phobie bereits durch eine Kurzzeittherapie mit 25 Stunden geheilt oder zumindest erheblich gebessert werden kann", führt Prof. Dr. Wolfgang Hiller von der Poliklinischen Institutsambulanz für Psychotherapie aus.