Mainzer Krebsforscher sind neuer Leukämietherapie auf der Spur

205.000 Euro Forschungsförderung von der Wilhelm Sander-Stiftung

06.03.2007

Die interdisziplinäre Arbeitsgruppe "Onkogene Signaltransduktion" an der III. Medizinischen Klinik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) erhält eine zweijährige Forschungsförderung von der Wilhelm Sander-Stiftung in Höhe von 205.000 Euro für die Untersuchung von neuen Therapiemöglichkeiten der akuten myeloischen Leukämie (AML). AML ist die häufigste Leukämieform bei Erwachsenen. Jährlich erkranken daran etwa 2.500 Menschen in Deutschland. Unbehandelt führt diese Erkrankung innerhalb kürzester Zeit zum Tod. In der Arbeitsgruppe "Onkogene Signaltransduktion" forschen Ärzte, Biologen und Biochemiker gemeinsam unter der Leitung von Prof. Dr. Thomas Fischer.

Bei etwa 30 bis 40 Prozent aller AML-Patienten lässt sich eine bestimmte genetische Veränderung, eine Mutation, nachweisen, die dazu führt, dass die weißen Blutkörperchen, die diese Mutation tragen, unkontrolliert Wachstumssignale erhalten und sich explosionsartig vermehren. Durch die Mutation wird die Struktur eines Eiweißstoffs, des sogenannten FLT3-Rezeptors, derartig verändert, dass dieser dauerhaft aktiv ist und damit der Zelle signalisiert, sich ungehemmt zu teilen. Bisherige Standardtherapien der AML wie die Chemotherapie bzw. die Knochenmarktransplantation können aufgrund verschiedener Nebenwirkungen sehr belastend für Patienten sein. Zudem sprechen nicht alle Erkrankten auf diese Therapieformen an.

In den letzten Jahren wurden daher neue Medikamente, sogenannte Kinase-Inhibitoren, entwickelt, die eine zielgerichtete Therapie der AML ermöglichen. Diese Substanzen heften sich speziell an einer bestimmten Stelle des veränderten FLT3-Rezeptors an. So wird dieser blockiert und damit inaktiviert. In der Folge sterben die genetisch veränderten Leukämiezellen ab. Diese neuen Therapien zeichnen sich unter anderem durch eine bessere Verträglichkeit und deutlich weniger Nebenwirkungen aus und führen nicht zu einer Schädigung gesunder Zellen der Patienten. Die ersten klinischen Erprobungen dieser Medikamente verlaufen derzeit sehr vielversprechend. Jedoch zeigte sich, dass nur bestimmte Leukämiepatienten auf die neuen Medikamente ansprechen.

Das Team der Mainzer Krebsforscher um den Mediziner Prof. Dr. Thomas Fischer und den Biologen Dr. Frank Breitenbücher ist den Ursachen dieses Phänomens auf der Spur und untersucht, welche Patienten die besten Chancen haben, auf die neuen zielgerichteten Substanzen anzusprechen. Die Forscher verfolgen hierbei die Hypothese, dass bei Patienten mit Mutationen im FLT3-Rezeptor unterschiedliche Strukturveränderungen des Eiweißstoffs auftreten können. Je nach spezifischer Veränderung könnte so der Zugang der neuen Substanzen an ihre Bindungsstelle verhindert und damit deren Wirksamkeit blockiert sein. Würde es gelingen, diese Strukturveränderungen zu charakterisieren, könnte eine zweite Generation von zielgerichteten Medikamenten entwickelt werden, die sich durch eine breitere Wirksamkeit auszeichnen.

Aktuell werden in der III. Medizinischen Klinik des Universitätsklinikums Mainz verschiedene Therapiestudien mit neuen, zielgerichteten Medikamenten bei der AML durchgeführt. Die Spezialisten untersuchen parallel hierzu mithilfe modernster molekularbiologischer Methoden im Labor die Wirkung der Medikamente auf die Leukämiezellen der Patienten. Damit soll es gelingen, zukünftig wirksamere und besser verträgliche Krebstherapien für Patienten zu entwickeln. Die Forschungsförderung der Sander-Stiftung trägt wesentlich zur Unterstützung dieser Forschungsaktivitäten bei.