Preis für Forschung zu minimal-invasiver Therapie bei krankhaften Erweiterungen an Organschlagadern
17.04.2014
Krankhafte Erweiterungen an Organschlagadern, sog. Aneurysmen, können zu Blutungen führen. Die Höhe des Risikos der Blutung hängt von der zugrundeliegenden Erkrankung des Patienten ab. Einen geringeren Einfluss hat hingegen das Ausmaß der Erweiterung – gemessen als Gefäßdurchmesser. In den meisten Fällen können die gefährlichen Gefäßerweiterungen, auch wenn es schon zu einem Einriss gekommen ist, ohne Operation mit minimal-invasiven Methoden behandelt werden. Diesen Nachweis erbrachte jetzt ein Team um Prof. Dr. Michael B. Pitton und Prof. Dr. Christoph Düber aus der Klinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). Für ihre Ergebnisse wurden die Mainzer Forscher beim europäischen Radiologiekongress in Wien mit dem Preis für die beste wissenschaftliche Präsentation ausgezeichnet.
Aneurysmen treten im Körper am häufigsten an der Hauptschlagader im Brust- und Bauchbereich auf. Bekannt und gefürchtet sind solche Veränderungen auch an den Blutgefäßen im Kopf. Durch die Aussackung und Wandschwäche besteht bei Aneurysmen das Risiko, dass die Schlagader einreißt und es dadurch zu lebensgefährlichen Blutungen im Kopf, Brust- oder Bauchraum kommt.
Das jetzt ausgezeichnete Forschungsprojekt hat sich mit Aneurysmen an den Schlagadern beschäftigt, die zu den großen Organen im Bauchraum führen – den Blutgefäßen der Leber, Milz, Nieren und des Darms. Diese Aneurysmen-Formen kommen bei 0,1 bis 2 Prozent der Menschen vor. Da sie keine Beschwerden verursachen, werden sie meist zufällig bei einer Computertomographie- oder Magnetresonanztomographie-Untersuchung des Bauchraums entdeckt. Im Falle eines Einrisses beträgt die Sterblichkeit mehr als 50 Prozent.
Die Mainzer Arbeitsgruppe konnte zeigen, dass die Häufigkeiten und die Verteilung solcher Aneurysmen im Bauchraum von der Art der zugrunde liegenden Gefäßschädigung abhängig ist. Ebenso ist das Risiko der Ruptur weniger vom Durchmesser als vielmehr von der ursächlichen Erkrankung bestimmt. So sind Aneurysmen die durch Entzündungen im Oberbauch entstehen – z.B. bei einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse – besonders gefährlich.
"In der Vergangenheit wurden Aussackungen an den Organschlagadern durch Operationen behandelt. Dabei wurden die erkrankten Gefäßabschnitte durch körpereigenes Gewebe oder Kunststoffadern ersetzt. Alternativ konnten die Aussackungen auch durch einen Bypass ausgeschaltet und umgangen werden", erläutert Prof. Dr. Michael B. Pitton. "Seit einigen Jahren lassen sich diese Aneurysmen meistens ohne chirurgische Eröffnung des Bauchraumes von Radiologen mit verschiedenen Kathetertechniken behandeln. Dabei werden die erkrankten Blutgefäße in manchen Fällen vollständig verschlossen. Diese Technik kommt zum Einsatz, wenn die Organe über Umgehungskreisläufe weiterhin versorgt sind. Alternativ werden die Blutgefäße durch Implantation von Stent-Prothesen von innen repariert und die Aneurysmen dadurch ausgeschaltet."
"Die Auszeichnung durch die Europäische Gesellschaft für Radiologie ist Anerkennung für eine exzellente wissenschaftliche Arbeit. Für die Mainzer Radiologie ist der Preis gleichzeitig Ansporn für die Fortsetzung der seit vielen Jahren erfolgreich durchgeführten interventionellen Gefäßtherapie", so Prof. Dr. Christoph Düber, Direktor der Klinik und Poliklinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie.