Mehr Praxis für Medizinernachwuchs

"MINERVA-Kurs" legt Basis für praxisorientierte Ausbildung der Nachwuchsärzte im Praktischen Jahr

26.08.2010

Patienten reanimieren, Maßnahmen zur Atemwegssicherung einleiten oder eine Thoraxdrainage anlegen - das sind komplexe Abläufe mit hohem Stresspotenzial, die Studierenden im Praktischen Jahr (PJ) alles abverlangen. Und genau da setzt der einwöchige "MINERVA-Kurs" an, der derzeit erstmals an der Universitätsmedizin Mainz stattfindet. Dabei steht MINERVA für Mainzer Initiative für eine novellierte, exzellente und richtungsweisende versatile Ausbildung. Im Kern geht es darum, den Medizinernachwuchs fit für den Klinikalltag zu machen. Die angehenden Ärzte sollen dabei nicht nur sicherer in Fragen der notfallmedizinischen Grundversorgung werden sondern auch bei Routinetätigkeiten am Krankenbett.

"Mit dem MINERVA-Projekt stellen wir die Weichen für noch mehr Praxisbezug im PJ", so Prof. Dr. Dr. Reinhard Urban, Wissenschaftlicher Vorstand der Universitätsmedizin Mainz. "Die MINERVA-Woche wird sich auszahlen, geht es uns doch v.a. darum, unsere PJ-Studierenden optimal auf Stresssituationen im Klinikalltag im Speziellen und die ärztliche Routine im Allgemeinen vorzubereiten", betont Urban.

24 von 48 Studierenden, die ihr PJ in einer der Kliniken der Universitätsmedizin Mainz absolvieren, nehmen gegenwärtig am interdisziplinären MINERVA-Kurs teil. Die andere Hälfte durchläuft die Projektwoche Mitte Dezember 2010. Zentrales Element des Kurses ist ein intensives Training am Simulationszentrum der Klinik für Anästhesiologie. Dabei geht es darum, Sicherheit in Fragen notfallmedizinischer Grundversorgung und grundlegenden Routinetätigkeiten am Krankenbett zu vermitteln. Den PJ-Studierenden bietet sich die Chance, im Team unter realitätsnahen Stressbedingungen zu agieren. Über das Skilltraining an Modellen und Simulatoren hinaus dienen Workshops dazu, Hintergrundwissen aufzufrischen.

"MINERVA verhilft den angehenden Ärzten zu mehr Sicherheit in der Bewältigung von Notfallsituationen. Doch damit nicht genug: Auch in Punkto Patientensicherheit bedeutet das Programm einen Meilenstein", so der Direktor der Klinik für Anästhesiologie an der Universitätsmedizin Mainz, Prof. Dr. Christian Werner. Mitarbeiter aus der Klinik für Anästhesiologie hatten das Konzept zu MINERVA erarbeitet. Dabei handelt es sich um junge Ärzte, die selbst vor Kurzem im eigenen PJ ein Defizit an Praxisbezug beklagt hatten. Das theorielastige Studium habe wertvolle praktische Fertigkeiten in nur unzureichender Weise vermittelt, lautete ein wesentlicher Kritikpunkt. Für das MINERVA-Projekt hatte die Gruppe um Prof. Dr. Christian Werner sogar einen Förderpreis beim Exzellenzwettbewerb "Studium und Lehre 2009" des rheinland-pfälzischen Bildungsministeriums gewonnen. Mit der Fördersumme von 50.000 Euro erfolgte jetzt die Umsetzung des Kursangebots.

Nach Ansicht von Prof. Dr. Dr. Reinhard Urban hat das neu installierte Programm noch einen weiteren, ganz zentralen Begleiteffekt: "MINERVA ebnet den Weg für die Universitätsmedizin zu erstklassigem Nachwuchs aus den eigenen Reihen." Somit diene MINERVA auch dazu, Exzellenz zu fördern.