Vermittlung einer wichtigen archäologischen Methode in der Lehre
27.06.2006
Die derzeit reifenden Getreidefelder zeigen an vielen Stellen Unterschiede in Wuchshöhe und Reifegrad. Nicht selten wird dies durch unter der Erdoberfläche verborgene archäologische Relikte verursacht, die die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens beeinflussen. Beispielsweise kann Mauerwerk oder verdichteter Boden weniger Wasser aufnehmen als das umgebende Erdreich. In der Folge können Getreidepflanzen auf solchen Plätzen weniger in ihr Höhenwachstum investieren und reifen schneller. Umgekehrt ist das Erdreich selbst nach Jahrtausenden noch ein besserer Wasserspeicher, wenn es, zum Beispiel mit Humus angereichert, in eine zuvor ausgehobene Grube gefüllt wurde. Hier dauert die Wachstumsphase des Getreides länger, sodass grüne Flecken in gelben Getreidefeldern entstehen. In der Luftbildarchäologie werden solche Wuchsunterschiede zur gezielten Prospektion vor- und frühgeschichtlicher Befunde genutzt. Durch die recht hohen Kosten, die vor allem das benötigte Flugzeug verursacht, bleibt die Vermittlung dieser wichtigen archäologischen Methode in der Lehre deutscher Universitäten allerdings meist in der Theorie stecken.
Um so erfreulicher ist es, dass das Institut für Vor- und Frühgeschichte der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) seinen Studierenden kürzlich einen Workshop zur Luftbildarchäologie anbieten konnte. In Zusammenarbeit mit dem Hessischen Landesamt für Denkmalpflege und dem Aeroclub Gelnhausen e. V. wurden insgesamt neun Prospektionsflüge vor allem über dem Gebiet zwischen Worms und Oppenheim durchgeführt. Die Studierenden war damit die Möglichkeit gegeben, an Bord einer Dornier 27 unter Anleitung selbst Luftbilder anzufertigen. Es entstanden rund 1.100 Farbdias und 700 Digitalaufnahmen. Letztere wurden gleich vor Ort einer ersten Beurteilung unterzogen.
Im Ergebnis gelang die Dokumentation römischer Bauernhöfe, eisenzeitlicher Grabanlagen sowie zahlloser vorgeschichtlicher Siedlungsgruben. Jüngere Epochen trugen mit Sandgruben, Drainagegräben oder auch militärischen Anlagen vom 17. bis zum 20. Jahrhundert bei. Von Interesse war ebenso die Geomorphologie: Vor allem in den Rheinniederungen konnten teils spektakuläre Aufnahmen längst verlandeter Rheinarme gemacht werden. Die Bilder stellen nun den Grundstock eines Luftbildarchivs dar, das einerseits der Archäologischen Denkmalpflege nützen und andererseits ein wichtiger Bestandteil von Forschung und Lehre am Institut für Vor- und Frühgeschichte der JGU sein wird.